DIE KLEINE , ALTE FRAU UND DIE AMEISENURGROSSMUTTER

In ihrem geliebten, grünen Paradiesgärtchen
rankt, knospt, blüht und beblättert es sich nach herzenslust
und die kleine Frau sitzt mit gefalteten Händen,
zwinkert den Sonnenstrahlen zu, die sich hin und wieder
durch die Platanenblätter stiebitzen, aber
unter ihren floralen Schützlingen ist auch ein Kummerkind-
ein sehr großes, altes, vollkommen verknorpeltes,
dieses blauclematische Blühwunder
wandelte sich zur Alp-Traumhaften Zierde
eines Spinnwebschloß-Portales!!!
Dürr verzweigt, fast blattlos - kummervolles Geranke -
mit letzter Kraft noch schlaffe Blättchen der Sonne
und den besorgten Augen der Alten präsentierend.
Ja - und dann kommen die Ratschläge der Besucher:
"Schmeiß sie weg! Alles, ganz, mit dem Pott(Pflanzkübel)!!!"
"Was? Mein Herzens-Pflänzchen?
das ich von Baby-Würzelchen an durch so viele, kalte Winter gebracht habe???"
"Dünn sie einfach aus!!!"
"Wen? Wie? Der Wurzel-Stamm-Mutter
die Kinder !ausdünnen!"
Und die alte Platane
raschelt auch vollkommen ratlos im Wind.
Nein, nein, so! nicht -
und dann gibt sie dem Kümmerling
ein extra-Schlückchen Dünger - mehrmals -
und versucht, sie gesundzudenken, ihre Kleine,
und irgendwann merkt sie: "Der Pott stinkt!" Igitt!!!
Sie hat nicht bedacht, daß der Abfluß blockiert war
und dabei ist, die Clematis zu ersäufen.
Schreck macht Beine - und läßt sogar kleine, alte Frauen
Dinge tun,die sie eigentlich garnicht mögen:
Klötze untern Topf, das Geranke
bis aufs Wesentliche reduzieren -
Die Müffelerde bekommt eine grandiose Wasserspülung -
und dann sagt das Clematinchen
ganz matt und leise " ahhhh ".
Sanfter Sommerregen wäscht den Blumenkummer fort -
sie lebt, wird grün,
rankt sich mit neuer Kraft dem Licht entgegen -
und wieder sitzt die kleine Frau in ihrem Korbstuhl,
wartet auf die neue Blütenpracht -
und dann --- bleibt ihr die Luft weg !!!
Da läuft was dickes, großes, schwarzes,
wie ein General --- inspiziert die Ranken ---
rauf und runter --- kreuz und quer ---
als ob es sagen wollte :"Mach hin, kleine Blume,
ich hab Hunger!"
Es wird umkreist, umflattert,
von was viel kleinerem, hübscherem -
und der fette, schwarze Krabbelschreck -
die personifizierte Urgroßmutter aller Ameisen,
läuft unbeirrt weiter -
und der alten Frau gehen 100 Gedanken durch den Kopf :
"Warum die ? und dann hier ? was denn nu ? wohnt die im
Pott ??? ganz unten ? ganz allein ? was macht sie da ?
und was! mach ich! jetzt ?
Und dann schreitet sie - endlich - zur clematischen
Rettungsaktion, nein, nicht mit Speer und Schild,
wohl aber mit Schaufel und Handfeger
und befördert die Unehrenwerte so sanft wie möglich
über die Balkonbrüstung - das wäre geschafft !!!
Natürlich hat sie der Katapultierungsaktion
alle guten Gedanken und Wünsche hinterhergesandt.
Der Landungsplatz : Traumwiese mit fetten Blümchen -
also, das perfekte Ameisenurgroßmutterparadies.
Ja, jetzt kocht sie-endlich-einen wohlverdienten Kaffee,
sitzt und schaut, wie die kleine Dame Clematis
recht vergnügt ihre wohlbehaltenen Blättchen streckt-
und die alte Platane beginnt,
zufrieden vor sich hinzuschnarchen.


selena



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Kommentare (11)

groschbmich .. und liebevoll geschrieben.
Darum auch liebe Grüße,
Bernd
selena Du bist mir herzlich willkommen auf der Wolke Nr.7
von dort aus haben wir einen wunderbaren Blick
mit dem nötigen Abstand zum Weltgeschehen -
auf die Träume,die noch in uns sind.
Aber erst muß diese Realitätsklabasterei bewältigt werden -
und dann schaun wir mal, Biggele -*-*-*-*-*-*-*
Deine selena
selena Du hast ganz Recht -
man möchte so vieles lesen -
anschauen, schreiben, hier im ST -
und verfranst sich allzuleicht -
das hab ich mit Schrecken feststellen müssen,
als mein Briefkasten dabei war, sich zu überfressen -
und als passionierter Briefeschreiber grummel ich jetzt
beim Sortieren und Archivieren so vor mich hin - muß aber sein,
so eine langweilige Arbeit.Bald ists geschafft -dann folgt was Neues.
Ein ganz lieber Gruß für Dich, Flo.
selena
selena da hab ich ja ganz rote Öhrchen bekommen -
vor so viel Lob Deinerseits.
Da ich ein "Freiluftschreiber" bin,
und meine Platane mir immer fleißig neue Geschichten zuflüstert,
werde ich den Sommer über viel Papier und Tinte verbrauchen,
denn : Im winter ists vorbei
mit der Märchenschreiberei.

Deine selena
brixana liebe Selena,
mit Deiner blühenden Phantasie entführst Du Deine Leser mit gut gesetzten Worten in eine Märchenwelt.
Ach, ist das schön. Ich freue mich auf weitere Werke.
Dein Biggele
floravonbistram berührt und gefangen von deinen Geschichten - muss ich das heute das unbedingt mal schreiben.
Ich lese zwar alles, habe aber oft nicht die Zeit, zu kommentieren.
Ich liebe deine Geschichten
Herzlichst
Flo
connyx
liebes Selenalchen -
ein kleines bisschen habe ich geläutet bei Dir ....
aber du warst wohl nicht zu Ohr -
meine Gedanken dachten - na vielleicht ist sie nicht
zu hause oder hat sie einfach jetzt kein Öhrchen
für das telefönchen -
eigentlich wollte ich dir sagen,
dass ich deine Geschichte so bittersüss fand
ich verglich es mit bitterschokolade, die ich sehr sehr liebe -
dabei hörte ich beim Lesen Deine Stimme und
sagte zu mir, ja so ist sie das Selenalenchen -
so ein zartes - filigranes Stimmchen kann nur so ein zartes Geschichtchen
schreiben -

einfach supppppertoll - chapeau liebe Selena -

mach weiter so - lass dich inspierieren in heissen sommernächten -

lass dich lieb umärmeln von deiner
bärbel,
selena im Kopf sind schon noch einige,
aber der Weg aufs Papier braucht seine Zeit,
das hast Du ja auch mittlerweile festgestellt.
Es gibt nicht so viele Menschen, die noch zu träumen verstehen.
Danke, für Deine Worte.

selena
omasigi sind eine Qual fuer die Pflanze.
Nur gut dass sie entsorgt wurde.
So liebevoll ueber den Balkon.

wieder eine Geschichte und Beobachtung
wie das Leben einem mitspielen kann.

Liebe Selena
auch ich komme echt in traeumen
wenn ich Deine Geschichten lese.

Schreib mehr,
ich hab das Traeumen so gerne

Sigrid
selena das Einzigmögliche während dieser
tropischen Wetterlage: am pc sitzen -
dann geht die Nacht schneller um.selena
indeed ich liebe deine Geschichten, deinen kleinen Paradiesgarten und wenn du da die Ereignisse schilderst in einer sehr eigenen aber so liebevollen Art, dass man meint, die Märchenfee erzählt.
Liebe Grüße
Ingrid

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