adventliches zum 05.12.


"Oma schau mal"

flüsterte Sophie:

" Nikolaus turnt; ich wiiill auch !!!" ,

zupfte dabei aufgeregt an meinem jackenärmel und blickt, den kopf weit zurück gelehnt, auf eine hauswand. jetzt sehe ich auch die fast zwei meter hohe figur, die in diesen vornikolausigen tagen entsprechend rot-weiss gewandet, zwischen den fenstern der zweiten und dritten etage hängend, den eindruck erweckte, ein fassadenkletterer übe für den nächsten einbruch.

"Ist der Nikolaus nicht im Wald?"

und

"Der darf das doch nicht?"

wollte sie dann von mir wissen; gefolgt von einem kurzen aber sehr bestimmten:

"Ich wiiill auch !!!"

ich überlegte blitzschnell, wie ich Sophie erklären kann, dass die adventszeit so manches geheimnisvolles bietet, u.a. eben die wunderbare weltweite vermehrung der Nikoläuse, die jetzt allüberall präsent sein müssten und dass nur Nikoläuse solche waghalsigen kletterpartien zwischen den etagen eines hauses bewältigen könnten...

sind wir doch dem Nikolaus an diesem nachmittag schon mehrfach begegnet bei unserm spaziergang. vor der eingangstür des i]"Waldcafes"[/i] trafen wir ihn in der plastik-ausführung, fröhlich zwinkernd trug er in der hand eine von girlanden und glöckchen umrahmte speisekarte, die Sophie gleich hochhüpfend zu den worten:

"wiiill ich haben"

veranlasste.

auf dem tisch dann, den wir gewählt hatten, tummelten sich gleich drei, wenn auch wesentlich kleinere exemplare als der nikoläusige türwächter, die zwischen ihren knien eine kerze hielten und Sophie, kaum dass wir unsere jacken und mützen ausgezogen hatten, dazu verführten, an den zipfelmützen der Nikoläuse heftig zu werkeln und kräftig an den weissen wattebäuschen zu zupfen. während ich bei der befremdet guckenden serviererin meine getränkeorder kurz unterbrach, Sophie zu bitten:

"Bitte mach die Nikoläuse nicht nackisch, es ist kalt und wenn die sich jetzt erkälten, wird datt nix mit der Nikolausfeier bei dir!"

bemerkte ich bereits den einen oder anderen interessierten blick der cafebesucher an den anderen tischen, die unser gespräch sichtlich amüsierte.

oh wie ich datt liebe!

von der *nikoläuse-auszieh-aktion* konnte ich Sophie erfolgreich abhalten mit dem hinweis auf einen weiteren Nikolaus, der auf dem kaminsims inmitten eines rudels von rentieren mit braunen knopfaugen und einem schlittengespann, auf dem glänzend polierte rote äpfel sich zu einer pyramide türmten, hockte...gerade so, als mache er seine verdiente pause von der Nikolaus-Tour rund um den erdball.

wohl keine so gute idee...denn, nachdem Sophie erstmal sehr interessiert und ruhig auf dem stuhl sitzend, die kamin-deko betrachtet und ich die zeit fix nutzen wollte, am kuchenbüffet zu bestellen, geschah es:

Sophie hatte entschieden, nun lieber rot polierte äpfel anstatt kuchen zu schmausen und sich hinter meinem rücken behende den nächststehenden stuhl geschnappt, diesen zum kamin gezogen und stand nun hoch oben, die kleinen hände mit zwei dicken äpfeln gefüllt und wiederum zum vergnügen der anwesenden gäste, lautstark rufend:

"Oma Rosi, Hilfe; ich wiiill runter !"

auf meinem weg zu ihr, quer durch das cafe, dachte ich mir eine anrührende geschichte aus, die sie vielleicht bewegen könnte, die äpfel ohne das zur zeit sehr aktuelle: *Ich wiiill aber!* geschrei, zurück zu legen und flüsterte ihr ins ohr watt von:

"Nikolaus hat grossen Hunger von seiner weiten Reise zu den vielen Kindern; bitte leg doch die Äpfel zurück auf den Kamin!"

nix da, Sophie liess sich nicht weich und verständnisvoll stimmen, ganz im gegenteil; sogleich kam ihre empört klingende antwort:

"Ich auch Hunger, wiiill Äpfel essen!"

derart mit meinen eigenen worten geschlagen, spürte ich dieses gewisse kribbeln im bauch und hoffte inständig, niemand möge mich bei einer Apfel-Diskussion mit einer zweieinhalbjährigen beobachten.

während ich noch voller sorge war, die kunstvoll aufgebaute Apfel-Pyramide auf dem rentier-schlitten könnte, beraubt ob der zwei äpfel, gleich zusammenstürzen, die äpfel dann durch das cafe kullern und peinliches mehr...nahte rettung!

einer der wanderer, die gemütlich am stammtisch sassen, gesellte sich zu uns und schenkte Sophie einen kleinen Nikolaus aus Schokolade; schlagartig verlor sie das interesse an den gemopsten äpfeln, ich erhielt, watt ich wollte und konnte nun endlich die äpfel zurück legen und Sophie vom stuhl heben, die in ihrer hand den schokoladen-nikolaus wie eine trophäe fest hielt.

"Daaanke, wie heisst du denn?"

übernahm sie nun die vorstellung und ich wußte, watt folgen sollte, hat es doch seit wochen zahlreiche ähnliche begegnungen im supermarkt, beim friseur oder an anderen orten, die alle ähnlich verlaufen und da hörte ich sie schon, die bekannte frage:

"Das ist meine Oma Rosi, hast du auch eine Oma Rosi?"

der mann lachte und meinte darauf:

"Nein; aber vielleicht möchte deine Oma auch meine sein?"

mir blieb nur noch, verkniffen lächelnd, einen guten tag zu wünschen und endlich, mit einer jetzt braven Sophie, kakao und kuchen zu geniessen!



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