Altern

… Wohl jeder kennt den Sachverhalt:
Was jung ist, wird allmählich alt.
Es altern Flöhe, Elefanten,
zu kurz Gewachsene, Giganten,
Analphabeten, Professoren,
Handwerker, Kriminalautoren,
Putzfrauen, Ärzte, Krankenpfleger,
Lastwagenfahrer, Kammerjäger,
wer isst und trinkt, wer weint und lacht,
wer selig schläft und einsam wacht,
sie alle altern unaufhaltsam,
zuweilen schmerzhaft und gewaltsam.
Es altern Blumen, Sträucher, Bäume,
Gedanken, Ideale, Träume;
auch für das Weltall und die Erde
gilt das Gesetz von Stirb und Werde.
Alt wird das Kalb, alt wird die Kuh,
alt werde ich, und alt wirst du.
… Das alles muss Erstaunen wecken,
kann Sorgen machen, gar erschrecken,
und viele treibt die Frage um:
Warum ist alles so, warum?
Es trifft ja jeden irgendwann.
Vorher mag´s nett sein. Aber dann?
Schön, gäb es Antwort auf die Fragen,
doch ich kann nichts Gescheites sagen.
… Es bleibt ein leiser Hoffnungsschimmer,
der kaum erhellt das dunkle Zimmer
und trotzdem niemals stirbt und weicht:
Die Liebe altert nie – vielleicht.
… Christoph Hartlieb