Bei uns im Land!

 
In unserem Land gibt es so einige Themen, die mit dem Siegel des TABUs belegt sind, Ihr kennt sie auch alle, es sind halt Bereiche, über die Stillschweigen streng eingehalten wird.
      Man spricht nicht über das Stoma von Tante Helene, über die Menstruation der Tochter, über irgendwelche Geschlechtskrankheiten und auch nicht über die Nazi-Vergangenheit von Onkel Hermann!
Nein, das tut man einfach nicht, als Kind wird das schon beigebracht: nicht alles sagen oder fragen, was man wissen sollte.
      Nun gibt es eine Sache, die vor allem unaussprechbar ist: Das Einkommen! Es ist etwas, das unter dem »NoGo-Siegel« besonders für jedermann verschwiegen wird. Um Himmels Willen - die eigene Welt würde zusammenbrechen, wenn jemand erfahren könnte, wie wenig oder wie viel Einkommen ich habe!
      Warum ist das eigentlich so? Muss ich mich schämen, weil ich nicht so viel Geld auf der hohen Kante habe wie Herr Kunz nebenan? Ist es ehrenrührig, dass mein Sparbuch - das immer weniger wird - nur noch 550 Euro enthält? Dass ich keine Aktien habe, deren Stand mich nicht schlafen lässt? Anscheinend gehöre ich dann eben nicht zu den glücksgesegneten Menschen und habe eben still zu sein.
 Dann gibt es noch ein Thema, das auf keinen Fall erwähnt werden darf und das ich noch nie verstanden habe: die Wahlen! Warum darf niemand wissen, wen ich wählte? Begehe ich damit einen Faux pas besonderen Ranges?
      Denken wir doch mal an die Geschichte unseres Landes. Wie lange ist es denn her, dass wir überhaupt frei wählen durften? Na?
Gerade ein Menschenalter, grob gerechnet! Und in der Schweiz sogar für Frauen erst 50 Jahre!
      Und in vielen Ländern der Welt überhaupt nicht - da ist eine Wahl nur eine Farce! Weshalb soll ich mich dann zurückhalten bei der Aussage, ich habe diese eine bestimmte Partei gewählt? Muss ich mich dafür schämen?
      Fürchten sich Menschen davor, verurteilt zu werden oder haben sie Angst sich dafür erklären zu müssen? Wenn wir ehrlich sind, sind diese Ängste manchmal nicht unbegründet. Man wird ja sogleich abgestempelt und in eine bestimmte Ecke geschoben!
 
      Ja - so sind wir Menschen. Wir verstecken, dass es soziales Gefälle gibt, auf keinen Fall darf man zur unteren Klasse dazugehören! Kinder malen sich drei schwarze Striche auf ihre Turnschuhe, damit nur keiner merkt, dass die Mama die entsprechenden Marken nicht kaufen kann, weil das Geld nicht reicht. Sie können noch nichts dafür, dass sie sich dafür schämen!
Rentner werden z.B. als die Generation angesehen, die jedes Jahr ihre Kreuzfahrt mit dem modernsten Schiff der Linie machen. Es wird aber dabei vergessen, dass Tausende der Rentnerinnen wiederum vom Mindesteinkommen leben (müssen!), Verallgemeinern scheint das Gebot der Stunde zu sein.

      Doch eines kann ich klar sagen: Meine Lebenserfahrung zeigt, dass Transparenz immer zu Toleranz, Dialog auch zu Akzeptanz führt.
Also: darüber reden ist bestimmt nicht die schlechteste Art der Kommunikation ...





©by H.C.G.Lux

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Kommentare (6)

ladybird

Lieber Horst:
für beides 👍👍
mit Dank und Gruß von 🐞

Syrdal


Es scheint ein spezielles gesellschaftsgeprägtes Phänomen zu sein, dass über etliche Tabu-Themen ehernes Stillschweigen zu herrschen hat. Auch wenn man nicht unbedingt mit jedem über alles reden sollte (und möchte), wäre hin und wieder eine wohlüberlegte Mitteilung und Gesprächsoffenheit durchaus geeignet, manches Missverständnis zu vermeiden, dafür aber gegenseitiges Verständnis zu fördern. Freilich – Brigitte hat es bereits zum Ausdruck gebracht – gehört zu dieser Öffnung ein gerüttelt Maß an Vertrauen. Und dieses zu erringen ist heutzutage bei der Vielfältigkeit der Lebensgestaltungen mit weltweit verbundenen Kommunikations- bzw. Konversationsmöglichkeiten wirklich nicht einfach...

...meint mit Grüßen zu dir
Syrdal

Pan

Siehst Du, lieber Syrdal, ich hatte leider bis her zuviel Vertrauen in andere Menschen - und dann kriegt man halt eins aufs Maul!
Aber deswegen gebe ich die Hoffnung nicht auf:
Ein Goldsucher braucht manches Mal auch 25 Pfannen
für eine Unze Ertrag ...

grüßt Horst

Roxanna

Vielleicht, lieber Horst liegt es auch manchmal daran, dass man anderen nicht über den Weg trauen kann oder will und deshalb um vieles ein Geheimnis macht. Offenheit kann ja auch angreifbar machen. Ich könnte jetzt weiter ausführen, dass es so viel Neid unter den Menschen gibt und keiner dem anderen etwas gönnt, dass auf materiell nicht so gut gestellte Leute herabgesehen wird von den "Reichen" usw. Aber irgendwie ist das auch zu negativ und zu verallgemeinernd. Ich glaube einfach, um offen sein zu können muss man sich selber etwas zutrauen und anderen vertrauen können, wohlbemerkt aber nicht jedem 😉.

Nun muss ich noch etwas zu deinem Foto sagen, dass ich einfach klasse finde. Ich weiß ja nicht vor wem oder was du kniest und warum, aber sollte es vor deiner Frau sein, finde ich das vorbildlich 😂.

Lachende, herzliche Grüße kommen von

Brigitte

Pan

Liebe Brigitte -
vor Ingrid kniee ich jederzeit - (wenn es denn unbedingt sein muss)!  
Aber ich glaube, das ist ein bißchen viel verlangt - denn dann brauche ich nen Kran, um wieder hochzukommen. (Und die Leihgebühren dafür sind zu hoch!!!)
Auch Arbeit hält fit - jedenfalls ab und zu,
grüßt grinsend
Horst

ehemaliges Mitglied

Wie recht Du hast - und gerade mit dem Titel. Ich machte nämlich in Indien und auch anderen Ländern gegenteilige Erfahrungen und in DE wirklich die von Dir aufgezeigten - auch im Elternhaus... Niemand sollte wissen, wie gut Vater als Industrie-Meister verdiente - selbst wir, die Kinder erfuhren es erst sehr spät.


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