Das waren noch Zeiten ...


Das waren noch Zeiten  ...

Das waren noch Zeiten, ...

Wenn ich nach Münster fahre, heute eher mit dem Zug als mit meinem Pkw, erinnert mich auf dem Weg zu meinem Elternhaus sehr vieles an alte Zeiten. Nur der Bahnhof selber nicht, er ist inzwischen modernisiert und ich muss mich doch ein wenig anders orientieren, als in den 1950er Jahren.

Auch der Weg zur Salzstraße ist etwas fremder geworden. Ich nehme lieber den Weg vom Bahnhofsausgang in die Stadt geradeaus und laufe durch die Promenade bis etwa zum Schloss. Da werde ich weniger mit den Abgasen der breiter gewordenen Straßen und ihrem starken Verkehr konfrontiert.

Den Rückweg wähle ich dann doch oft durch die Salzstraße. Der Weg von meinem Elternhaus, auf halber Strecke zwischen Schloss und Dom beheimatet,

Foto 19  Winter 1950 1951 mit Karl im Salon.jpg
führt mich auch an einem alten Haus vorbei, dass in den ersten Jahren den Salon meines Vaters beherbegte. Die hinteren Räumlichkeiten dienten damals nach dem Krieg der Schwester unserer Mutter als Wohnung für ihre Familie. Heute ist es eine Musik-Kneipe. Auch an der nächsten Ecke, gegenüber der Überwasserkirche, gibt es – gab es – eine alte Kupferschmiede, die in ihrem Schaufenster immer wunderschöne Ware ausgestellt hatte. Der Münster-Krimi machte daraus ein Antiquariat, dass dort nie beheimatet war.

Der Weg über den Kirchhof Überwasser, über die Aa, hoch zum Dom war für meine Oma im Alter ganz schön anstrengend. Ein Glück war, dass es nach dem Einkauf auf dem großen Wochenmarkt auf dem Domplatz dann wieder bergab nach Hause ging. Da kam ich dann an die Reihe, trug unsere Einkäufe nach Hause.

Wenn ich mir heute das Angebot auf den Wochenmärkten ansehe, bin ich überzeugt, dass vor allem die Obst- und Gemüse-Angebote keineswegs alle vom eigenen Hof stammen.

Was war das für ein Spaß, als Oma einmal ein ganzes Huhn – lebendig – gekauft hatte. Sein Gegacker begleitete uns bis in die heimische Küche. Vorsichtshalber musste ich die Küchentür schließen. Dann nahm Oma das Tuch vom Korb, in dem die verängstigte Henne hockte. Noch ehe Oma ihren Hals greifen konnte, flog das arme Tier mehrfach durch die Küche und ließ ein fast fertiges Ei auf den Küchentisch fallen! Das Ei zerbrach natürlich, aber Oma konnte den Kopf der Henne greifen und – einmal, zweimal – schleuderte sie den fetten Vogel durch die Luft, und das kopflose Huhn landete auf dem Küchentisch. So lernte ich von ihr, der Bauerntochter, wie sie es gelernt hatte, wenn ein Huhn zu einer guten Suppe und einem leckeren Frikassee verarbeitet werden sollte.

Sie zeigte mir dann auch, wie es gerupft werden musste, dass noch viele Federkiele in der Haut stecken blieben, wie man sie heraus rupfte und zum Schluss das federlose Vogeltier über der Gasflamme von seinem Flaum befreite. Schließlich sollte die Haut mit dem darunter sitzenden Hühnerfett der Suppe einen guten Geschmack verleihen und nicht durch Flaumreste beim Essen des Hühnerfleisches die Familie zum Flaum ausspucken veranlassen. Diese etwas rohe Lehrstunde habe ich meinen Kindern nicht zugemutet. Inzwischen gab es ja im Supermarkt brat- und kochfertig verarbeitete Hühnchen zu kaufen …

Ich kann nicht umhin, an solche Kindheitserlebnisse zu denken, wenn ich Münster besuche und diesen Weg oder den durch die Promenade am Aasee entlang wähle. Auch da gibt es so einige Geschichten, die ich nie vergessen werde. Schließlich bin ich dort groß geworden.
 

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Kommentare (11)

chris33

Na ja, das war gewiss nicht die korrekte art, ein huhn zu schlachten (bei uns war das ausserdem  immer männersache), auch wenn man es nach  den regeln der bauern  machte , musste man starke nerven haben ( als kind jedenfalls). Nein, ich gehe nicht ins detail.   ....

ich erinnere  mich auch noch gut an unsere hausschlachtungen. 

 

nnamttor44

@chris33  
Mein Vater war der einzige Mann im Haus und verschönte tagsüber die Köpfe der Damen vom Prinzipalmarkt. Da musste seine Mutter schon selbst tätig werden, wenn es ein Hühnergericht geben sollte. Zimperlichkeiten hatte sie sich abgewohnen müssen - bei vier Söhnen und zwei Weltkriegen.

Dadurch, dass das Huhn noch ein Ei "legte", das auf dem Küchentisch platzend landete, hab ich nicht wirklich ganz mitbekommen, wie sie mit dem Tier dann umging, eben nur so eher aus dem Blickwinkel. Es wäre mir schrecklicher vorgekommen, hätte ich gesehen, wenn sie ein Messer benutzt hätte. Ich konnte als junge Ehefrau kein Fleisch zerschneiden ...

Mein Onkel - von Beruf Tierpräparator und Jäger - war begeistert, als er erfuhr, dass ich mit meinem Sohn schwanger war, und brachte mir eine Tüte seiner Zuchttauben, damit ich was "Gutes" zur Ünterstützung bekäme. Die Vögel hatte er schon getötet, aber ich sollte sie noch rufpen, zerteilen, usw ... Ich konnte das nicht, habe sie einfach entsorgt!

Man lernt so Manches im Leben, weiß

Uschi

nnamttor44

Ich seh schon, auf diese makabre Art ein Huhn zu schlachten kommt im ST nicht so gut an ... 😨

Magn.

@nnamttor44  
..da lese ich gerade übers Hühnervolk..na toll, meine Erinnerungen diesbezüglich sind ähnlicher Natur. Ich gehe 70 Jahre zurück, als ein Stück Fleisch oder Wurst keine Selbstverständlichkeit war.

Auf einem Bauernhof mit viel Getier bin ich aufgewachsen. Dass mal ein Tier geschlachtet wurde, ob Schwein oder Kuh, fand ich nicht schlimm. Da gabs leckere Schlachtschüssel, Blut- Leberwürste Gesottenes und Gebratenes, im Winter Geräuchertes. 

das Rindfleisch wurde ebenso vielseitig zu guten schmackhaften Gerichten verarbeitet.


nur das Geflügel, Hähne oder Hennen, da gruselst mir heute noch. 
Kopf abhacken, rupfen..ob gekocht oder gebraten..nein. 
warum? 
das Federvieh, freilaufend im Hof und Wiese, untergebracht in einem geräumigen Hühnerstall, frühmorgens die Hähne als krähende Wecker, waren immer gegenwärtig..besonders einer davon war aggressiv…Angst hatte ich vor diesem. „ Mistkerl“..

der Grund hierfür: kaum dass er mich erblickte, fing er lauthals zum Krähen an, flatterte hinter mir her und versuchte mich in die Waden zu picken oder auf den Rü
 

nnamttor44

@Magn.
Das aggressive Verhalten der Hähne, liebe Magn., ist mir auch bekannt.

Wenn wir als Kinder durch den Garten zum Bauernhaus unseres Großonkels gingen, musste meine ältere Schwester immer schnell sein, denn der Hahn flatterte sonst auf ihren Kopf oder ihre Schulter und versuchte stets, ihr ins Gesicht, am liebsten in Richtung Augen, zu picken!

Du fragst, warum auch immer mal ein Geflügeltier dran glauben musste:  wenn die Hühner zu alt werden, legen sie weniger Eier und sind als Festtagsbraten oder sogar in der Suppe einfach nur zäh. Auch da musste der Bauer wirtschaftlich denken.

Wenn tatsächlich ein Hähnchen als Nachfolger heranwachsen darf, gibt es recht bald mit dem alten Hahn ein ganztägiges Wett-Krähen! Als unbedarfte Nachbarin durfte ich das monatelang Anfang 2021 in meiner  neuen Wohnung (nun Nachbarin eines vorherigen Bauernhofes) erleben, bis die Besitzerin ein Einsehen hatte und das Jungtier weggab. Bis dahin war an Mittagsschlaf nicht zu denken!

Sie lässt ihre Hühner morgens gegen 6:30 Uhr heraus, fährt - als Krankenschwester - zum 35 km entfernten Krankenhaus und bekommt das Gekrähe nur wenig mit.

Bei der an mir gerade durchgeführten Krebsbehandlung, die als Nebenwirkung auch sehr viel Müdigkeit bewirkt, doch manches Mal fies ... 
Ist sie gegen 15 Uhr wieder zuhause, fährt sie für Stunden aber fast sofort zu ihren Pferden, ist also auch wenig daheim. Ist alles manchmal so ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ist halt das Leben ...

Uschi

Magn.

@nnamttor44  
gewöhnungsbedürftig ist es schon, wenn in der Nachbarschaft Hühner gehalten werden. Da ist an den nötigen Erholungsschlaf nicht zu denken. 
Schade eigentlich dass Rücksicht nehmen ziemlich aus der Mode gekommen ist.

Neubausiedlung: moderne Häuser mit kleinem Garten, knappe Abstände zu einander…aber weils gerade „in“ ist, kauft man ein paar Hühner und einen Hahn, der Befruchtung wegen, 😅 gibt damit an wieviel Eier täglich gelegt werden..

und dann geht das Gezänke unter den „Hühnern ohne Federkleid“ los..welche Hühnerrasse, wieviel Eier..wer wer wer…Gacker gacker 

Reitsport: näturlich geht man zum Reiten..Pferdehöfe gibts bei uns im Rottal genug. 
und wieder die Angeberei..Rasse, Zeitpunkt, der in den Arbeitsalltag mit eingeplant wird..
und GOLF natürlich nicht vergessen…

„Ach wie müßte das schön sein, .wenn es keine Zwietracht, keinen Neid, nur Wohlbefinden für alle gebracht“
eine gute friedliche Zeit wünsche ich 

nnamttor44

@Magn.  

Tja, liebe Magn, da gibt es so einiges nicht Verständliches heutzutage. Wir haben ja keinen Streit mit der Nachbarin. Aber eine Menge Unverständnis unsererseits.

Sie und ihr Partner hatten das alte Hofgebäude mit Garten vor etwa zehn Jahren erworben, weil es sonst dem Verfall preisgegeben wäre. Es war halt günstig. Doch dieser Zustand wurde bis heute nicht geändert ...

Die junge Frau war schwanger, meine Tochter ebenfalls. Die Kinder kamen im Abstand von acht Wochen zur Welt, erst mein Enkel, zwei Monate später die Nachbarstochter. In den ersten zwei Lebensjahren betreute die Nachbarin ihr Töchterlein, dann gab sie die Kleine morgens in den Kindergarten und nachmittags hatte ich sie neben meinem Enkel oft bei uns im Garten.

Irgendwann fand sie es nicht mehr akzeptabel, dass ich meinen EnkelSOHN und ihre TOCHTER betreute. Die unterschiedlichen Geschlechter machten sie nervös. Oft riss sie ihre Tochter mitten aus dem Spiel der Kleinen im Sandkasten aus dieser Spielgemeinsamkeit der Kinder heraus und trug das strampelnde, schreiende Kind unter ihren Arm geklemmt in ihren Garten, wo sie dann alleine spielen musste.

Nur gelegentlich durfte mein Enkel zu ihr herüber, wenn sie die Aufsicht führen konnte, so dass die Kinder dort miteinander spielten.

Aber jeden Morgen brachte sie ihre noch nüchterne Tochter um kurz vor sieben zu meiner Tochter, weil sie selbst zur Arbeit musste. Die Kleine futterte sich mehrere Jahre wie eine Schwester meines Enkels in unserer Nachbarsfamilie satt. Als die Zwei in die Schule kamen, musste die Kleine zur Familie einer Mitschülerin, weil es nicht mit den Grundsätzen der Mädchenmutter vereinbar war, dass ihre Tochter den Nachmittag mit unserem Jungen verbringen könnte. Ab dem zweiten Schuljahr musste die Siebenjährige den Nachmittag allein zuhause verbringen, allein ihre Hausaufgaben machen. Wir können inzwischen feststellen, dass das Mädchen psychische Störungen entwickelt hat ...

In meinen Augen ist das Kindeswohlgefährdung! Das Ziel, ein Kind zur Selbstständigkeit zu erziehen, ist hier ziemlich missverstanden worden. Auch das nicht Betrücksichtigen, die Hausaufgaben in ruhIger Umgebung machen zu können, dürfte im Pferdestall, wo seit ein paar Jahren auch das Töchterlein "ihr"  Pferd vorrangig zu versorgen hat, nicht unbedingt gegeben sein. 

Wir gönnen L. diesen Luxus, aber gleichzeitig zu wissen, dass dem Kind irgendwann möglicherweise das baufällige Dach auf den Kopf fallen könnte (Fakt!), ist schon etwas makaber. Und da spricht kein Neid, denn auch wir haben unsere Hobby-Gewohnheiten, denen wir nachgehen können, ohne dass unser Junge das Nachsehen in der Kinderbetreuung zu verkraften hätte ...

Tut mir leid, dass ich mal wiieder so ausführlich geworden bin, aber mir stießen die vordergründigen Gründe ein wenig bitter auf ...

LG Uschi

Magn.

@nnamttor44  
ja, liebe Uschi, so kann es laufen. Gutmütigkeit von deiner/ eurer Seite hat man nur zu gerne gerne angenommen, solange es  in den Plan der Frau  passte. 

es tut weh, wenn man dann mit bekommt, dass es dem Mädchen an Liebe und Geborgenheit mangelt, sie alleine, mehr oder weniger zur Selbstständigkeit „ gezwungen wird, aber seelisch leidet. 

was geht in den Kopf dieser Mutter vor? Ein Pferd ist kein Ersatz ..Isolierung.. ? 
Dass die Mutter gestresst, genervt ist und den baufälligen Hof noch an der Backe hat, sollte kein Grund sein, das Mädchen so „wegzusterben“!! 

deinen Zeilen entnehme ich, dass es dir nahe geht und du dir Sorgen machst.,

Nächstenliebe ist gut, aber belaste dich nicht zu stark. Freue dich mit deiner Tochter und dem Enkel, dass er in einem intaktem Umfeld seine Kindheit genießen kann.

Alles Gute für dich, und schön, dass du über diese unliebsamen Erlebnisse offen schreiben kannst. Nennt man  die Seele frei machen für neue gute Erlebnisse,

LG 
Gerti 

nnamttor44

@Magn.  
Ja Gerti, es macht uns Sorgen, wie das Mädchen nebenan - nun fast im Alter von 10 Jahren - zusehen muss, wie sie täglich klar kommt.

Wenn der Papa an den Wochenenden (LKW-Fahrer) mal zuhause ist, kommen beide zum abendlichen Grillen zu uns in den Garten. Dann gibt es keinen Protest von der Mama. Man kann sehen, wie glücklich die Zwei sind, leckeres Essen zu genießen! Ansonsten muss L. sehen, ob und was sie abends zu essen bekommt.

Es ist schon der Gedanke da, dass man auch dem Jugendamt einen Hinweis geben könnte. Doch dann müssen wir auch damit rechnen, dass die gesamte Nachbarschaft (drei Familien) zerstört wird. DAS will man am wenigsten. So gibt es eben die Möglichkeit, dass L. gelegentlich zu uns flüchten kann. Auch die andere Nachbarsfamilie sorgt sich um L., sie darf auch da gern Freizeit mit deren Kleinkinder verbringen. Aber das kommt immer seltener vor.

Ein Kind in dem Alter dürfte auch u. U. in ein Heim kommen, statt in eine erhofft fürsorgliche neue Familie ...  Es raubt mir nicht den Schlaf, wie es L. täglich geht. Dafür bekomme ich zu oft mit, wie es anderen Kids geht, die aufgrund ihrer legasthenen Begabung auf so immens viel Unvertändnis stoßen.

Auch die müssen zum großen Teil im Grundschulalter zusehen, wie sie mit den Gemeinheiten und der Ignoranz in der Schule und in ihrem eigenen persönlichen Umfeld zurecht kommen. So manches Kind bezahlt diese Ablehnung, das Mobben, auch von Lehrern!, mit körperlichen Schmerzen (Kopf und Bauch), wie sie bei psychischer Quälerei eben auftreten. Dann führt der völlig überflüssige Weg über den HA und eine Psychotherapie, die spätestens nach drei Jahren als ergebnislos vom Therapeuten beendet wird (weil er oder sie zumeist noch nie von Legasthenie gehört hat!). Es ist unglaublich, wie viele Familien sich plötzlich outen, wenn sie erfahren, da giibt es ja tatsächlich andere Wege, die wirklich Hilfe bieten ...!!! Schon manches Kind hat mit diversen Tipps plötzlich überaus glücklich feststellen dürfen, dass es weder lernunfähig noch dumm ist, sondern lernen sogar - auch ihm / ihr - Spaß machen kann!! Es zeigt wieder Bereitschaft, sich - schmerzfrei - am Unterricht zu beteiligen!

Das alles sind menschliche "Probleme", die heutzutage überflüssig sein könnten. Selber aktiv arbeite ich da nicht mehr mit. Doch jeder Arbeitstag meiner Tochter endet erst bei mir, sie erzählt mir von all diesen Dingen. Und ich freue mich mit ihr, wenn ihr Tag mal wieder naben der "normalen Arbeit" auch in dem legasthenen Bereich Erfolg zeigte!

Auf für Dich noch einen schönen Sonntag (hier leider verregnet) und eine zufriedene neue Woche wünscht mit lieben Grüßen

Uschi

Magn.

@nnamttor44  
Liebe Uschi, die Probleme, die Legasthenie, Vernachlässigen der Kinder, die therapeutischen  Hilfestellungen usw. sind tatsächlich besorgniserregend. 
Gehe ich richtig in der Annahme, dass deine Tochter beruflich in dieser Thematik involviert ist? 

Tut ihr sicher gut, dass sie nach der Arbeit noch mit dir drüber reden kann. 
Über diese Entwicklungen der Verrohung nachdenken, verursacht bei mir Unverständnis, Wut, Aggression über die aktuellen Situationen in jeder Hinsicht. Allein dieses Hin und Her, Impfpflicht ja/nein, Demos, Schule oder Homeschooling, welcher Impfstoff ab welchem Alter, wer und überhaupt..

Eine Enkelin ist Grundschullehrerin..verbale, körperliche Gewalttätigkeiten gegenüber derLehrerschaft, oder gegenseitig,  Mobbing..alles dabei, die Helikopter Eltern..
eine Enkelin ist Dipl. Heilpädagogikerin..schlimme Dinge, mit denen sie konfrontiert wird. Alles dabei, rohe Gewalt, Missbrauch.

Persönlich betreute ich Nachbarjungs, 2. Klasse Grundschule, als „Lese-Hilfe“ ..einer dieser Buben war ein Schlitzohr😀mit vielen Tricks, die Lesezeit zu seinen Gunsten zu kürzen. ZumAbschluss ließ ich ihn einen Max und Moritz Streich lesen.

Die Welt dreht sich weiter. Da heißt es aufpassen, dass das Gedankenkarussell sich Pausen gönnt und wir das Lachen nicht vergessen. 

Alles Gute, liebe Uschi und viele Grüße 
schickt dir Gerti 

 

nnamttor44

@Magn.  
Oh Gerti, da weißt Du ja noch besser über die derzeitige egoistische Welt Bescheid als ich!! Es ist schon haarsträubend, wie seit Jahrzehnten bereits der Umgang zwischen Grundschülern und ihren LehrerInnen, aber auch den Eltern mit dem Lehrpesonal verroht ist. Erlebte ich bereits, als mein Sohn vor 45 Jahren zur Schule ging!

Bekannt ist mir inzwischen, dass betroffene Kids zwei Möglichkeiten bevorzugen, wenn sie immer wieder ignoriert oder für dumm erklärt und ausgelacht werden: sie werden aggressiv oder ziehen sich in sich zurück! Beides kann man als "ungut" ansehen. Der 6-jährige Bruder einer legasthenen, hochbegabten Mitschülerin von Max, jetzt Erstklässler, versucht bewusst legasthene Fehler bei seinen Aufgaben einzuauen, die er seiner Schwestr abgegukt hat. Er ist nicht betroffen, sucht aber mehr Aufmerksamkeit bei der ebenfalls betroffenen Mama, die bei seiner Schwester leider immer noch angebracht ist. Auch daraus erwächst gelegentlich Aggressivität.

Es sollte sowohl Eltern als auch Lehrpersonen möglich sein, solche Entwicklungen zu bremsen, den Ursachen emotionsfrei und verständnisvoll zu begegnen. Doch was wir in Maxens Grundschule erleben, entspricht - angefangen bei der Schulleiterin bis zu allen Lehrkräften - eher einem persönlichen, hochemotionalen Umgang des Lehrpersonals! Es wäre eine Meldung an die Schulbehörde erforderlich. Doch das erfolgt erst, wenn Max in die weiterführende Schule geht, wir fürchten "Rachefeldzüge" ...

Was mir so gar nicht verständlich ist, ist die Tatsache, dass im deutschen Studium für GrundschullehranwärterInnen - immer noch nicht - das Thema Legasthenie ein Pflichtteil ist. Es ist ja nicht nur so, dass inzwischen in jeder I-Männchen-Klasse 3 - 5 betroffene Kids sitzen, wo dann die Eltern versuchen, das möglichst geheimzuhalten - Tabu-Thema! - sondern betroffene Kinder als dumm, lernunfähig, zu früh eingeschult worden hingestellt und einfach ein Jahr zurückversetzt werden. Es ergeben sich in Deutschland jedes Jahr eine Anzahl von etwa 100.000 weiterer Legastheniker!! Und wir wundern uns, dass Deutschland auf der Pisa-Liste erst i´n der unteren Hälfte auftaucht ...

Dabei würde eine etwas wissendere Beschulung obendrein noch einigen Kindern mehr das Lernen ebenfalls erleichtern ...

Meine Zwei sind beide leicht Betroffene. Der Papa meines Enkels ist sehr stark, in vielen Bereichen betroffen. Da war es zu erwarten, dass auch mein Enkel betroffen sein könnte. mit der Aufmerksamkeit seiner Mama war nach den ersten Wochen Schule klar, dass Max ein stark betroffenes legasthenes Kind ist.

Sie begann umgehend mit dem Studium zur diplomierten Legasthenie- und zur Dyskalkulie-Trainerin und bestand beide Diploma in kürzester Zeit mit Auszeichnung!

Max hatte gar keine Chance, sich mit Bauch- oder Kopfschmerzen oder gar mit Einnässen zu einem Sitzenbleiber und Schulverweigerer zu entwickeln!!! Er ging durchgehend und geht immer noch gern zur Schule, seine Mitarbeit im Unterricht wird von einzelnen Lehrpersonen geschätzt und er weiß sich inzwischen bei Klassenarbeiten aus Blockaden zu befreien, brachte inzwischen schon zweimal eine Eins, mehrfach Zweien und durchschnittlich Dreien, gelegentlich auch mal Vieren mit.

Uns geht es nicht darum, welche Zensuren er nach Hause bringt, aber natürlich ist es schöner - auch für den Jungen - für eine gute Zensur gelobt zu werden, darauf stolz sein zu dürfen!! Max macht inzwischen seine Hausaufgaben allein in der vorgesehenen Zeit und versucht nicht mehr, ungeliebtere Aufgaben auf einen nächsten Tag zu verschieben ... Also stressfreies Arbeiten für die Schule auch zuhause.

Es wäre so einfach, Eltern betroffener Kinder, aber auch Lehrpersonal, über das Thema in Workshops aufzuklären; konnte meine Tochter auch schon einige Male durchführen. Doch Corona schränkt diese Möglichkeit ein, obwohl in per Internet durchgeführte Workshops ja keine persönlichen Kontakte einschließen.

Berichte völlig überraschter und nun offensichtlich glücklicher Eltern über den stressfreieren Umgang mit ihren legasthenen Kindern sind ein zufriedenstellendes Feedback für uns! Und die Arbeit hierfür, inzwischen ausgeweitet auf einen Förderverein, der in unserer nahen Stadt sowie in Bremen aktiv ist, verspricht eine Ausweitung, dieses "Tabu-Thema" endlich der Öffentlichkeit und auch in weiterem Umkreis deutlicher zu machen. Legasthen Begabte sind nämlich nicht dümmer als alle Anderen! Unter ihnen gibt es genauso viele Dumme, Mittel- oder Hochbegabte wie bei den "Normalos"!! Ihre Anlagen zu lernen sind nur - genetisch - in der anderen Hälfte des Gehirns angelegt! Krankhaft ist das nicht!

Liebe Gertie, ich hoffe, Du magst es akzeptieren, dass ich unseren Austausch nicht als PN weitergeführt habe. Dann würdest nämlich nur Du dieses lesen. Mir ist es wichtig, dass auch Andere die Möglichkeit haben ...

Herzlichen Gruß von Uschi

 


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