Das Brautgeld

Es ist der 11. Juni 2014 am frühen Nachmittag, ich sitze festlich gekleidet in der Moschee, mein zukünftiger Mann Koscha Backwan, der Imam Abdul Nadim, Falim und ein Ägypter, die Trauzeugen. Vier Säulen, die Brautleute, die Witwe christlichen Glaubens, der muslimische Mann und das Brautgeld, das ich nicht wollte. Das Brautgeschenk, eine Vorschrift die unumgänglich ist, sie stellt die Versorgung der Frau sicher. Zu meiner Überraschung erhielt eine Aktie der General Foods Corporation, Nominalwert 2000Dollar. Koscha Backwan gab sein letztes Hemd und ich schwebte auf Wolke sieben. Klein Karla auf dem fliegenden Teppich, ein wunderbarer Tag, die Trauung, das Dankgebet, die Worte von Ruhe, Frieden und Glückseligkeit schwebten in meine Seele. Ein orientalisches Märchen wird für mich geschrieben, ich bin die Hauptdarstellerin.
Anschließend fuhren wir mit unseren Gästen in ein arabisches kleines Lokal in der Grünberger Straße. Rosensträuße auf dem Tisch, orientalische Musik, Gewürze duften uns herüber. Abdul Nadim sitzt schräg an meiner Seite und erzählt von seiner Arbeit als Nachrichteningenieur bei der Frauendorfer Gesellschaft, klug, gebildet, auf meiner Linie. Wir geißeln die Konsumgesellschaft. Ich frage interessiert nach dem Koran. Die Grenzen fließen, Allah, Gott, Christentum, Islam, eine Welt, ein Schöpfer. Ich bin glücklich und lasse für diesen Nachmittag alles hinter mir.
Koscha Backwan, der Mann und Zauberer fängt mich ein. Abends liege ich in seinem Arm, denke an das Brautgeschenk, die Liebe und das Gebet des Imams. So schmeckt Glückseeligkeit.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlafe ich ein.
Noch vor dem Morgengrauen werde ich wach und denke an das Brautgeschenk, irgendetwas stimmte nicht, warum hat Abdul Nadim ihn Schlitzohr genannt und fragte nach dem Wert. Nominalwert 2000 Dollar. Alles virtuell, eine Illusion, die Gesellschaft existiert nicht mehr. Ein Stück bedrucktes Papier mit einem Sammlerwert.
Als ich Koscha Backwan danach fragte lachte er, ohne Brautgeschenk keine Hochzeit. Und kein Märchen.
Ein Derwisch tanzte in der Moschee, ein Gockel spreizte sein Gefieder.
Das Wesentliche bleibt. Karla ist zum dritten mal verheiratet.
mampi

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