Aktiv in Köln - Wochenmarktbesuche


Ziemlich kühl war es am Samstag, trotzdem wollte ich unbedingt vor die Tür, mich bewegen und gucken. was draußen los ist. Etwas Obst musste ich ohnehin noch besorgen, warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, und einen der Kölner Wochenmärkte aufsuchen. Ich entschloss mich zum Besuch des Markts auf dem Klettenberg-Gürtel; schmal und dadurch überall etwas eng, aber sehr vielfältig. Bunt gemischtes Publikum – Menschen in Arbeitskleidung und Mütter mit Kinderwagen. Junge Leute, welche das Angebot mit Bio-Nahrungsmitteln ansteuerten. Fein gekleidete ältere Damen, die alles in Ruhe betrachteten.
Eine Frau hatte ihren mitgeführten Rollator an der engsten Stelle geparkt, wodurch für niemanden ein Durchkommen möglich war. Also musste auch ich abwarten, konnte mich dabei aber etwas genauer umsehen und umhören. Ein Händler klärte eine junge Frau über die Vorzüge des Kochens von frischem Gemüse auf, und ihm gelang es, ihr einen stattlichen Grünkohl zu verkaufen, den sie mit eher skeptischem Gesichtsausdruck in ihren Stoffbeutel bugsierte; Angst vor der eigenen Courage?
Am nächsten Stand gab es rot-weiß-geringelte T-Shirts, Hemden und Socken für die bevorstehende Karnevalszeit. Eine Mutter versuchte, sich durch das Angebot zu wühlen, während ihr etwa vierjähriger Sohn vergeblich probierte, am Nachbarstand Schrauben am Gestänge zu lösen.
Endlich ging es weiter, und ich erreichte den Kiosk, vor dessen Tisch acht Damen mittleren Alters standen, jede mit Sektglas in der Hand, die sich fröhlich zuprosteten.
Ein Stück weiter holte ich ein Ehepaar ein, welches mir vor wenigen Minuten sehr positiv aufgefallen war. Sie hatten Oliven probiert, aufmerksam den Geschmack der kleinen Dinger begutachtet und kamen mir vor, als machten sie sich über ihr heutiges Abendessen richtig viele Gedanken. Sie wirkten sehr zufrieden und ausgeglichen. Nun aber standen sie wieder in meiner Nähe, und waren sich überhaupt nicht mehr einig, denn der Mann, dessen Augen böse blitzten, zischte seiner Frau ein unfreundliches „Was willst Du denn eigentlich, kannst Du Dich endlich mal entscheiden?“ entgegen. Aus war es offenbar mit der Harmonie.
Während ich leicht grinsend weiterging, die frische Luft genoss und noch gar nicht nachhause wollte, überlegte ich, dass ich doch auch noch das Marktgeschehen auf einem ganz anderen Platz anschauen könnte. Also auf zum Wilhelmplatz im quirligen Vorort Nippes. Ganz anderes Publikum – unter anderem die alternative Szene mit zuweilen abenteuerlich gekleideten Leuten, manche mit Dreadlocks, grün oder blau gefärbten Haaren oder verwegenen Hüten, aber auch viele türkische Mitbürger.
„Kilo zwei Euro“ schrie ein junger Mann, der die vielen Obst- und Gemüsesorten an seinem Stand dekorativ präsentiert und aufgebaut hatte, und manches davon verkaufsfördernd dem Publikum entgegenhielt. Auch auf Türkisch wurden die Waren an den unterschiedlichen Ständen angeboten. Backwaren, Fleisch oder Obst und Gemüse wechselten sich ab mit Haushaltswaren, Schuhen, Kleidung und Stoffballen. Lebhaft, bunt und absolut sehenswert, das Ganze. Immer wieder dazwischen kleine Grüppchen von alten Männern, die da standen und ein Schwätzchen hielten.
Mittlerweile hatte ich Mandarinen – diese noch wunderbar bestückt mit grünen Blättern – sowie eine Ananas erworben, und wollte nur noch ein paar Fotos machen. „Ich laufe Ihnen gleich ins Bild, Vorsicht.“ hörte ich rechts hinter mir eine Männerstimme. Der junge Händler, in jeder Hand einen dampfenden Becher Kaffee, grinste mich an und schob sich an mir vorbei.
Ja, für mich war es nun auch Zeit, zu gehen. So viele nette Eindrücke heute mal wieder, und das auf eigentlich ganz simplen Wochenmärkten.

evelyn52




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Kommentare (3)

koala In Gedanken war ich mit auf Deinen beiden Maerkten in Koeln und das wo ich doch in Australien wohne.
So gut war Deine Beschreibung!
Wer mit offenen Augen durch's Leben geht, wer sieht, was draussen los ist, versteht zu leben
Lieber Gruss
Anita/Queensland
Maritt muss mich ganz und gar der Meinung von Roxanna anschließen.

Ist es nicht schön, so etwas zu erleben. Hinaus gehen können in das pulsierende Leben. Zu sehen, wie die Menschen zueinander sind und zu erkennen, dass man mitten hinein gehört.

Beste Grüße
Maritt
Roxanna deine Erzählung über die Beobachtungen auf den beiden Märkten gelesen. Ja, dieses bunte Treiben mit dem vielfältigen Angebot, die Menschen Käufer wie auch Verkäufer zu beobachten ist wirklich interessant und unterhaltsam. Und es bieten sich unzählige Motive zum Fotografieren . Man findet dort sozusagen das pralle Leben .
Danke für diese Geschichte.

Herzliche Grüße
Roxanna

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