Abschied

… Ein Sommer voller Glut - nun wird es schwächer.
Sturm tobt durch leere Straßen, heult um Dächer,
Vernichtung, Ohnmacht, Trauer und Gewalt.
Die Nächte werden länger, es wird kalt.
… Zugvögel auf dem langen Weg nach Süden,
sie haben sich zu Flug und Flucht entschieden,
denn wenn sie bleiben, werden sie bedroht
von Schnee und Frost, von Hunger und von Tod.
… Ahorn und Birken sind bereit zu sterben.
Ihr Alltagsgrün beginnt sich zu verfärben
in golden-gelbe, feuerrote Pracht,
der Tod als Rausch im Angesicht der Nacht.
… Ich selber – soll ich fliegen oder bleiben,
verharren oder auch gen Süden treiben,
wo Wärme wartet, Leben und Gefühl,
wo alles hell ist, Leichtigkeit und Spiel.
… Ich bin ein Kranich mit gebroch´nen Schwingen,
kann nicht mehr fliegen, nur noch singen
den alten. sehnsuchtsvollen Sterbesang.
Dann wird es Winter, unerträglich lang,
… Dann wird mich Äußeres nicht mehr berühren,
dann werd ich weder Schmerz noch Liebe spüren,
ich werde tot sein für die Welt und dich,
und du wirst frei sein, unabänderlich.
… Noch einmal flammt mein Lied in tausend Farben.
Schon rinnt mein Blut aus unverheilten Narben.
Ein rauher Herbstwind klagt erschreckend hohl.
Geliebte, dir ein letztes Lebewohl!


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Kommentare (4)

ehemaliges Mitglied

die Stimmung in deinen Zeilen gefällt mir sehr,
stürmisch, leidenschaftlich, lebenshungrig, aufgewühlt! 
wird das Ich deines Gedichtes
im rauschenden Toben und letzten Aufwallen der Pracht, 
dem äußeren Verfall ganz nah,
die Stille finden, 
die Stille voller Leben, das neue Ahnen?
und zu neuen Ufern aufbrechen
hoffnungsvoll
denn die Liebe bleibt,
es gibt kein letztes Lebewohl
und die Reise endet nie,
die Flamme ist zeitlos

frag mich nicht, warum ich so sicher bin, 
erklären kann ich es sowieso nicht

...und wieder flammt dein Lied in tausend Farben...

ein herzliches Danke fürs Teilen
WurzelFluegel

silesio

@WurzelFluegel  
Deine beschreibenden, interprtierenden Worte zu meinen Versen treffen genau meine Stimmung.
Eine ähnliche Intensität finde ich in vielen deiner Gedichte, die ich nicht nur gern lese, sondern immer auch länger in mir nachklingen lasse.

Monalie

 Das ist schön und traurig zugleich,ja wann die große Reise beginnt weiß niemand,meint Mona

silesio

@Monalie  
Ja, vielleicht die weiteste Reise, die wir antreten werden, und niemand weiss, wo und wann sie endet


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