Auf der Suche nach der Stille



Wenn ich die Stille suche
gehe ich in den Wald.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Die Bäume ächzen,
die Blätter raunen,
die Vögel singen,
der Bach murmelt.

Wenn ich die Stille suche
steige ich auf einen Turm.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Die Treppe knarrt,
der Wind singt,
die Stadt lärmt,
die Turmuhr tickt.


Wenn ich die Stille suche
gehe ich an einen See.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Die Wellen plätschern,
die Enten schnattern,
das Schilf flüstert,
der Reiher taucht.

Wenn ich die Stille suche
ziehe ich mich zurück.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Meine Gedanken schreien
so laut, dass sie alles andere
übertönen.
Sie rufen: Pflicht!
Und ich stelle mich,
doch die Stille
finde ich nicht.   (AW19)


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Kommentare (10)

immergruen

Nochmal ein Dankeschön für die weiteren Bemerkungen zum Thema!
Ihr habt wirklich recht, die wahrhaftige Stille können wir nicht ertragen.
Wirklich still wird es erst sein, wenn sogar unser herz aufgehört hat zu schlagen, aber das ist schon wieder zu pessimistisch.
Bis dahin haben wir noch ein bisschen Zeit, hoffe ich.
das immergrün

werderanerin

Ich habe oft das Gefühl, dass es "die Stille" so garnicht mehr gibt..., weil wir dermaßen von Geräuschen aller Art überflutet sind und damit meine ich nicht mal die lauten...ständig und überall ist man abgelenkt, denkt, etwas zu versäumen...STILLE...im Sinne des Wortes gibt es wohl kaum noch.

Kristine

immergruen

Liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren!
Zur Erklärung hätte ich wohl ein paar Zeilen hinzufügen müssen.
Diese Gedanken habe ich gesammelt, weil wir anlässlich des Hessentages in Bad Hersfeld angesprochen wurden, einen kulturellen Beitrag zu leisten. ( um den sich dann doch kaum jemand gekümmert hat)
Es sollte einen "Raum der Stille geben", in dem gestresste Besucher Ruhe finden,  und bei Lyrik und Musik entspannen könnten. (ptinzipiell ein sehr kuger Gedanke)
Dazu gehörte für mich auch das Nachdenken darüber, wie man Stille empfindet, und ob man sie überhaupt aushalten kann.
Die Welt ist laut und wir sind an ihre Geräusche gewöhnt. Unser Kopf ist immer belagert, ganz gleichm woran wir gerade denken. Meditation wäre hilfreich, aber auch dazu muss man den Gedanken an die Pflicht sausen lassen können. Das fällt vielen, vor allem jungen Menschen, sehr schwer und sie enden irgendwann in einem Burne out. 
Leider haben mir junge Leute nicht zugehört.
Allen einHerz Dankeschön und keine Sorge! Es isnd nicht meine Probleme. die ich geschildert habe, sondern ganz allgemeine Sorgen unserer Zeit.
das immergruen

Humorus

Ja das hast Du nun wirklich sehr gut formuliert. In der heutigen lauten Zeit sehnen sich viele nach ein wenig Stille, Ruhe vom Alltag. Du sprichst mir aus meinem alten Herzen. Danke dafür.

Lieben Gruß aus Karlsruhe

Tulpenbluete13

Liebes Immergrün,

jeder findet seine Stille woanders- manche sogar im größten Lärm.
Und das ist auch gut so- ...leider ist sie auch manchmal da- wenn man sie als eine Last empfindet....
Es ist nicht so leicht sie auszuhalten......mit der Stille...

Ich freue mich wieder was von Dir zunlesen
herzlichen Gruß
Angelika

iverson

Die innere Stille zu finden,wo alles Quälende beiseite geschoben wird,um Klarheit und Ruhe zu finden und das innere Gleichgewicht zu erlangen.Ich denke dabei an Meditation,an das Stillesein der Seele.Aber irgendwann und irgendwie muß man sich auf die laute Welt wieder einlassen.Die Sehnsucht nach innerer Ruhe ,glaube ich,haben viele.Aber wie ist es zu schaffen????

Herzlichst Iverson

lillii

Wie weit geht Pflicht?
wenn sie erdrückt und Gedanken schreien, muss ihr eine Grenze gesetzt werden um selber  zu überleben,
diese Pflicht sich selber gegenüber muss man beachten.

herzlichst
Luzie

 

Roxanna

Deine Sehnsucht nach Stille, liebe immergruen, kann ich sehr gut verstehen, weil ich sie auch kenne. Manchmal habe ich den Eindruck, je mehr ich mich danach sehne, umso lauter wird es um mich herum. Die Natur ist nicht still, dort gibt es immer mehr oder weniger laute Geräusche. Ich finde sie manchmal in einer kleinen Kapelle im Schwarzwald. In ihr hört man wirklich keinen Laut. Gelingt es, auch die Gedanken nicht festzuhalten sondern ziehen zu lassen, kann ich wirklich einmal loslassen. Ich glaube aber, wie Willy, dass wir absolute Stille gar nicht oder zumindest nicht lange aushalten könnten ohne uns zu ängstigen. Ich denke, dass es den meisten Mensch so geht, möglicherweise gibt es Ausnahmen.

DSC00820.JPG

Ich wünsche dir stille Momente und grüße dich herzlich

Roxanna

Schön, dich wieder hier zu lesen.

Syrdal


Stille ist dort, wo alles losgelassen ist... alles, selbst das Atmen.
Stille ist dort, wo „Es atmet“!

 
Syrdal

Willy


Ich komme fast zu dem Schluß, dass wir absolute Stille nicht einmal kurzzeitig ertragen könnten. 
b. G.
W.


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