Als Kind war ich schwer händelbar.........


so sprach es jedenfalls meine Mutter aus. Opa sprach dagegen und ansonsten schickte mich man zu Besorgungen, die ansonsten keiner der Familie so effektiv erledigen konnte. Ich nehme an, daß einige von Euch diese Spielchen in dieser Zeit und DDR noch in Erinnerung haben.
Immer an die Grenze der DDR-Legalität und sich nicht erwischen lassen.
Es war ein "gefährliches" Leben....als Kind mit doppelter Belastung, da man damit auch die Eltern ins Gefängnis bringen konnte.
Und das Luxus-Bild, in dem propagiert wurde, daß die gebratenen Tauben in der Luft flögen und dafür nicht gearbeitet werden müßte.....na, der Spruch war gut.
Und ich war im Westen - schon in jungen Jahren - und kam in die Heimat zurück.
An einer Umstellung war nicht viel umzustellen. Auch im Westen war noch Not und arbeitsmäßig war auch ein Kampf ums Brot.
Arbeit war das Erfolgsrezept, doch darum mußte man sich selbst kümmern.
Und das war der kleine, aber feine Unterschied.
Als das Tal oder das "Unwort" das Tal der Ahnungslosen entstand, war ich voll empört. Damals wußte ich noch nicht, daß das tatsächlich mit der Fernseh-Kommunikation zusammenhängt.
Denn dort, wo ich wohnte, war mit Extra-Antenne das West-Fernsehen einwandfrei zu empfangen.
Und der nächste Tag war mit Besorgungen abgesprochen! Ich hatte Zeit - kannte alle Örtlichkeiten - und ein Fahrrrad unterm Hintern.
Klopapier, Dosenmilch und was sonst noch so in die Finger fällt.
Jeden Tag ein neues Einkaufserlebnis...und immer eine Überraschung bereit.
Die Klobrillen waren der Höhepunkt.
Meine Cousine suchte schon seit langer Zeit nach einer solchen und nirgends war sie zu bekommen.....doch irgendwo im Landkruschladen fand ich eine. Das war so'n Gemischtwaren-Laden, so richtig im tiefen Land, in dem es alles gibt.
Dort führten wir die lustigsten Ost-West-Gespräche, sogar Kaffee und Kuchen gab es noch.
Doch das Ziel dieser Ausflugs-Reise war erfüllt.
Die Klobrille hing am Lenker dran.
Ganz vorsichtig bin ich in mein Domizil gefahren und wurde mit Knopfaugen und fragenden Blicken empfangen.
"Wo hast Du die geklaut"? war die erste Reaktion......doch den Kassenzettel hatte ich noch. Ein Familienfest war sofort angesagt und die ganze Verwandtschaft durfte die neue "Brille" auch mal benutzen.
Ein traumhafter Tag ging zu Ende......und die Klobrillen-Feier dauerte bis in die Morgenstunden.
Mit dem jüngsten Cousin saß ich noch Stunden unter der großen Eich am Ortsausgang....einfach schön...still und ruhig... und wieder daheim zu sein.
Ein herrlicher Tag ging zu Ende, ein neuer Tag fing an und jeder Tag war einer, der meinen Urlaub kürzer machte.
Doch die Sehnsucht wird nie vergehen.....
ich grüße Dich, mein Heimatland.....
Deine Monika





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