Das Bruttonationalglück


Das Bruttonationalglück
Es liegt schon einige Jahrzehnte zurück, als er im Alter von 26 Jahre die Thronfolge antreten musste, weil sein Vater völlig unerwartet im Alter von 43 Jahren gestorben ist. Da er sich der Verantwortung gegenüber dem Volk bewusst war, beschloss er eine Reise durch sein Land, dem Land des Donnerdrachens zu unternehmen, um die Bürger zu fragen, was genau sie von ihm erwarten. Alle Menschen, die befragt wurden, wünschten sich in erster Linie Glück und Wohlergehen. Also beschloss der junge König, diesem Wunsch der Bürger gerecht zu werden.
 
Und so richtete er ein Zentrum für „Bruttonationalglück“ ein. Dort sollte erforscht werden, wie man erreichen kann, dass die Menschen glücklich sind und es ihnen wohlergeht.  Es dauerte nicht lange und man hatte festgestellt, dass die Menschen in den westlichen Ländern häufig unter Depressionen litten und unzufrieden waren, weil sie den Kontakt zu ihrem Innersten verloren hatten und die dadurch entstandene innere Leere durch Materialismus gefüllt wird.
 
Da echtes Glück aber nur entsteht, wenn der Mensch in Harmonie mit sich selbst, der Natur und der Gesellschaft lebt, wurde beschlossen, dass die Wirtschaft dem Glück der Menschen zu dienen hat und nicht umgekehrt. Von nun an wurde also bewusst auf profitable Wirtschaftsprojekte verzichtet und in der Verfassung des Landes festgeschrieben, dass die  Bevölkerung ein Recht auf Glück hat. Der junge König selbst legte fest, dass alle Institutionen des Landes verpflichtet sind, das Bruttonationalglück zu fördern und sollte sich eine Regierung nicht daran halten, dann hat sie keine Existenzberechtigung. Die Regierung wurde angehalten für soziale Gerechtigkeit, kulturelle Freiheit, Gleichberechtigung und ökologische Nachhaltigkeit zu sorgen. Schon in den Schulen werden soziale Fähigkeiten, wie Empathie, Kommunikation, Konfliktbewältigung gelehrt sowie Meditation und Achtsamkeit, die das menschliche Gehirn positiv beeinflussen. Außerdem wird sehr viel Wert auf die Bewahrung der Tradition und Kultur gelegt. Ein Paradies auf Erden, wo nur glückliche Menschen leben. Das hört sich nach einem Land wie aus einem Märchenbuch an. Doch dieses Land des Donnerdrachens, in dem die Menschen ein Recht auf Glück und Wohlergehen haben, existiert wirklich.  Es liegt in der Himalaya Region Südasiens.

Sein Name ist Bhutan.
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Auch unsere Regierung hat einen Eid geschworen, dem Wohle des Volkes zu dienen.
 
Ob sie sich noch daran erinnert ?
 
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Foto: Das Kloster Taktshang in Bhutan
Douglas J. McLaughlin  https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Taktshang.jpg
 

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Kommentare (6)

Manfred36


Bhutan ist ein Land mit buddhistischer Staatsreligion, das die völkische Einheit und Tradition über alles stellt. Der Einzelne ist nicht frei und es gab auch schon Rassismus und Vertreibungen (Nepal). Den Bruttonationalindex gibt es eigentlich nur dort und einige Indikatoren des BNG wie die politische Freiheit, Leistungen der Regierung oder die Verantwortung gegenüber der Umwelt gehen nur mit 10 % in das Ergebnis der Domäne ein. Es kommen auch von außen Zweifel an der Erhebung und Darstellung auf, weil auch Unterdrückung der Bürger und Korruption schwerwiegende Probleme des Landes sind. Der Erb-Monarch hat es leicht, einen Eid zu schwören.

Unsere Regierung hat keinen eigentlichen Eid auf das sogenannte „Glück“ geschworen, sondern auf die größtmögliche Freiheit und Würde. Anders als die Amerikanishe Verfassung.
 

Winterrose

@Manfred36  

Bhutans Staatsziel vom „Bruttonationalglück wurde erst vor 40 Jahren festgelegt und davon handelt mein Text, lieber Manfred.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass die Lebenserwartung der Menschen vorher bei unter 40 Jahren lag und es im Land nur zwei Ärzte gab. Heute existiert ein engmaschiges Netz von Krankenhäusern und Ärzten. Die Krankenversorgung ist kostenlos. Auch können inzwischen 60% der Bevölkerung lesen und schreiben. 60 % des Landes steht unter Naturschutz, während z.B. in Tibet und Nepal Wälder rücksichtslos abgeholzt wurden, muss in Bhutan jeder, der einen Baum fällt, zwei neue pflanzen.
Rauchen, Plastik und Werbung sind verboten, was ja kein Fehler sein kann.
Es kann ja wohl auch kein Fehler sein, die Kultur und Traditionen des Landes zu pflegen und zu erhalten.
Richtig ist allerdings auch, dass insbesondere die jungen Menschen in Bhutan durch den Internetzugang, zunehmend vom westlichen Lebensstil beeinflusst werden, was ich sehr schade finde.
 
Der Buddhismus wird zwar als eine der Weltreligionen bezeichnet, ist aber im eigentlichen Sinn eher eine Lehre, da Buddha kein allmächtiger Gott im Sinne der Schöpfung war.
 
Auch habe ich nichts von einem geleisteten Eid unserer Politiker auf das „Glück“ geschrieben,  sondern davon, dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen. Dazu gehört auch, Schaden von ihm abzuwenden und seinen Nutzen zu mehren. Doch genau das scheint mir in diesem Land immer öfter in den Hintergrund zu geraten. Das ist meine persönliche Meinung. Ich ziehe Politiker vor, denen in erster Linie das Wohl des Volkes am Herzen liegt und nicht in erster Linie das eigene Wohl.
So bevorzuge ich auch die Philosophie des Buddhismus den Dogmen der Kirchen. Ich lasse mir nun mal nicht gerne vorschreiben, was ich zu glauben und zu denken habe, sondern bilde mir meine eigene Meinung und entscheide selbst, was und woran ich glaube möchte.
 
Einen angenehmen Wohlfühltag wünscht dir mit lieben Grüßen Laura, die außerdem der Meinung ist, dass kein Mensch ununterbrochen glücklich sein kann, weil er zwangsläufig verblöden würde.
 

Manfred36

@Winterrose  und @Arni
In seinem Kleinen Buch der inneren Ruhe attestiert Tenzin Gyatso "So einfach ist das Glück". An erster Stelle in meinem Regal steht die Zusammenfassung der Harvard-Vorlesungen des tibetischen Dalai Lama, der auch Bhutan geprägt hat. Nicht weil der Friedensnobellpreisträger genau so alt ist wie ich, sondern weil ich daraus auch eine Antwort in unserer Gesellschaft erwarte.

Winterrose

@Manfred36  

Der Dalai Lama ist ein alter, sehr weiser Mann, genau wie es Mahatma Gandhi war. Aus ihnen spricht die Jahrzehnte lange Erfahrung eines stillen, zurückgezogenen Lebens. Sie haben beide meine volle Hochachtung.
Aber was weiß ein junger Mensch, der in einer Großstadt aufwächst? Ein unerfahrener Mensch, der heutzutage schon in jungen Jahren übergefordert wird und nichts anderes hört, als dass er für sein Alter vorsorgen soll. Wie kann ein solch‘ junger Mensch sein Leben leben ? Seine Träume verwirklichen ? Erfahrungen sammeln ?  Er hat gar keine Zeit zu leben ! Woher soll er wissen, was Glück ist ? Er wird es wahrscheinlich niemals herausfinden.

Wäre ich in jungen Jahren nicht nach Berlin gezogen und später in die Karibik und stattdessen voll ins Berufsleben eingestiegen, hätte ich wahrscheinlich nie herausgefunden, „wie einfach das Glück“ ist. Ist man hier in diesem Land erst einmal in der Tretmühle gefangen, kommt man so schnell nicht wieder raus. Und das wiederum hat viel mit den eigenen Ansprüchen zu tun und der Gier nach immer mehr. Das macht die Menschen krank und deren Leben kaputt.
Glück ist tatsächlich ganz einfach !

Danke für den Buchtipp, lieber Manfred, vielleicht wünsche ich es mir das Büchlein zu Weihnachten ;o)).

ehemaliges Mitglied

@Winterrose  

"So bevorzuge ich auch die Philosophie des Buddhismus den Dogmen der Kirchen. Ich lasse mir nun mal nicht gerne vorschreiben, was ich zu glauben und zu denken habe, sondern bilde mir meine eigene Meinung und entscheide selbst, was und woran ich glaube möchte."

Dem schließe ich mich gerne an!

LG
Arni
 

Winterrose

@Arni  

Dann sind wir ja schon zu zweit, lieber Arni, das freut mich sehr :o)).
Liebe Grüße
Laura


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