Ahnenforschung - Randbemerkungen



Ahnenforschung

Unser Vater erzählte von seinen Suchergebnissen manche geschichtliche Randbemerkung.
An zwei möchte ich erinnern. Sie betreffen Nürnberg.

In der Zeit der Gegenreformation, die im Salzburgischen gräßlich wütete, gerade so, wie wir es im zwanzigsten Jahrhundert auch erleben mußten, als nach Kriegsende viele Deutsche vertrieben wurden, so blieb es der Familie Moser aus Hallein nicht erspart, Reißaus zu nehmen, um den „neuen“ Glauben behalten zu können. Sie versuchten es zuerst in Nürnberg, zogen dann weiter nach Frankfurt am Main, hinunter bis nach Amsterdam. Weil es nirgendwo Arbeit und Brot gab, kehrte man wieder zurück in die freie Reichsstadt Nürnberg, die, wie das Frankenland protestantisch ausgerichtet war. Hier konnten die Moser’s Fuß fassen.

In Nürnberg gab es keine „Alleinerziehenden Mütter“, also ledig gebärende Frauen. Sie wurden in ein Frauenhaus gebracht, wo sie Arbeit erhielten und mit dem Kind solange dort leben konnten, bis sich ein Freier fand, der die ledige Mutter heiratete und zu sich nahm.

Solche Informationen fand Vater auf der Suche nach Vorfahren beim Studium alter Kirchenbücher vor Ort. Unsere Mutter begleitete den Vater, entzifferte die Handschriften der Schreiber und Berichterstatter – zumeist von Pfarrern oder Küstern oder Lehrern - aus den Jahrhunderten. Beide hatten Geduld in diesen Exkursionen.

Wie ernst unser Vater mit Mutters Unterstützung seine Forschung betrieb, durfte ich einmal live erleben:
Wir fuhren mit dem Auto von Bonn nach Brüssel, nach Lüttich, nach Maastricht, nach Amsterdam. Jedes Mal bei solch einer Zielfahrt verschwand Vater vor Ort für abgestimmte Zeit, in irgendeinem Institut suchte er und brachte manche Fotokopie mit nach Hause. Es war nicht gut, ihn darin zu stören, also blieb Mutter, meiner Frau und mir eben Zeit, die betreffende Stadt kennen zu lernen.

Diese Begebenheit soll einfließen in unser Buch "Die Müllerei", das eigentlich im September - zu Mutters Hundertsten oder schon zum achtzigsten Hochzeitstag der Elten im August - "fertig" sein sollte. Nun schreibe ich eben weiter, ohne Rücksicht auf Termine.

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Kommentare (1)

oessilady ich lese alle deine Erinnerungen so gerne und man kann so gut nach vollziehen wie diese zeiten waren und wieviele Menschen schlimmes und anderes erlebten.

Ich finde das Davon erzählen macht es leichter ,zu verstehen !

Deine neue Geschichte über diese Ahnenforschung werde ich mit Spannung lesen !
Ein lieber Gruß aus dem hessischen ! Berta

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