An meine Enkel


     Ja, ich mache mir Sorgen um euch, Isabella und Benjamin, Steffen und Dorothea. Nicht etwa, weil ihr faul oder frech oder kränklich seid. Im Gegenteil, eure schulischen Leistungen sind gut bis hervorragend, ihr findet euch beneidenswert gut in der digitalen Welt zurecht, es besteht auch kein Anlass, sich um eure innere Entwicklung Sorge zu machen.
    Meine Sorge kommt von anderer Seite, nämlich daher, in welch krankem und erbärmlichem Zustand wir Erwachsenen euch Mutter Erde hinterlassen. Sie blutet aus unendlich vielen Wunden, und ernste Beobachter prophezeien schon, sie sei dem Untergang geweiht. Ich selbst möchte am liebsten sofort wieder abschalten, wenn ich Nachrichten sehe, höre oder lese. Ich schäme mich für das, was wir, die wir zum Homo sapiens gehören, aus diesem wunderbaren Planeten gemacht haben, aus lauter Leichtsinn und Gier.
    Ein winziges Fünkchen Hoffnung blinkt allerdings manchmal in mir auf: Diese Enkelgeneration, der es ja wohl in Fleisch und Blut übergegangen ist, Wege und Auswege zu suchen und immer neue technische Mittel dafür zu schaffen, könne vielleicht doch das Überleben schaffen.
    Möget ihr Kraft und Lust finden, euer und das gesamte Leben auf Erden zu erhalten und sinnvoll zu gestalten.
          Silesio


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Kommentare (10)

werderanerin

Sicherlich werden deine vier Enkel diese Zeilen nicht lesen...oder...dennoch wäre es doch schön, sie ihnen zukommen zulassen und was werden sie sagen/denken..

Ja, es müßte sehr dringend etwas FÜR unsere Erde gemacht wetden, damit sie auch in ein paar Jahrhunderten vielleicht noch lebenswert ist aber ist das nicht auch Augenwischerei ?

Klimakonferenzen "noch und nöcher" waren nie in der Lage, über den Tellerrand zu sehen und nie gab es nennenswerte Ziele !  Was für eine Farce !

Dennoch sehe auch ich es so, dass man letztlich im eigenen "Kleinklein" etwas tun muss, viel bewusster leben und vor allem auf einiges verzichten sollte aber ist das nicht auch unrealistisch....siehe Dieselskandal...nur einer von vielen ...

Dabei denke auch ich an meine Enkel , silesio !

Kristine

silesio

    Verehrter Syrdal,
du hast ja recht, leider kann ich all diese menschlichen "Sünden" nicht leugnen. Es wäre auch schlechthin dumm, die Augen vor den Gefahren zu schliessen.
   Aber nehmen wir als Beispiel einmal die Niederlande, wo ich 12 Jahre gelebt habe. Sie haben den Kampf gegen das Ansteigen des Wasserspiegels aufgenommen. Deichbau und -erhaltung haben höchste Priorität, und die Schleusenprojekte sind gewaltig. Vielleicht (ich weiss, sicher ist das keineswegs) gelingt es ihnen.
   Leider kannst und wirst du auf andere Beispiele hinweisen: Bangla Desh z. B. - und ich müsste beschämt schweigen.
   Versuchen kann man es doch, versuchen sollte man es doch wenigstens. Die Lebenseinstellung " lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot" wirst du persönlich wohl auch nicht teilen. Ich meine wirklich, ganz persönlich. Wenn du dir ein Bein gebrochen hast, nimmst du bestimmt ärztliche Hilfe in Anspruch, und siehe da, es "geht" vielleicht wieder ohne Beschwerden.
   PS  Lange Dispute schriftlich zu führen, ermüdet mich sehr. Ich muss mich also leider immer kürzer fassen, als es angemessen ist.
   Trotzdem: bis demnächst
         Silesio

Syrdal


Lieber Silesio,
Deine Sorgenbeschreibung endet mit den Worten:
„Möget ihr Kraft und Lust finden, euer und das gesamte Leben auf Erden zu erhalten und sinnvoll zu gestalten.“ – Ein frommer Wunsch, dem ich mich nur allzu gerne anschließen würde, aber ist es nicht längst zu spät...!
 
Meinen eigentlichen Kommentar habe ich wieder gelöscht, er war zu deutlich hinsichtlich der unabwendbaren Zerstörung der Menschheit. – Um mit den Worten eines ehemaligen Innenministers zu sprechen: Es hätte einen Teil der Bevölkerung verunsichert“. Deshalb aber bleibt die nackte Wahrheit unausgesprochen, doch wird sie – ob wir wollen oder nicht – mit brachialer Gewalt über uns kommen...
 
...sagt erschrocken, aber klar sehend
Syrdal

Syrdal


Lieber Silesio, wir beide und alle Menschen und Lebewesen dieser Erde „sitzen im gleichen Boot“, ob wir wollen oder nicht. So will ich die bittere Wahrheit einmal kurz schildern, vielleicht kannst Du das ja alles wohlbegründet widerlegen, es würde mich ungemein freuen.
 
Schaut man sich nur einmal in der Welt um, wird sehr schnell deutlich, was auf unsere Nachkommen zukommt. – Die ohnehin dünne und hochsensible Luftschicht der Erde wird wissentlich mehr und mehr belastet und binnen weniger Jahre völlig verpestet (in vielen Städten, Regionen und Industriegebieten herrscht bereits Dauersmog und die Menschen müssen dort ständig Atemschutzmasken tragen). Hochgebirgsschnee, Gletscher und Pole schmelzen in ungewöhnlich hohem Tempo ab, ebenso tauen die riesigen durch den Permafrost seit Urgedenken tief vereisten Flächen in Alaska, Kanada und Sibirien auf, Unmengen von dort „eingefrorenem“ Methangas steigt in die Atmosphäre und beschleunigt in rasantem Tempo den Treibhauseffekt, die Meere erwärmen sich und steigen um viele, viele Meter an, Inseln (z.B. in der Südsee und im Atlantik), Städte (Beispiel Venedig) und ganze Landstriche (Beispiel Niederlande) versinken, werden überflutet, das Meer versauert, die Fische sterben schon jetzt durch die Millionen Tonnen des in die Meere geworfenen Unrats, noch immer wird Müll und Altöl heimlich verklappt, der Golfstrom beginnt bereits zu kippen und ändert schon jetzt messbar seine Fließrichtung, das gesamte meteorologische System gerät mehr und mehr aus dem Gleichgewicht und bricht chaotisch zusammen, in der Folge entstehen unvorstellbare Unwetter (Beispiel Superhurrikane in der Karibik, dem Golf von Mexiko und an der Nordküste der USA) mit nie dagewesenen Stürmen, Zerstörungen und Überschwemmungen (Beispiel Japan, Ostküste von China), andererseits entwickeln sich bislang nicht gekannte Hitzeperioden und jahrelange Dürren, Hungersnöte sind dort noch das Geringste, das Trinkwasser wird weltweit ungezügelt in der Landwirtschaft, Massentierhaltung und Industrie vergeudet und auf Jahrhunderte hin vergiftet, in vielen Ländern versiegen durch übermäßigen Verbrauch die Quellen, Seen und Flüsse trocknen aus. Hier ein sichtbares Beispiel:
 


Foto: aralsk-kazakhstan.kz
 
Früher reiche Fanggründe, heute ein Schiffsfriedhof.
Der Aralsee in Kasachstan,
einst viertgrößtes Binnengewässer der Welt,
trocknet aus. Der ehemalige Seegrund ist gesättigt
mit Salz, Pestiziden aus der Landwirtschaft und
Unmengen von chemischen Rückständen.
 
Aber weiter:
Die Menschen werden sich (und es geschieht bereits heute!) an den verschmutzten, völlig verseuchten Tümpeln gegenseitig bekriegen und sogar erschlagen, um nur einige Tropfen Wasser zu erhaschen, andererseits explodiert in Afrika, Indien und anderswo die Bevölkerung und wird notgedrungen andere Länder, vor allem Europa und Australien mit ausgehungerten, zudem leider auch wenig oder völlig ungebildeten Menschen überrennen, weltweit kommt es binnen weniger Jahre zu nicht zu bewältigen Problemen, die letztlich in massiver Aggression und gegenseitigem Umbringen münden, jeder gegen jeden – die Menschheit schafft sich ab!
 
In Tausenden, vielleicht erst in Millionen Jahren, wenn sich Mutter Erde dann endlich von den Zerstörungen der gierigen Menschheit erholt hat und überall wieder in gottgegebener Herrlichkeit erblüht, werden neu enstandene intelligente Wesen einige Relikte einer vor Urzeiten ausgestorbenen Spezies finden, die in (aus deren Sicht) frühester Vorzeit marginale Ansätze von Intellekt besessen haben, diese aber aus Gier ausschließlich dazu nutzten, ihren an allem reichhaltigen Lebensraum zu zerstören und sich selbst auszurotten. Aus den dann entschlüsselten Aufzeichnungen wird ersichtlich, dass sich diese zweibeinigen Lebewesen Homo sapiens nannten – eine für die Erde völlig unnütze Kreatur mit dem Intelligenzniveau von Amöben oder in der etwas höheren Ausformung etwa auf einem Entwicklungsstand von Kellerasseln und sich selbst auffressenden Wüstenspinnen namens Stegodyphus lineatus. Doch mit dem irreversiblen Zusammenbruch des einst ausgewogenen Öko- und Gesellschaftssystems ist dieser Homo sapiens zum Glück für den blauen Planeten binnen kurzer Zeit restlos verschwunden.
 
Lieber Silesio, kannst Du belegbar erklären, weshalb unsere Nachkommen, vielleicht schon unsere Kinder und Enkel, diesen unseligen Vernichtungsprozess nicht erfahren müssen? Schließlich wird weltweit sehr zielstrebig an einem solchen Szenario gearbeitet. Urenkel wird es dann wohl kaum noch geben, denn es ist bereits weit nach Zwölf. Auch Luthers bekannter Spruch vom Apfelbäumchen kann da nun keine Hoffnung mehr bringen.
 
Ich weiß, dass das alles sehr dramatisch klingt und ich bin selbst sehr erschrocken über diesen fatalen, leider aber wohl sehr realistischen Ausblick...
Syrdal

ehemaliges Mitglied

Lieber Syrdal

ich sehe das auch so. Das Rad dreht sich immer schneller. Wir können es nicht mehr stoppen. Es scheint mir, als würde uns auf allen Ebenen der stabile Boden entzogen. Aber jeder Einzelne von uns hat die Möglichkeit, einen gangbaren Weg für sich zu finden. So oder so... Es sind grosse Herausforderungen die uns das Leben stellt. 

Lieben Gruss, Agathe 

silesio

   Ach Syrdal, die "nackte Wahrheit"!
Wer kennt die ? Du etwa? Wahrheit = Realität? Aber auch die kann total verschieden sein für zwei Personen, die sich in der gleichen Situation befinden. Wahrheit allein ist oft tödlich.
   Wenn es nicht auch die Hoffnung gäbe, müsste ich mir sofort einen Strick kaufen und mich erschiessen
   Silesio

floravonbistram

Oh ja, diese Sorge teile ich mit Dir.
Der "Fortschritt" ist nicht immer positiv zu sehen, sondern im Sinn des Wortes ein Schritt fort...fort von so viel...
Liebe Grüße
Flo

floravonbistram

Ach, ich sehe, dass Du nicht meintest, als Du hier geantwortet hast...okLächelnZwinkern

floravonbistram


Agathe??? Smiley

silesio

   Agathe, wie oft ist die Menschheit, ja das Leben auf Erden überhaupt, schon bedroht worden: (Welt)kriege, Hungersnöte, Vulkanausbrüche, fremde Himmelskörper usw. usf.
   Und wir leben immer noch. Die meisten von uns auch nicht schlecht.
   Drum wirf die Flinte nicht ins Korn!
Steh auf, fass an, lauf los - nach vorn!!!
   Silsesio


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