Unser Vater wurde nach dem Sieg über Frankreich erst eingezogen. Bis dahin brauchte er als »Weißer Jahrgang« nicht an die Front und weil „wir“ eine »Kinderreiche Familie« waren.
Zuerst kam er in das besetzte Polen zur Grundausbildung. Danach landete er beim Zollgrenzschutz in Holzkaten bei Stolp in Pommern. Wache schieben – ein beschwerlicher Dienst mit seinen „Plattfüßen“ durch den Dünensand an der Ostseeküste. Er wurde bald wieder entlassen.
Aus Holzkaten kamen regelmäßig Pakete vom Vater: Teewurst … und … Kommissbrot.
Wie kam es, daß Vater uns das schicken konnte ?
Vater ließ seine tägliche Brotzuteilung Tage liegen, die wurde trocken und hart. Während die Kameraden von ihrer Tagesration kaum satt zu werden glaubten, war es für unseren Vater ein Genuß, die Scheiben des trockenen Brotes so fleißig Bissen für Bissen zu kauen, er genoß den sich entwickelnden süßlichen Geschmack, wurde mit wenigen Scheiben satt.
Da blieb Brot übrig. Vater hatte nicht erläutert, wie dann die Kommissbrote am Stück zu uns auf die Reise gelangen konnten. Vielleicht hat er mit der Küche einen Deal gemacht. Jedenfalls wurden die zu Hause ankommenden Brote und die Wurst in den Haushalt übernommen, das sparte doch Geld, das feste weiter überwiesen wurde zum Bausparvertrag bei „Wüstenrot“.

Als Vater später wieder eingezogen wurde, kam er nach Jüterbog, freundete sich mit einem Bäckermeister an, da kamen, solange er dort seinen Dienst verrichten mußte, etwas größere „Brotpakete“ an.

Da ist ein Bild übrig geblieben:
1951 in Bonn im Sommer (Einweckgläser warten auf die Füllung). Unsere Mutter sitzt in der Küche beim Zubereiten des Mittagessens für die (noch) achtköpfige Familie (im November war die Familie dann neun Seelen groß!). Da hinten, oben auf dem Küchenschrank, liegen sechs Brote zum Altwerden. Wir sechs Kinder sorgten mit unserem Appetit für den großen Umsatz an Brot.

Ich erinnerte mich an diese Begebenheit, als ich mein Brot aus dem Gemüsefach holte und die Scheiben von dem acht Tage alten Laib absäbelte – wie »anno dunnemols«.

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Kommentare (2)

indeed Deine Geschichte erinnert mich daran, wie wir kurz nach dem Krieg, als alles so knapp war, auf das Brot Zucker streuten und dann einmal kurz unterm Wasserhahn hielten. Es war köstlich!
Herzliche Grüße
indeed
oessilady Ja es ist die Art und Weise wie man was ißt ,ob es auch anhält mit dem Satt machen.

Ich kann mich noch erinnern ,daß wir das Brot beim Bäcker mit Lebensmittelmarken
bezahlt haben. Da wurd dann von der Bäckersfrau immer ein Stück aus der Karte heraus
geschnitten und wenn wir Kinder auf dem Schulheimweg das Brot mitnehmen mußten,dann hat da schon manchesmal ein Eckchen mehr gefehlt an der Karte.

Natürlich hätte sich unsere Mutter deshalb niemals beschwert. Dafür bekamen wir manchesmal auch abgebrochene Stücke Kipferl ,die nicht verkauft werden konnten.
Heute noch habe ich ein schlechtes Gewissen,wenn ich ein Stück hart gewordenes Brot weg werfe.

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