Die Druckerei hat das Büchlein meiner Tochter

LEGASTHENIE – Dyskalkulie – DECODIEREN
Wie mein Kind lernt, seine Legasthenie zu kontrollieren

im August herausgebracht und ist dabei, die Interessenten und Buchhandlungen darüber zu informieren. Offensichtlich war dem Chef (nahe seinem Rentenalter) nicht klar, obwohl ihm meine Tochter davon erzählt hatte, dass auch die Österreicher sowie Verlage in den USA daran interessiert sind, dieses Büchlein als Unterstützung ihrer Legasthenie-Trainer*innen zu nutzen, weil es Wege aufzeigt, wie es ihr gelungen ist, ihren rundum vielseitig betroffenen Sohn die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen ebenso wie nicht betroffene Kinder lernen zu lassen. Es bleibt also nicht NUR in Deutschland ...

Natürlich weiß der Junge, dass seine Mutter alle Geschehnisse um seine Legasthenie schriftlich festgehalten hat, daraus jetzt ein Büchlein gemacht hat. „Bin ich jetzt Schuld daran, dass du berühmt wirst, Mama?“ kam seine neugierige Frage. „Ob ich berühmt werden“ lachte sie, „das weiß ich nicht. Aber du hast mit deinen Begabungen dafür gesorgt, dass jetzt noch viel mehr Leute davon erfahren, wie man mit Legasthenie lernen kann!“ Ihre Antwort machte den Neunjährigen ganz stolz. Und er nannte den Satz, der unter dem Titel zu lesen ist ...

Sie hatte ihr Büchlein den ausländischen Interessenten zugesandt und heute gab es die Rückmeldungen, bitte die erforderlichen Daten nachzuliefern, damit das Büchlein von Interessenten bestellt werden kann!!

Der stellvertretende Rektor der hiesigen weiterführenden Schule ließ heute die Mutter einer gerade neunjährigen Betroffenen sein Unverständnis wissen, warum sie ihre Tochter nicht einem Therapeuten für psychologische Störungen vorstelle, damit ihr geholfen werden könne. Es verschlug der Mutter die Sprache, denn genau das hatte ihre Kleine anderthalb Jahre „durchleiden“ müssen. Es hatte dem Kind nicht geholfen, aber ihr die Schule so schwer gemacht, dass sie immer öfter mit Bauch- oder Kopfweh oder eingenässt vor Angst vor der Schule nach Hause geschickt wurde!! Dann entdeckte meine Tochter mit einem Test, dass die hochbegabte Kleine keineswegs lernunfähig ist, sondern legastheniebegabt. Es genügten einige Wochen spielerische Erklärungen, um dem Kind zu zeigen, Du kannst genau wie alle anderen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen! Sie verlor ihre Bauchschmerzen, gab es auch auf, diese und anderes vorzutäuschen, um aus der Schule fliehen zu dürfen.

In den jetzt beendeten Sommerferien hatte die Kleine erfahren, wie auch sie kleine und große Buchstaben sauber und sehr gut leserlich auf der Schreiblinie in der richtigen Buchstabengröße schreiben kann. Sie spiegelte auch keine Buchstaben mehr. Es genügten zwei oder drei kurze Übungsversuche zuhause und heute brachte sie einen sauber geschriebenen Text, der Hausaufgabe war, und zeigte ihn ganz stolz meiner Tochter! Die war einfach nur baff, denn das hatte sie so schnell nicht erwartet!! Nicht die ganzen sechs Ferienwochen geübt, nein, nur drei, vier Mal! Das Ergebnis war für das Kind, ihre Mama und meine Tochter überwältigend!

Und da ließ ein Lehrer, der einen guten Ruf hat, erkennen, dass er von Legasthenie keine Ahnung hat! Es wird allerhöchste Zeit, dass eine andere Wahrnehmung – Legasthenie – keine Krankheit, keine Störung ist, die man medizinisch „therapieren“ muss, sondern tatsächlich mit den richtigen Hinweisen, dem manchmal erforderlichen Training und keineswegs mit Psycho- oder Ergotherapie in die richtige Richtung gelenkt werden kann.

Es sollte kein Kind mehr vor der Klasse als dumm oder lernunfähig hingestellt werden, nur weil es in seiner Umgebung niemanden gibt, der ihm die richtige Hinweise beibringt, die Kulturtechniken mit ihren eigentlichen nichtssagenden Hieroglyphen zu erklären. Auch für Lehrer wäre so ein Wissen keineswegs so zeitaufwendig, wie sie es gern mit der Ausrede darstellen, das könne im Unterricht nicht geleistet werden! Es sollte kein Kind aufgrund dieser fehlenden Lehrtechniken frustriert werden, mit Bauchweh und unter dem Gelächter seiner Mitschüler*innen mitten aus dem Unterricht nach Hause gehen, zum Schulverweigerer gemacht werden!

Bei meiner benannten Kleinen hatte die Psychologin bereits aufgegeben: „Ich weiß nicht mehr, wie ich diesem Kind noch beikommen soll!“ Das Mädchen geht inzwischen wieder gern, nun ins dritte Schuljahr!
 


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Kommentare (4)

werderanerin

Liebe Uschi, da wirst auch du ganz sicher etwas stolz auf deine Tochter sein und das mit Recht. Ich habe mich, offen gesagt, sehr wenig damit beschäftigt und daher kommt für mich zwei Fragen auf...

Gibt es auf dem Markt zu diesem, speziellen Thema so wenig Lesestoff, welcher vor allem auch zu verstehen ist ?

Wie kommt es , dass Pädagogen nicht diesbezüglich (zumindest) wissen, was das ist..., sodass sie reagieren könnten.
Ist das und anderes nicht auch Thema beim Studium...?

Könnte mir vorstellen, dass es ja nicht immer solch involvierte Menschen, wie euch gibt, weil sie intensiv betroffen sind. Viele Eltern ahnen sicher garnichts, denke ich mir und wie ich weiß, sind selbst Ärzte oft ratlos/überfordert ...?


Kristine
 

nnamttor44

@werderanerin  
Hallo liebe Kristine!
Wie Du sicher in meiner Antwort hier an Rosenbusch gelesen hast, weiß man seit 120 Jahren von dieser anderen Wahrnehmung, die es den Betroffenen so schwer macht, unsere Kulturtechniken zu erlernen.

Man hatte es als medizinisch zu behandelnde Krankheit eingestuft. Daher gab es für die Lehrer keinen Grund, sich darum zu kümmern. sie erkennen es zwar und geben diese Erkenntnis dann an die Eltern weiter mit dem Rat,diese mit ihrem betroffenen Kind zum Hausarzt zu gehen (passiert immer noch!!), der schreibt eine Überweisung an einen Psychologen, weil das Kind inzwischen in zwei oder drei Schuljahren frustriert wurde und es - weil als dumm und lernunfähig von den Lehrern hingestellt - verzweifelt nicht mehr zur Schule will und aus Verzweiflung Schmerzen empfindet. Das muss doch krank sein!!

Nein, ist es nicht! Ist ein Linkshänder krank??

Seit etwa 20 Jahren ist Legasthenie als Krankheit nicht mehr in der ICD-Liste, weil R. D. Davis (Amerikaner) herausgefunden hat, was mit ihm - selbst Legastheniker - los ist. Schon in den 1980er Jahren schrieb er darüber sein Buch. Er erfuhr am eigenen Leib, wie er seine Aufmerksamkeit darauf ausrichten kann, um die Bilder, die ihm seine andere Wahrnehmung bei allen Worten, die man sich bildlich vorstellen kann, zeigten, nun in jenen Hieroglyphen, die wir Buchstaben nennen, mit denen wir lesen lernen, zu sehen lernte. 

Warum wir Deutschen immer noch hingehen und jahrelang Erkenntnisse prüfen, die anderswo längst in deren Alltagsgebrauch Einzug gehalten haben, ich kann es nicht nachvollziehen. Das geht vor allem in der Medizin und in anderen Wissenschaften, hier vor allem dem Studium des Lernens so. Du findest in den Skandinavischen Ländern, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Österreich - überall im Unterricht den Umgang mit Dyslexie, Dyskalkulie. Dort hat es Eingang gefunden!! Allerdings hat noch niemand lt. Aussage des Österreichischen Legasthenie-Dachverbandes und dem Verlag, der in den USA die Bücher Davis' herausgibt, in Deutsch beschrieben, mit welchen oft einfachen Möglichkeiten Betroffenen geholfen werden kann, die tanzenden Buchstaben eines Textes beim Versuch eines Legasthenikers sie zu entziffern, sinnerfassend zu lesen.

Einen kleinen Eindruck kannst Du Dir anschauen, wenn Du unter
www.lerntalent.de meiner Tochter Katja nachschaust. Darunter kannst Du auch ihr Buch bestellen. Es sollte aber auch inzwischen im Buchhandel bestellt werden können.

In ihrem Büchlein LEGASTHENIE Dyskalkulie DECODIEREN hat sie ausführlich beschrieben, wie sie vor allem anfangs ihrem Sohn helfen konnte. Allerdings kostet das Büchlein 14,90 €. Mit vielen Bildern, Darstellungen zeigt sie, mit welchen Hindernissen ein/e Sechsjährige/r in der Schule zu kämpfen hat, wenn niemand ihr/ihm erklären kann, warum er/sie in Erzählungen beispielsweise einen Baum von rundherum, von oben und unten, innen und außen, jedes Blatt und jeden Ast bildlich blitzschnell sieht, aber nicht die Buchstaben deuten kann, die eine Lehrperson gerade an die Tafel "zeichnet"! Warum macht die das? Ein Baum sieht doch ganz anders aus? Wenn man noch nicht weiß, dass beispielsweise ein a, A in zweifacher Weise eine Bedeutung hat, sich diese Bedeutung nicht bildlich vorstellen kann (es gibt ja viele Worte mit diesem oder anderen Buchstaben), gibt es massiv Probleme!

Legasthenie und Dyskalkulie sind keine Krankheiten oder Behinderungen, Störungen oder Schwächen.
Es ist ein pädagogisch didaktisches Problem!


Es führt zu weit, wenn ich hier als Kommentar zu Deinen Fragen noch mehr Erklärungen schreibe. Es lohnt sich, wenn Interessierte sich das Büchlein kaufen. Es ist sehr charmant geschrieben und das Verstehen der anderen Wahrnehmungen, der Umgang damit sowie die Möglichkeiten, dennoch unsere Kulturtechniken zu erlernen (Max kann inzwischen sinnerfassend und sogar schnell lesen, sehr gut und sauber schreiben, Mathe ist sein Lieblingsfach!). Es ist aber auch für viele Betroffene sehr wichtig, dass sie - wenigstens einmal die Woche - eine Stunde Hilfe durch eine/n Legasthenie-Trainer/in erhält. Doch die sind rar gesät! Wenn Eltern und Lehrer mehr Hilfe durch erworbenes Wissen der Problematiken bieten könnten, wäre sehr viel gewonnen!!!

Uschi, die mit Herzblut für diese Kids an der Seite ihrer Tochter kämpft.

ehemaliges Mitglied

Nmmantor, es freut mich sehr, dieses zu lesen, jedem kind, das mit irgendeiner Lernbehinderung zurecht kommen muss tut mir sehr leid und wenn es Hillfen gibt, dann ist das für die Kinder eine Hilfe im Unterricht, aber auch im Leben, denn Mitschüler/innen können sehr garstig sein.

Mein Sohn hatte als unerkannter hochbegabter auch Schwierigkeiten in der Schule, er störte oft, aber irgendwann gab es eine Lehrerin die es erkannte und ihm und uns weiter half.

Herzlichst Rosenbusch

nnamttor44

@Rosenbusch  
Liebe Rosenbusch!
Ich bedanke mich für Deinen Kommentar!! Es ist leider heute noch gang und gebe, dass Eltern es im Verwandten- oder Bekanntenkreis tunlichst verheimlichen, dass ihr Kind, von Legasthenie betroffen ist. Es ist nicht nur keine Krankheit, auch keine Behinderung! Die Entwicklung des Babys im Mutterleib hat die Wahrnehmungen in die andere Gehirnhälfte gelegt, ähnlich wie es bei "Linkshändern" anders programmiert wurde. Die sind ja auch nicht krank, weil sie ihre linke Hand lieber nutzen als ihre rechte.

Meine Kinder sind beide betroffen. Bei meinem hochintelligenten Sohn (147 IQ) stellte ich es vor 48 Jahren fest, ließ ihn testen, und es ergab sich, dass die Lehrer ihn - je nach gesetzlicher Lage - mal nicht so streng, mal wie alle Kinder zensierten. Da R. D. Davis erst seine Dyslexia-Kenntnisse in den 1980er Jahren in einem eigenen Buch veröffentlichte, dessen Inhalt, Aufklärung auch erst Jahre später nach Europa herüber schwappte, wurde bis heute im Deutschen Kultusministerium diesbezüglich nichts unternommen, Studierende auf Lehramt nicht dazu verpflichtet, sich wenigstens Kenntniisse zur Legasthenie anzueignen, obwohl es auch hier seit 120 Jahren bekannt ist!! Unglaublich!! Rund um Deutschland wird diese andere Wahrnehmung schulisch beachtet, einbezogen!

Mein Sohn hatte das Glück, ein fotografisches Gedächtsnis nutzen zu können, ebenso das, was er hören wollte, unauslöschlich wieder aufrufen zu können - bis heute! Das erlaubte ihm einen recht guten Realschulabschluss hinzulegen.

Bei meiner Tochter fiel ihre Betroffenheit noch weniger auf. Leider sorgte eine Blutübertragung bei einer schweren OP im Alter von 13 Jahren dafür, dass ein Diabetes Typ 1 zwei Jahre später ihr das Lernen auch noch schwerer machte. Trotzdem - nun mit zwei Behinderungen (Rücken-Versteifung, Diabetes) geschlagen - konnte sie sich in einem Ausbildungsinternat als Hauptschulabsolventin einen Beruf wählen, den man in der freien Wirtschaft nur mit gutem Abi erwischt!! Schlussfolgerung: Auch sie kann nicht die Dümmste sein! Nach Beendigung ihrer Ausbildung mit Lehrbefähigung hing sie für ihr Hobby noch ein Fernstudium zur Grafik-Designerin an, dass sie mit Sehr gut abschloss. Dann legte sie beide Ausbildungen zusammen und machte sich selbstständig, ist es heute noch.

Als mein Enkel vor gut neun Jahren zur Welt kam, befürchteten wir schon, auch er sei legasthen. Er ist es, so heftig rundum betroffen, wie sein Papa. Passend dazu las meine Tochter diverse Bücher und entschloss sich, neben ihrem Beruf per Fernstudium die Diploma zur Dyslexia- und Dyskalkulie-Trainerin zu machen. Was soll ich sagen? Sie bestand mit Auszeichnung! Ergebnis: Max konnte schulisch nicht zurückgesetzt werden!

Gerade bekam sie vom Österreichischen Legasthenie-Verband die Zusage, ihr Büchlein als Fortbildung für L-Trainer*innen zu nutzen. Gestern meldete sich in ähnlicher Weise der Verlag in den USA, der die Davis-Bücher herausbringt. Dort wird sie an dritter Stelle für Deutsche Bücher über Dyslexia empfohlen. Und kommende Woche wird unsere Zeitung ihr Buch vorstellen. Es war schon spannend, festzustellen, dass die Politiker auf meine Tochter zukamen und nicht sie sich um ein Gespräch mit ihnen bemühen musste.

Wir hoffen so sehr, dass ihr Tun das Steinchen wird, das immer größere Kreise zieht, kein Lehrer einem legasthenen Kind den Vorwurf, zu dumm zum Lernen zu sein, vor der Klasse mehr macht. Letztlich hieße das ja, dass der Lehrende etwas in seinem Studium ausgelassen hat ...

Mit diesem Herzenswunsch grüßt

Uschi

 


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