Das Mädchen aus dem Zirkus


Das Mädchen aus dem Zirkus

Eines Tages klebten bunte Plakate in der Stadt und verkündeten das Ereignis des Jahres,  ein Zirkus wird in unser verschlafenes ,  kleines Städtchen kommen. Dann kamen sie, Traktoren zogen  bunte Holzwagen in Richtung Festwiese, die Zirkusleute  bauten das Zelt auf, es entstand eine kleine abgeschlossene Stadt aus Zirkuszelt und  bunten Holzwagen. Für uns Kinder waren die Zirkusleute so etwas wie die große weite Welt, eine Welt die besonders für mich unvorstellbar schön sein musste, jedenfalls im Vergleich zu dem Leben, das wir in dieser ländlichen Kleinstadt  führten. Wir bearbeiteten alle unsere Eltern, damit wir uns eine Eintrittskarte für die Nachmittagsvorstellung kaufen konnten, was damals nicht so einfach war. 
​​​​​
Aber das aufregendste kam noch, als wir am morgen vor der ersten Vorstellung in die Schule gingen und das Klassenzimmer betraten, sass da ein fremdes Mädchen und die Lehrerin stellte uns Sonia vor, sie war ein wahrhaftiges Zirkuskind, wir staunten und bewunderten dieses auch im Aussehen fremdartige Mädchen, sie hatte dunkle Haut und lange schwarze Haare und ich fand sie wunderschön und natürlich verkörperte sie für mich die große, weite, ferne und exotische Welt. Dann kam die erste Vorstellung mit allem was ein Zirkus zu bieten hatte, Pferde, Löwen und Tiger, Clowns und Trapezkünstler und der so besonderen Manegenluft. Und dann sahen wir Sonia, sie trug ein Trikot mit  Röckchen und einen Schirm in der Hand,  sie kletterte gelenkig an den Stangen hoch  um dann  elegant über das Seil zu tänzeln. Meine Bewunderung stieg ins unermessliche, ganz abgesehen davon, dass eine Zirkusvorstellung sowieso zum schönsten gehörte, was ein Kind damals erleben konnte.

​​​​Am nächsten Tag sass Sonia wieder im Klassenzimmer, schweigsam wie meistens. Aber nach 4 Tagen kam sie nicht mehr, der Zirkus verließ unsere Stadt, die bunten Zirkuswagen samt Sonia Kaiser zogen weiter und ich war traurig.


 


Anzeige

Kommentare (0)


Anzeige