... Wie wunderbar ist doch ein Bett.
O wenn doch jeder eines hätt!
Zwei Meter lang, ein Meter breit,
der Gipfel an Bequemlichkeit,
die Festung der Intimität,
wohin kein Hauch von außen weht.
Da ist Genuss und Freude nur,
Erholung und Entspannung pur
am Tage, noch mehr in der Nacht,
ob Neumond herrscht, ob Luna lacht,
ob´s stürmt, ob´s regnet oder schneit,
bei Sonnenschein und Dunkelheit.
... Wer seine Nacht im Bett verbringt,
weil Müdigkeit ihn dazu zwingt
zumal er wieder viel zu spät
am Abend vorher schlafen geht,
merkt in der Regel irgendwann,
dass es im Bett sehr nett sein kann,
so kuschelwuschelwischelweich,
ein Vorgeschmack vom Himmelreich.
... Jedoch am Morgen, wenn die Welt
sich kaum von Osten her erhellt
und er, von Engelchen umsäumt,
unsagbar süße Sachen träumt,
obwohl die Welt im Allgemeinen
nicht süß ist, sondern mehr zum Weinen,-
wenn also durch das Traumgefild
ein schrecklicher Alarmton schrillt,
als ob das strafende Gericht
am jüngsten Tag der Welt anbricht,
fährt diesem Menschen immer wieder
Erbitterung durch Geist und Glieder.
Und während die Geräusche schwellen,
sucht er sich blind und taub zu stellen,
was aber keineswegs gelingt,
weil dieser Ton selbst Stahl durchdringt.
Er bohrt sich hartnäckig-gemein
ins Inn´re des Gehörgangs ein,
gleich spitzen Nadeln oder Speeren,
die leicht das Trommelfell versehren.
... Er kann nur mühsam an sich halten,
nicht in der Lage umzuschalten
von dem, worin er sich befand,
vom Dämmer- in den Wachzustand,
weshalb er wütend und erregt
auf unsichtbare Feinde schlägt,
die sich partout nicht schlagen lassen.
... Allmählich schafft er´s, sich zu fassen.
Die Nacht in ihm, die Nacht um ihn
beginnt sich schon zurückzuziehn,
obwohl der Ort, wo er sich bettet,
ihn weiterhin fest an sich kettet.
Er fühlt sich innerlich zerrissen
im warmen Pfuhl der weichen Kissen,
und wenn er sich auch heftig schämt,
zeigt sich sein Willen wie gelähmt.
Er, weiß, die Stunde hat geschlagen,
jetzt oder nie muss er es wagen;
er muss es tun, jetzt oder nie,
es gibt nur eine Therapie,
sofort muss er die Chance ergreifen,
die warme Decke abzustreifen,
um einzutauschen seinen Himmel
mit jenem irdischen Getümmel,
was man gemeinhin Alltag nennt
und jeder zur Genüge kennt.
... Noch ist nicht klar, wohin die Waage
sich senken wird in dieser Frage.
Er zögert, wartet, überlegt,
bedenkt, betrachtet und erwägt,
was spricht dafür, was spricht dagegen,
warum, wieso, weshalb, weswegen,
und wühlt stets tiefer im Morast.
Der rechte Zeitpunkt ist verpasst.
Er zieht nun, endgültig verloren,
die Decke über beide Ohren,
als Schwäch- und Feigling, der er ist,
kein Held im Kampf, nur Zivilist,
Kanonenfutter des Geschicks,
Spielball der Mächte, weiter nix.
... Zum zweiten Male tutet jene
das Mark durchdringende Sirene,
wie um die Toten zu erwecken,
die schlaff in ihren Gräbern stecken,
doch nicht dran denken, sich zu rühren,
weil sie wohl keine Lust verspüren.
Wenn es zum dritten Male tutet,
ist er erschöpft, frustriert, verblutet,
ein Nichts, ein Schatten, eine Niete,
ein Freudenfeuer, das verglühte.
Zurückbleibt, wie dereinst bei Düppel,
ein höchst bedauernswerter Krüppel.
... Dann dreht er sich, moralisch pleite,
zufrieden auf die andre Seite,
und falls er nicht von dannen kroch,
liegt er wahrscheinlich heute noch.


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Kommentare (7)

silesio In der Schlacht vin Düppel bei Sonderburg 1864 besiegte Preussen Dänemark
silesio Schön, wenn es eine solche Hand gibt, sei die eines Kindes oder des Partners
ehemaliges Mitglied moin moin.
wie oft habe ich das von dir beschriebene (aufstehen)in meinem arbeitsleben
durchgemacht,ich weis es nicht mehr. aber mein arbeitgeber
hat mir nach vielen zuspätkommen einen riesen wecker
geschenkt.
dein reim past zu mir wie die faust aufs auge.
lg.basta/helmut
Traute Ein Genius in Reim und Gest, der so humorvoll sieht und weist.
Es war ein langes Vergnügen den Kampf einer Menschenseele mit Sollen und Wollen , zu lesen.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Argapantus ...Ergreifend dieses Bett.
Doch was geschieht im Augenblick des Erwachens,wenn halb im
Traum die Hand über das Bett fährt und allmählich die Realität
die Bettdecke erreicht.
Findet dann der Traum sein Ende?
Oder beginnt dann die Lust auf Kaffee und Brötchen.
Oder hat der Schlaf die Kraft gestärkt für neue Abenteuer.

Dir einen kraftvollen Tag...

Argapantus
sarahkatja

Ich gäbe etwas darum, hätte ich ein solches Repertoire an Reimworten zur Verfügung. Du hast die morgendlichen Qualen köstlich beschrieben, doch hoffe ich, dass Dir mildernde Umstände gewährt werden, wer schläft, der sündigt - nicht mehr.

Eine Gute Nacht wünscht
Sarahkatja
marianne Wie schön- und viiiielen Dank für diese Überlegungen!
Marianne

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