Das Märchen von den Tanzkreisen


Die Musik erklang und das Tanzfest war eröffnet. Alle erhoben sich und ergriffen die Hände der Nebenstehenden.
Fröhliches Lachen erklang, als Gruppe zu Gruppe fand.
Da drehten sich die Schönen, dort die Klugen, die Begabten, die Strahlenden, die Weichherzigen, die Hilfsbereiten
und hier die Fröhlichen, die alle mit ihrem Frohsinn ansteckten.
Mitunter mischten sich diese Kreise, denn es gab nicht nur die Einseitigkeit, sondern viele Eigenschaften paarten
sich mit anderen. Jeder hatte für sich eine Auffälligkeit, die Andere für ihn einnahm.
So entstanden Tanzgruppen, die sich umeinander, miteinander drehten. Um sie herum war es warm und hell. Doch ganz
fern in einer Ecke hatten sich aus den anderen Kreisen einige gelöst und bildeten einen Kreis, der dunkel anmutete.
Ein Wabern lag über ihnen in der Luft und es strömte Kälte aus, sodass die Anderen darauf bedacht waren, immer mehr
Zwischenraum zwischen ihren und den ganz kleinen Kreis zu bringen.
Zwar versuchten jene im Abseits immer wieder den einen oder anderen Ahnungslosen in ihren Kreis zu ziehen.
„Wir sind besser, wir sind klüger, wir sind ohne Fehl und Tadel, wir sind das Non plus Ultra“ -
Tuschelnd, zischelnd, falsch lächelnd, mit frömmlerischen Reden, sich selbst immer mehr beweihräuchernd hatten sie
auch ab und zu kurzfristig Erfolg, doch so nach und nach vermissten die so Geworbenen die Wärme, die Fröhlichkeit,
das Echte und Finger für Finger streckten sie aus, um sich wieder in die großen Kreise einfügen zu können.
So blieb der Anstifterin, dem Neid, der Geltungssucht, der Boshaftigkeit, der Intrige, der Scheinheiligkeit und der
Verleumdung absolut nichts anderes übrig, als weiter in ihrer Ecke zu tanzen, sich gegenseitig anzustacheln und Neues
zu ersinnen, wie sie die Kreise stören könnten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann drehen sie sich immer noch umeinander.

© Flora von Bistram




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Kommentare (6)

ehemaliges Mitglied gehen oft verschlungene Wege und nicht immer kommt man ihnen auf die Schliche.
Wachsam, aber nicht ängstlich sein - lautet die Devise.

Danke für ein Märchen, das mehr ist als nur eine Geschichte.

Liebe Grüße
Fred
tilli Liebe Flora
Erst heute gelesen und wie immer bewundere ich deine große Kunst zum schreiben. Deine Gedanken, deine Worte, ich lese
und verstehe.Ich denke auch, dass sich jeder dazu seine eigene Vorstellung machen kann. Es werden immer solche oder solche Menschen sein.Eine werden immer in der ersten Reihe sein, andere sind und werden immer im Schatten stehen.


Ich danke dir für deine Freundschaft und grüße Tilli
floravonbistram für's Lesen und Eure Gedanken dazu
Liebe Grüße durch den sonnigen Tag zu Euch
Flo
Traute Ja sie gibt es, die, die anscheinend von Geburt schon wissen, sie sind das Maß aller Dinge, an ihnen wird gemessen und was dabei raus kommt heißt dann angemessen.
Einige Wanderer zwischen diesen kleinen Welten werden alle Seiten kennenlernen, eh sie entscheiden, hier passe ich hin, hier werde ich auf Gleichgesinnte treffen.
Aber oft ist das so hilfreiche Vitamin B in solchen Gruppen gebunden, bei denen man nicht Herz, aber Aufstiegshilfe findet.
So ist es dann die Entscheidung, den Weg zu wählen, auf dem man sich die Anerkennung selbst er-schreitet und nicht den, wo schneidende Kälte, aber auch Steighilfe zu erwarten ist.
Lieber ohne Intrigen aufgestiegen, das Herz und die Moral behalten, und nicht auf dem Opfertisch der Kaltherzigkeit legen.
Mit freundlichen Gleichnis-grüßen,
Traute
indeed lassen wir uns unseren Optimismus nicht nehmen. Man kann sich noch so viel Mühe geben und eine gute Lebenssuppe kochen, wem es nicht gefällt, der findet immer etwas und wenn er/sie sich selber ein Haar ausreisst .. .

Manchmal könnte man verzweifeln, aber unterkriegen lassen - N E I N !

Trotz allem, ich glaube immer noch in erster Linie an das Gute im Menschen.
Es gibt so viele schöne Dinge auf Erden und auch viele liebe Menschen.
Diesen Glauben möchte ich mir auch bewahren. Denn nur so ist es lebenswert.

Alles Liebe und viele Grüße
Ingrid




inge43 das ist sehr tiefgründig geschrieben --es war bestimmt so gewollt, dass jeder selbst interpretieren kann wie er es versteht aus seiner sicht. in welchem kreis jemand mit tanzt,
kann jeder selbst entscheiden. warum schreibe ich alles in männlich? es gilt alles ebenso für weiblich was ich geschrieben habe.

herzlichen gruß inge

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