Antibiotikum der Armen


Antibiotikum der Armen



Antibiotikum der Armen

In weiten Wiesen und Auen blühn
hauchzarte Blumen auf dünnem Stängel,
leicht wiegend über dem Frühlingsgrün,
im Wind schwebend, als hätten sie Flügel.

Das federzarte Wiesen-Schaumkraut
in weiß, hellrosa und blassviolett
soweit man die Auen überschaut,
wird es von lenzmilden Lüften umweht.

Blütenwiesen erscheinen im Licht
der Frühlingssonne wie wallendes Meer,
die zarten Blumen stehn dicht an dicht
und schwingen wie Wellenschaum hin und her.

Sie locken mit feinem Nektarduft
bunte Falter* und fleißige Bienen
zum süßen Naschen – die Frühlingsluft
ist summend durchwebt wie von Sirenen*.

In manchen Gegenden heißen sie
Wasserkraut, Maiblume, Wilde Kresse,
Harnsamen oder Storchenschnäbli –
auch gelten sie als Delikatesse.

Bitterstoffe von jungen Blättern
sind feines Gewürz für Kräutersuppen,
und – so liest man in alten Schriften –
der Pflanze Saft kann Krankheiten stoppen.

Bezeichnet wird die heilende Kraft
als Antibiotikum der Armen,
nicht selten hat diese es geschafft,
Nieren- und Harnleiden zu vertreiben.

Desgleichen hilft sie bei Hautausschlag,
mit Vitamin C auch gegen Skorbut,
vernichtet Spulwürmer und vermag
ausgleichend zu wirken bei Blutarmut.

Enthalten sind in Saft und Blättern
Magnesium, Kalium und Eisen
wertvoll bei Kindern, auch bei Alten,
zur Heilung von Schmerzen und Psychosen.

Blüht Schaumkraut üppig in den Wiesen
ist’s dem Bauer ein warnendes Zeichen*,
die Ernte bleibt im Ungewissen,
zum Winter droht Not in manchen Scheunen.

So könnt’ es Hungerblume* heißen,
wenn man die alte Erfahrung beschaut. –
Viele Geheimnisse sind ihm eigen,
dem feinen duftenden Wiesenschaumkraut.

In alten Büchern ist zu lesen:
Des Schaumkrautes frische Blütenessenz*
erhellt verschüttetes Urwissen*
aus aller Universen Existenz.

Reibt man im Mai sich in die Augen
von der kleinen Blüte ein wenig Schaum,
sieht man – so heißt es in den Sagen* –
die Feen tanzen, so schön wie im Traum.


© Syrdal 2017

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Erklärungen:
 
*Falter = insbesondere für den hübschen Aurorafalter ist das Wiesenschaumkraut eine wichtige und vielbesuchte Nahrungsquelle
*Sirenen (griech. Mythol.) = Fabelwesen (Mischwesen aus Frau und Vogel oder auch Frau und Fisch) mit verführerisch elegischem Gesang.
*warnendes Zeichen = hier die Bauernregel, wenn viel Wiesenschaumkraut wächst, so ist das ein Anzeichen dafür, dass es wenig Heu und nur eine schlechte Ernte im Herbst geben wird (deshalb auch „Hungeblume“)
*Hungerblume = Name aufgrund von Beobachtungen der Blume als Zeigerpflanze: Starkes Auftreten des Wiesenschaumkrautes bedeutet Wetterlagen, die eine geringe Ernte von Heu und Getreide bringen.
*Blütenessenz = Abdruck der vitalen Lebenskraft der Pflanze, deren feinstoffliche Schwingung mit den normalen Sinnen nicht wahrgenommen werden kann, aber eine energetische Interaktion bewirken kann.
*Urwissen = Die Wurzeln des Wiesenschaumkrautes werden von der Quelle der Weisheit gespeist und somit mit allen Geheimnissen der Welt und des Universums
*Sagen = hier zurückgehend auf den Volksglauben in England, dass in die Augen geriebener Schaum Elfen sichtbar macht
 


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Kommentare (4)

indeed

Lieber Syrdal,

deine lehrreichen Gedichte über die Kräuter und Pflanzen sind mir immer sehr willkommen. 
Vielen lieben Dank für diesen Blog.

Herzliche Grüße zu dir nach Hessen aus dem Ostfriesland.

Ingrid

Syrdal

@indeed

und ich freue mich, wenn sie gelesen werden und dann auch noch „gut ankommen“.

Danke und liebe Grüße schickt
Syrdal  

Globetrotter

Oh lieber Syrdal, welch eine schöne Vorstellung.
ich möchte auch die Feen tanzen sehen und werde mich jetzt mal auf die Suche nach dieser Pflanze in meine Wiese begeben.😉
LG
globetrotter

Syrdal

@Globetrotter

...nichts leichter als das!
Ein wenig Schaum von den zarten Blüten, dann
die Augen schließen und fest daran glauben – schon schweben und tanzen liebliche Feen durch die honigsüß duftende Phantasiewelt der bunten Wiesenblumen… ganz bestimmt…

...verspricht mit gehauchtem Feengruß
Syrdal  


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