Ältere Dame singt Blues im Regen
Was ich manchmal denke mir
am Abend
wenn die Arbeit schon gemacht
gelangweilt
zwar nichts fehlt mir bin zufrieden
den Prinzipien treu geblieben
trotzdem irgendwie
irgendwie unsicher
Hat ja niemand mir versprochen
Paradies
doch wo bleiben Illusionen
nicht erfüllt
soll das alles sein, verstehe
wer würd' streben nach noch mehr
trotzdem irgendwie
irgendwie zu wenig
Erst der Morgen bringt die Ruhe, muntert auf
weiß ja niemand was geschehen kann
nun bald
deshalb nur am Abend meckern
sonst erfreut von hellen Flecken
die es gibt ja
tief im Herzen
immerhin
Kommentare (8)
Leider sieht man's dem Porträt-Schemen nicht an, aber nach Deiner Art zu antworten würde man eigentlich nicht vordergründig (!) auf eine ältere Dame tippen.
Du hast geistreich und mit guten Worten Deinen Standpunkt eingenommen - und so etwas finde ich immer gut.
Doch verraten hast Du uns keine anderen Quellen, drum: stell bald hier wieder etwas ein!
Mit freundlichen Grüßen - elbwolf
Liebe Clematis, lieber elbwolf,
vielen Dank Euch Beiden für interessante Bemerkungen, Fragen - und auch für Eure Kritik.
Wenn Ihr gestattet, antworte ich hier Euch Beiden, mit der Hoffnung, dass ich da nichts auslassen oder vergessen würde.
Den Titel hat mir der Tag gebracht; echt regnerisch. Der Regen im Titel könnte aber natürlich auch übertragen die Tränen bedeuten. Man muss ja auch nicht erklären, dass das Wort "Blues" vom englischen "blue" im Sinne "traurig" kommt. Ich bin keine große Sachkennerin in Sache Musik, und auch keine Profidichterin; meinen Blues konnte ich aber mehrere Tage lang - na ja, nicht hören, nicht sehen - einfach nur spüren. Sanft rhythmisch; die Anfangs- und Endverse leise und ruhig, die mittleren, längeren dafür lauter, mit einer Prise Schmerz und Protest. Das Ende bringt manches, daraus man sich selbst etwas auswählen kann: Abfinden? Resignation? Hoffnung?
Lieber elbwolf, Deine Version muss man schon klasse finden; da wurde mein bescheidener Versuch einfach vervollkommnet. Der Rhythmus lässt sowohl an die charakteristische Musik denken, sowie an die Regentropfen... Und da muss mein Gedicht nicht umsomehr "wahrheitsgetreu" sein - weil von einer älteren Dame verfasst. :)
Mit besten Grüßen, Clematis und elbwolf
Christine
Ach, Christine, @Clematis findet Deinen Titel wahrscheinlich nur "toll", weil ihn @elbwolf in Zweifel zieht ...
Bei einem Gedicht ist der TITEL das Einzige (wie ich finde), wo es darauf ankommt, nicht eine STIMMUNG zu artikulieren oder zu projizieren, sondern einen INHALT anzudeuten. In den Versen kommt es dagegen auf die Stimmung und - bei gereimter Lyrik - fulminant auf die Form - an, nicht aber einen Inhalt RÜBERZUBRINGEN, wie (zumindest hier im ST) dauernd behauptet wird (um, wie mir scheint, allerhand "Gebrechen" der Verse zu verdecken).
Aber auch ich wäre gespannt, wie ich schon geschrieben hatte, mehr von Dir zu lesen.
elbwolf
PS: Und wo bleibt, vom Blues ganz abgesehen, an den hier außer @C. vielleicht sonst niemand denken würde, der Regen?
Ach, Christine, was für ein toller Titel!
Ich seh Bilder und höre Melodien, eigentlich würde ich den Malkasten öffnen und ein Bild zu diesem Titel malen.
Aber - Dein Gedicht holt mich sehr schnell wieder runter. Was ist damit?
Ja, die Grundstimmung ist Blues, keine Frage. Aber mich erreicht es nicht.
Bin gespannt, was von Dir noch zu lesen ist.
Liebe Grüsse
Clematis
... und Du bist Dir natürlich sicher, Christine, dass das genau der zum Gedicht passende Titel wäre ...?
Leider habe ich in dieser Art, Verse zu bauen, keine Praxis. Wenn ich es denn ganz selten versuchte, so waren sie rhythmisch und der natürlichen Wortfolge weitgehend angepasst und ohne wegapostrophierte "e". Mal sehn, ob es bei dir nennenswert viele Kommentare geben wird - denn das ist oft ein Zeichen, dass es ein Allerweltsthema wäre oder eines, das jeder missversteht.
Falls Du überhaupt auf meine Anmerkung reagierst, schreib bitte dazu, wo es mehr von dieser/Deiner Art zu lesen gäbe - ich würde versuchen, mich hineinzudenken.
Vorläufig verstehe ich Deine Verse etwa so:
Manchmal denke ich am Abend,elbwolf
gut: die Arbeit ist getan;
statt am Nichtstun nun mich labend,
fühle ich die Zweifel nahn:
Lebensregeln blieb ich treu,
trotzdem bin ich mir nicht sicher,
schied ich Weizen von der Spreu.
Illusionen gibt es viele –
manche führn ins Paradies;
andre scheinen fast nur Spiele,
ohne Aufwand überdies.
Hätt' ich das je angestrebt,
bin ich irgendwie mir sicher,
hätte ich es längst erlebt.
Morgens dann ersehnte Ruhe,
doch wie endet so ein Tag ...
ob mit allem, was ich tue,
wirklich Gutes ich vermag?
Manchmal sing ich mit Gewinn,
bin ich mir doch völlig sicher,
auch ein Lied: zeig, wer ich bin.
PS: Pardon für die Missgestalt des Zitat-Befehls, ich habe mehrfach angefordert, ihn nachzubessern: Einkopieren, Einrückung, Schriftgröße, Oben-Unten-Abstand; es tut sich nichts.
Ach, Christine, @Clematis findet Deinen Titel wahrscheinlich nur "toll", weil ihn @elbwolf in Zweifel zieht ...
zitiert nach Elbwolf
Guten Morgen Christine,
glaub dieser Behauptung von Elbwolf nicht. So wichtig ist er wahrhaftig nicht, dass ich hier gegen ihn argumentieren würde. Es wäre schade um Zeit und Energie, hier einen Disput zu veranstalten, der - glaub mir - zwangsläufig ins buchstäbliche Nichts führen würde.
Ich finde Deinen Titel toll, ja und man darf auch mal toll sagen.
Manchmal sage ich es - ganz heimlich - auch zu Menschen, die ihre Arroganz nicht zügeln können und meinen, dass nur sie gemeint sein könnten.
Ergebnis: Mancher hechtet hinter Aussagen her, die ihn gar nichts angehen (sollten), nur um mal wieder einer Userin eine Backpfeife zu verpassen.
Diese aber ist "tatsächlich" hiermit zurückgeschickt.
Christine, Dir einen frohen Sonntag.
Clematis