Das Rußhaus
oder warum man als Mann keine Hausarbeit machen sollte

Es war einmal vor langer Zeit, so etwa vor 50 Jahren, da wohnten meine Frau und ich frisch verliebt und verheiratet in unserer ersten gemeinsamen Wohnung. Es war die obere Etage eines großen Bauernhauses. Leider hatte die Wohnung keine Zentralheizung und so heizten wir jeden einzelnen Raum mit Ölheizungen. Einen Öltank hatten wir im Keller. Von dort zapften wir täglich eine Ölkanne ab und versorgten damit die einzelnen Öfen. Wie das Leben so spielt, mussten diese Öfen von Zeit zu Zeit vom Ruß befreit werden, was sehr unhandlich und zeitraubend war. 
Ich befand mich gerade in einen Weiterbildung und hatte nachmittags des öfteren Freizeit. Meine Frau arbeitete bei einer Bank und kam abends manchmal ziemlich gestresst nach Hause.
Warum sollte ich nicht meine Frau überraschen und diese Reinigungsarbeit heimlich ganz alleine vollstrecken? So schön, so gut! Aber nicht auf diese langwierige Art, wie wir das sonst unter dem Kommando meiner Frau getan hatten. Nein! Wozu hat man denn einen Staubsauger? Ich begann mit dem Ofen im Wohnzimmer, machte die Düse vom Staubsauger ab und hinein mit dem Saugrohr von oben in den Ofen. Herrlich, wie effektiv der Staubsauger Ruß und Asche aus dem Ofen und hinein in den Staubsaugerbeutel beförderte. Ich stellte mir im Geiste gerade erwartungsfroh das liebreizende Gesicht meiner Frau vor, die sich über meine gute Tat sicherlich sehr freuen würde. 
Ein komischer Geruch riss mich aus meinen Gedanken und beim Suchen nach dem Grund sah ich, dass sich aus dem Staubsauger endlose Rußwolken im ganzen Zimmer verteilten. Der ehemals helle Wohnzimmerteppich war schwarz. Die ehemals weißen Schleiflackmöbel waren mit einem fettigem Schleier überzogen. Die Gefahrenlage wurde mir als Mann sofort klar und ich schritt zur Schadensbegrenzung. Ich machte die Tür zum Flur auf, rollte den Staubsauger hindurch und begann sofort vom Flur aus den Wohnzimmerteppich abzusaugen. Erschreckt stellte ich fest, dass nun auch der Flur verrußt war, da der Staubsauger weiterhin alles durchließ, was er vorne eingesaugt hatte. Den Grund dafür ermittelnd öffnete ich den Staubsauger und merkte, dass der Staubsaugerbeutel durchgebrannt war und nur noch ein glühendes Etwas war, was sofort mit Wasser gelöscht werden musste. Geistesgegenwärtig und unter Lebensgefahr riss ich den glühenden Beutel heraus und warf in in der Küche in das Waschbecken. Dieses sah dann auch nicht mehr so gut aus. Und wenn man denken könnte, das war es jetzt mit den   Katastrophen, hörte ich meine Frau nach Hause kommen.
Mit Hilfe einer guten Freundin haben wir noch Tage gebraucht, um den Schaden zu bereinigen.
Hier zeigte sich die große Liebe meiner Frau zu mir, dass sie mich nicht auf der Stelle umgebracht hatte.


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Kommentare (5)

Rosi65

Eine ganz tolle Leistung!
Danach hang der Haussegen aber bestimmt für einige Tage schief! 😆

Beste Grüße
  Rosi65

Monalie

 Au warte da pfefft der Fuchs,wolltest was Gutes tun und richtest einen Schaden an.gern gelesen und auch geschmunzelt  lieben Gruß Mona

werderanerin

...der "gute Wille" wurde eben von deiner Frau mehr als nur anerkannt...😉  🔥

Kristine

Muscari

Köstlich beschrieben.
Das sind die ungerechten Strafen für einen ahnungslosen Ehemann, der seiner Frau etwas Gutes tun wollte.
Tust mir noch heute leid. Aber schmunzeln muss ich trotzdem.

Jaja, wie Syrdal schon schreibt "Loriot lässt grüßen"
Ich ebenso.
Andrea

Syrdal



Kurz gesagt:
Loriot – Das Bild hängt schief...

...bemerkt mit Schmunzeln
Syrdal
 


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