Als man noch Butter auf dem Kopf hatte


Als man noch Butter auf dem Kopf hatte

Eine kleine kulturhistorische Betrachtung

Als man noch Butter auf dem Kopf hatte, dürfte im ersten Moment erschrecken. Soll es das wirklich gegeben haben? Oder ist das hier wieder etwas Phantastisches? Das Wort von der Butter auf dem Kopf ist heute ausgestorben. Möchte man meinen. Zumindest in unserer Gegend ist es nicht mehr bekannt, im Süddeutschen soll es noch zur Alltagssprache gehören. Man meint damit das schlechte Gewissen und hier entspricht es in etwa dem hier geläufigen „Du hast Dreck am Stecken“. Entstanden könnte es sein in den Gegenden, in denen früher die Bäuerinnen die Butter in einem Korb zum Markt trugen. Und wenn dann noch Wärme in Form der Sonne dazu kam, dürfte tatsächlich Butter auf dem Kopf zu finden sein. Im Radeberger Land ist diese Transportform zum Markt auf jeden Fall vor mindestens vierhundert Jahren ausgestorben, denn Butter wurde in Kannen gehandelt, wenn diese auch manchmal Töpfen eher gleichkamen.

Dabei war Butter auf dem Kopf haben auch einst ein Mittel um glatte Haare zu erzeugen. Es gab nämlich einmal Zeiten da waren Locken verpönt, zumindest in besseren Kreisen der jungen Herren. Und da schmierte man sich Butter ins Haar, zum Legen der Locken und damit das Haar glänzte. Und sogar in die Literatur hat es die Butter auf dem Kopf geschafft. Bei Hans Fallada ist in dem Roman „Jeder stirbt für sich allein“ zu lesen: „Aber wer würde ihm glauben, gerade jetzt, wo er diesen Streit mit dem Minister hatte? Er hatte so viel Butter auf dem Kopfe, und nun dies“.

Dagegen gibt es heute schon die Kopfbutter. In einer Gebrauchsanweisung zum Essen und Trinken wird behauptet: Tomaten und Mozarella in Kombination mit frischem Basilikum sind die ideale Kopfbutter für geistige Fitness. Also bei Umkehrung vom schlechten Gewissen sozusagen zum Wissen im Kopf.
Butter als Handelsobjekt ist schon in alten Verordnungen zu finden. Ein solcher Text aus dem Jahre 1596 lautete für Radeberg: „Es soll auch keine Höckerin oder Aufkäuffer weder Eyer, Butter, Keese, gesähmig noch einigerley Küchen- Speiße, so den Montag oder Donnerstage auff den Marckt gebracht, ehe denn die Glocke geläutet wird. Aufkauffen, so offt eine oder einer deßen aufkomme, sol er büßem den Rathe 12 Groschen.“ Womit man seine Geschäfte mit der Butter eben mit dem Kopfe machen musste, um jedwede Strafe zu vermeiden.

haweger

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Kommentare (1)

ehemaliges Mitglied für diese interessanten Informationen! Man lernt nie aus.
Apropos Butter. Es gibt noch eine diesbezügliche Redensart, die vor allem in Norddeutschland verbreitet ist und was bedeutet „Komm zum Wesentlichen“:

"Butter bei die Fische geben"

Gruß
fred-lang

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