Anna Louisa Karsch - Dichterinnen-Part III


Anna Louisa Karsch - Dichterinnen-Part III
Liebe ST-ler*innen, auf der Suche nach einer weiteren Dichterin, die ich hier im ST vorstellen möchte, stieß ich auch auf Anna Louisa Karsch. Ich hatte sie bei den deutschen Dichterinnen bei Wikipedia gesehen und kannte diese Dichterin aus Schlesien bisher gerade mal dem Namen nach.
 
Nun gelingt es dem Rezitator Lutz Görner, von dem auf YouTube  „Lyrik für Alle“  in entsprechenden Folgen angeboten wird, Anna Louisa Karsch in seinem 10-minütigen Video in hervorragender Weise vorzustellen! Nicht nur lernen wir sie, ihr Leben und das Leben ihrer Kinder im historischen Kontext  in diesem kurzem Video auf eine erstaunliche Weise gut kennen, sondern darüber hinaus auch noch einige ihrer Gedichte, die von Lutz Görner hier frei rezitiert werden! 
 
Und nun der Link zum 10-minütigen Video:
 
 
https://www.youtube.com/watch?v=Qu7nND-j-FU
 
 
 
Wie viele begabte Rezitator*innen und Literaturkenner*innen sind doch bei YouTube zu finden! – Allerdings habe ich dort vergeblich nach einer Literaturkennerin Ausschau gehalten, die Anna Louisa Karsch vorstellt.
 
So blieb ich beim Rezitator und Literaturkenner Lutz Görner, und ich schaute bei Wikipedia, was über ihn zu finden sei. Er ist „ein deutscher Rezitator“, so steht es dort und wurde am 1. Januar 1945 in Zwickau geboren. Hinzufügen möchte ich, dass bei YouTube viele oder sogar alle seiner Sendungen „Lyrik für alle“ aufzurufen sind.
 
 
Anna Louisa Karsch mit ihrem extrem harten Leben und ihrer besonderen Begabung einmal näher kennenzulernen, lohnt auf alle Fälle! Gerne stelle ich hier noch ein Gedicht von ihr vor, das ich bei gedichte.xbib.de gefunden habe. Ein Gedicht, das den Frühling beschreibt, der ja auch bei uns schon seinen Einzug gehalten hat:
 
  
 
 
An den jungen Lenz
 
Du junger Frühling kommst herab
 Vom Schöpfer, um ganz neues Leben
 Geschöpfen in die Hand zu geben.
 Das Blumen-Volk verläßt sein Grab,
 Und mit empor gehobnen Haupte
 Beschämt es den, der keinen Gott
 Und für dich selbst Vernichtung glaubte.
 Der Vogel wiederspricht des Wiedersprechers Spott.
 Die Saat mit Millionen Zungen
 Aus schwarzer Erd herauf gedrungen
 Bestätiget, was er gesungen!
 Der Linde Blätter lispeln nach;
 Die Elbe rauscht und murmelnd spricht der Bach:
»Es ist ein Gott, der laue Winde schickte,
 Den Schnee zerschmolz, das Eis zerbrach,
 Mit jungem Grün das Ufer schmückte
 Und diese Sonne scheinen läßt!«
Nach sanft gefallnem Frühlingsregen
 Quackt der erweckte Frosch sein Fest,
 Und Fische scherzen ihr entgegen!
 Der Hirt heißt seine Heerde leben!
 Sie weidet jugendliches Graß,
 Blöckt ihre Freuden laut, und hört ohn Unterlaß
 Sich Thal und Hügel Antwort geben!
 Die Honigträgerin verläßt ihr kleines Haus
 Und saugt den Veilchen, wenn sie düften,
 Die Süßigkeit des kleinen Kelches aus.
 Die Schwalbe kommt aus Sumpf, wie aus verschloßnen Grüften
 Einst unsre Leiber neu hervor,
 Sie baut ihr Haus von Stroh und fetter Erde,
 Und zwitschert froh dem Menschen vor,
 Daß er auch wieder leben werde!
 
 Hoch in der Wolken lauschend Ohr
 Singt mit nie heisch gewordner Kehle
 Das aufgeschwungne Lerchenchor.
 
 O daß der Jäger sie verfehle!
 O daß der Habicht, ihr Tyrann,
 Der Räuber in dem Vogelreiche,
 Nicht eine hasche! daß die Lerch ihm klug entweiche,
 Wie vor dem Laster weicht, ein Christ, ein weiser Mann!
 
Anna Louisa Karsch  
 
(Entnommen von: https://gedichte.xbib.de/Karsch_gedicht_An+den+jungen+Lenz.htm)
 
 
 
Ich wünsche viel Vergnügen beim Kennenlernen einer interessanten Dichterin und  einen schönen Frühlingstag
 
Angeli44Rose
 
 
 
Bild oben: Anna Louisa Karsch
 
Stich von J. F. Schleusen 

Source Hans Wahl, Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt, Insel-Verlag, Leipzig 1932 S.84
Permission Public Domain as author died more than 70 years ago.
 
(Entnommen von Wikipedia)
 

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Kommentare (2)

ella

Danke für den Beitrag über die "Karschin", die ich schon lange bewundere, da sie zu einer Zeit, als Frauen sich eher selten mit ihren Werken in die Öffentlichkeit wagten, geschrieben und veröffentlicht hat. Sogar Goethe hat sie ein Mal lobend erwähnt. Natürlich hatte sie zu ihrer Zeit eher mehr Ablehnung als Zustimmung erfahren, denn Männer hielten die Stellung in der Literatur, ob in Lyrik oder Prosa. Sie hat an sich geglaubt, das geht aus vielen Briefen von Zeitgenossen hervor.

Es grüßt
Ella

Angeli44

Guten Morgen Ella, danke für deinen Kommentar! Ja Anna Louisa Karsch ist eine interessante Persönlichkeit. Einfach war es für sie damals jedoch keinesfalls, ihr Dichtertum unter die Leute zu bringen. Das war damals tatsächlich immer noch alles den Männern überlassen. Der berühmte Dichter Gleim, in den sie sich verliebt hatte, der aber homosexuell war, tat etwas Entscheidendes für sie: Er  gab 1764 ein Buch mit ihren Gedichten heraus. Und dieses Buch hatte einen sensationellen Erfolg. Sie verdiente daran  etwa den Betrag, der heute 100 000 Euro entspricht, so Lutz Görner in der obigen Sendung.  Es war das höchste Honorar, was bis dahin jemals für ein Buch gezahlt worden war, und sie war die erste Schriftstellerin, die von dem Geld, das sie so verdiente, auch leben konnte.
Übrigens: Johann Wilhelm Ludwig Gleim war ein Dichter, Literaturmäzen und Sammler der deutschen Aufklärung und Exponent der Freundschaftskultur der Aufklärung. - So ist bei Wikipedia zu lesen.
 
Dir einen schönen letzten Märztag und Sonntag
 
AngeliLächeln


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