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Der Wetterbericht für Ingolstadt und Umgebung sagte für heute noch gutes Wetter an – sündhaft, da in den Keller zu gehen und ihn für den Umzug bereit zu machen – denn morgen soll’s Regen geben. Also heute raus und los, sich bei den Verwandten hier rund herum noch zu verabschieden. Also fingen wir heute im Ampertal damit an.
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Der Weg führte uns unter Vermeidung der Autobahn über Paffenhofen/Ilm und Allershausen , den Ort kennt jeder, der von und nach München fährt oder gefahren ist, der Name des Ortes klang bestimmt schon aus dem Autoradio bei der immer zu erwartenden Staumeldung. Hinter Allershausen schwenkten wir auf die Staatsstraße ins Ampertal ein, fuhren in Richtung Freising mit Weihenstephan.
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Schatulle(ortwin)

Wer schnell gucken kann, wird einen Wegweiser entdecken, der zu einem Waldkirchlein zeigt. Ein Kirchlein, das vor einunddreißig Jahren einen besonderen Tag unserer Familie erlebte: die Eltern wurden zu ihrer Goldenen Hochzeit von einem Freund getraut. Ein Harmonium gab es da, nur niemand von den Feiergästen konnte es spielen. So hatte unsere älteste Schwester Kinder, Enkel, Neffen und Nichten mit Block- und Altflöten ausgestattet, mit ihnen die passende Musik eingeübt.
Schatulle(ortwin)

Das Kirchlein war zu klein, um alle die Gäste aufzunehmen, so umringten die draußen Stehenden das Kirchlein und begleiteten diese so wunderschöne Feier. So kann ich es nicht lassen, immer wieder da den Waldweg hinein zu fahren, um mich noch einmal (und immer wieder) von diesem stillen Ort einfangen zu lassen. Die Gedanken wandern in diese Zeit zurück.
Schatulle(ortwin)

Was sind dreißig Jahre? Die kleinen Flötenspieler sind erwachsen, haben selbst schon wieder kleine Sänger, Flötenspieler oder gar Trompeter. Die Eltern sind heimgegangen, sie ruhen zusammen weiter Amper aufwärts.
Aber es gibt noch reichlich Nachkommen dieser Berliner Familie, die hier verstreut leben.
Schatulle(ortwin)

Ich habe heute mit meinem Spatz die Abschiedstour begonnen – wir machten Halt bei diesem Kirchlein. Und die Sonne war uns etwas gnädig, als wir durch das Herbstlaub gingen. Ganz alleine und still stand da vor uns das Kirchlein. Ein Verein kümmert sich um dieses Kleinod. Verschlossen und das ist gut so, so bleibt es doch erhalten und gegen Vandalismus geschützt. Die Dörfer, denen einmal das Kirchlein gehörte, sind verschwunden, der Wald hat sich das wiedergeholt, was ihm Generationen davor einmal weggenommen hatten.
Schatulle(ortwin)

Nach ein zwei Abschiedsbesuchen ging es mit der Abendsonne wieder zurück nach Ingolstadt - ohne Autobahn!

ortwin


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Kommentare (2)

ortwin Nun fiel mir nach langem Nachdenken der Name des "Vetters" und Pfarrers wieder ein, der die Feier zelebrierte: Es war Pastor Kleinschroth. Er war mit seiner - damals schon über achtzig Jahre alten - Ehefrau aus der Gegend Goslars angereist. Wenn die Eltern noch lebten und man sie auch fragen könnte, würde man erfahren können, wie es all ihren Freunden gehen möge. Ich rechne nicht nach, wie viele längst heimgegangen sind.

ortwin
adingca was heisst abschiedst. bist du aus dieser schoenen gegend weggezogen?
der bericht ist sehr gut.
gruss adingca

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