Danke Captain!

Wie immer in den letzten Jahren vor unserer Rente nutzten wir den Donnerstagmorgen – Christi Himmelfahrt – um in aller Herrgottsfrühe eine halbe Urlaubswoche auf Borkum zu verbringen. Wir empfanden es jedes Jahr fast wie 14 Tage Urlaub ...

Ich war im Büro die Älteste, meine Kinder waren erwachsen. Daher musste ich den Müttern schulpflichtiger Kinder die Sommer- wie auch die Osterferien überlassen. Ich gönnte es ihnen ja, dass sie in den Osterferien gleich zwei Feiertage (Karfreitag und Ostermontag) nicht als Arbeitstage ihres Urlaubs nutzen konnten, doch wenigstens einen Feiertag wollte ich auch nutzen. Das ist in Niedersachsen nun mal Christi Himmelfahrt.

Mein Mann arbeitete in NRW, wo auch Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag ist, und so gab es um unsere Hochzeitstage Mitte Mai jährlich zwei Kurzurlaube. Für uns stellte es sich oft so dar, dass das Wetter tatsächlich meist schon sommerlich warm war, man wirklich Strand und Sonne gut nutzen konnte. Dass meine Kolleginnen mir diese Kurzurlaube neideten, wurde mir erst ein paar Jahre später bewusst.

In diesem Jahr war ich also wieder reichlich früh zu Bett gegangen, so dass ich um vier Uhr nachts gut aufstehen konnte. Die Koffer waren gepackt, ich freute mich auf die verkehrsarme Fahrt nach Emden Außenhafen. Die Sonne ging auf, als wir einstiegen, und ich fuhr los, während mein Mann es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich machte, um verlorene Stunden Schlaf nachzuholen. Die Anreise war immer meine Tour, er fuhr dann sonntags die Heimfahrt.

Wie erwartet waren die Straßen relativ frei, der „Ostfriesenspieß“, die A31, hatte so gut wie gar keinen Verkehr. Seit ich meiner besseren Hälfte verboten hatte, auf seinem Beifahrerplatz sozusagen
„heimlich“ mitzufahren, mitzubremsen und auch noch Fahrlehrersprüche loszulassen, er andernfalls zu Fuß nach Hause gehen dürfe, schlief er tatsächlich bis Emden! Und ich nutzte die freie Strecke, um auch mal den Wagen mit 200 km/h auszufahren.

Etwa zehn vor acht waren wir an der Fähre, die Koffer wurden ausgeladen und ich brachte den Wagen in die Parkhallen. Doch ich war nicht die Einzige, die ihren Parkplatz noch melden musste und so dauerte es dann doch zehn Minuten, bis ich zur Fähre zurückrennen konnte. Sie stand noch da!!! Normalerweise legt sie pünktlich um acht Uhr ab und an diesem Tag konnte mein Göga den Kapitän überreden, auf mich zu warten, da er doch die Fahrkarten bei sich trüge und ich so die 10 Uhr Überfahrt, die ich dann hätte nehmen müssen, extra zu bezahlen gehabt hätte.

Diesen Urlaub haben wir besonders genossen. Hatte ich doch keinen halben Tag verloren, sondern sogar fast geschenkt bekommen!

Nachtrag
Jahre später waren auch die Kinder meiner Kolleginnen aus der Schule und so waren vor allem die Osterferien 2003 auch mal für mich einen Urlaub wert. Die Kolleginnen machten ebenfalls ihren Urlaub, wie es ihnen gefiel. Doch für die Herbstferien 2005 hatten sie sich zu einem gemeinsamen Wanderurlaub auf Mallorca verabredet, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo in der Reha-Klinik, in der wir arbeiteten, Patientenwechsel war. Das bedeutete, dass von 60 Patienten im Allgemeinen für 20 Patienten ein Verlängerungsantrag geschrieben werden musste. Gleichzeitig waren die übrigen 40 Patienten abzurechnen, die Zimmerschlüssel waren wieder zuzuordnen, eine Reihe Patienten hatten noch telefonische Anfragen und die ersten „Neuen“ reisten schon an, mussten zu ihren Bungalow-Zimmern gebracht werden.

Bei all diesen Tätigkeiten waren die zwei Kolleginnen eine große Hilfe für mich. Doch in diesem Jahr stand ich allein davor, es war kaum zu schaffen!! Irgendwann erbarmten sich sogar die Ärzte, nahmen mir die eine oder andere Führung ab.

Unser Chef hätte die gemeinsame Urlaubsreise der Kolleginnen gar nicht erlauben dürfen oder voraussehend Aushilfskräfte einstellen müssen. Als die beiden Damen wieder ihre Arbeit im Büro aufgenommen hatten, bat ich eine von ihnen, nie wieder gleichzeitig zu so einem Zeitpunkt zu verrreisen. Sie war schwer beleidigt und überredete ihre Mitreisende, mir zukünftig jeden Feiertag für meinen Urlaub unmöglich zu machen. Akribisch trugen sie in meiner Abwesenheit in der ersten Dezemberhälfte ihre Urlaube für Termine ein, an denen ich in all den Jahren zuvor Urlaub gemacht hatte. Sogar einen Urlaubstag im Februar 1999, als ich meine Tochter nach einer schweren Operation aus dem Krankenhaus nach Hause gefahren – also einen Tag Urlaub genommen hatte – hatten sie sich eingetragen.

Die Arbeit begann nach den Weihnachtsferien wieder am 6. Januar. Aber ich war bereits am 3. Januar wieder an meinem Platz, wollte meinen Urlaub für das neue Jahr eintragen und sah die Bescherung. Da ich in den Wochen nach dem Herbsturlaub von den beiden Damen schon gemobbt und geschnitten worden war, war mir klar, worauf das hinaus laufen sollte. Sie hatten mir lediglich den 1. Mai als´Feiertag gelassen und angenommen, ich würde nicht merken, dass auch das ein Patientenwechseltag sein würde. Und sie hatte vorsichtshalber beide eine Reisebuchung als Urlaubsgrund genannt, so ihre Erlaubnis erneut bekommen.

Meine Rache war süß! Ich bin zu meinem HA gefahren, habe ihm meine Orthopädie- und Herzbeschwerden genannt und er schlug vor, eine Reha zu machen. Der Antrag wurde ausgefüllt, die entsprechenden Untersuchungsberichte hinzugefügt und schon Ende Januar hatte ich die Zusage für eine dreiwöchige Reha – aber bitte nicht im ersten Quartal des Jahres mehr. Ich rief in der genannten Klinik an der Küste an und wurde gefragt, ob ich am 29. April anreisen könne. Oh ja!!! DAS konnte ich. Am 1. Mai war ich in meiner Reha und die beiden Damen mussten ihren Kurzurlaub streichen und den Patientenwechsel durchziehen.

Gleich an diesem 1. Mai hatte mir allerdings die Aufregung um meine berufliche Situation bei der Hausführung in Norddeich eine starke, langanhaltende Tachykardie (Herzrasen) beschert, so dass meine eigene Reha mit vielen Pflege- und Ruhezeiten verlief. Der Entlassungsbrief verlangte von meinem Chef für mich nur noch eine drei- bis unter-sechs-Stunden-Arbeit täglich. Damit war auch ausgeschlossen, dass ich je wieder allein einen Patientenwechsel zu bestehen hatte. Seltsamerweise standen den beiden Kolleginnen seither immer zwei extra eingestellte Aushilfskräfte zur Verfügung?!?!!

Der Chef, der ja nicht ganz unschuldig an dieser verfahrenen Situation war, bot mir ein Gespräch mit den beiden Kolleginnen unter seiner Aufsicht(???) an. Ich sollte mich zu drei Gegnern, die mir die Mobbingsituation eingebrockt hatten, setzen? Da hätte ich mich wohl gegen drei Personen verteidigen müssen, die mir gewiss keine Chance gegeben hätten
 

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Kommentare (2)

Samick

Und ich nutzte die freie Strecke, um auch mal den Wagen mit 200 km/h.

Hallo Namtor44 , dies kann ich nur wenn meine Frau nicht dabei ist ,- sie wird spätestens bei 140 km/h wach und ermahnt mich nicht so zu rasen ....

Immer wieder unterhaltsam , deine Geschichten .
Gruß Herbert

nnamttor44

@Samick  
Hallo Herbert,
ich weiß, dass viele Frauen bereits bei mehr als 100 km/h nervös werden. Heute würde ich auch nicht mehr so rasen. Aber die damals neue und meist freie Autobahn war einfach zu verlockend. 

Aber gerade heute hat es mich wieder aufgeregt: aus der Stadt heraus in Richtung nach meinem Zuhause, ist erst eine kurzeStrecke 70 vorgeschrieben - die meisten Autofahrer hat man dann auf der nicht vorhandenen Anhängerkupplung hängen! Dann darf 100 gefahren, aber nicht überholt werden, bis man zu unserem Straßendorf kommt. Dort ist wieder 70 vorgeschrieben, obendrein eine Blitze am Straßenrand.

Wenn die Autofahrer die Blitze hinter sich wissen, fahren sie wieder 100, obwohl jeder sieht, dass zu beiden Seiten der Straße Wohnhäuser stehen, von denen ich weiß, dass da kleine Kinder zuhause sind! Es kommt vor, dass ich vom Hof fahre und ein Pkw, der zuvor von uns aus noch gar nicht in der Kurve zu sehen war (sonst wäre ich nicht auf die Bundesstraße gefahren!), mir fast plötzlich hinten drauf sitzt und wie wild hupt!! Wer fuhr da wohl nicht so umsichtig, vorsichtig?

Auch ein Rennradfahrer im Alter von etwas 45 Jahren war noch nicht zu sehen, als ich vom Hof fuhr. Es führt ein Fuß-/Radweg an der Straße und userem Haus entlang, dort dürfen Radfahrer wegen der Mischung mit Fußweg höchstens 15 km/h fahren. Der aber fuhr garantiert 40, bremste scharf ab und warf mir sein Rad auf mein Pkw-Heck, schimpfte wie ein Rohrspatz - bis mein Schwiegersohn ihm erklärte, ich hätte sehr aufgepasst und ER hätte sich falsch verhalten! Der Sportsmann beging Fahrerfllucht ...

Ist schon spannend, das Verhalten der Verkehrsteilnehmer.

Danke für Deinen Kommentar

Hab mich über Deine Zustimmung gefreut.

Uschi


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