Der Banküberfall

Mittwoch 9 Uhr in Deutschland. In dem Dörfchen Klein Kieselwitz, das in der unmittelbaren Nachbarschaft von Fritzfurt lag, hielt kurz nach Öffnung der dortigen Sparkassenfiliale ein schwarzer SUV, dem zwei dunkel gekleidete Gestalten entstiegen. Bevor sie die Bank betraten, rollten sie Sturmmasken über ihre Gesichter und jeder, der sie sah, brauchte nicht viel Fantasie, um zu wissen, dass sie die Sparkasse überfallen wollten. Aus diesem Grund brachten sich alle Umstehenden schnell in Sicherheit. Einige zückten in gehöriger Entfernung ihr Handy und riefen die Polizei an.
Als die beiden Vermummten fast an der Tür zur Sparkasse angekommen waren, fragte einer von ihnen: „Hast du die Pistole?“ Der Gefragte schaute erschrocken zu seinem Kumpan, um dann zu antworteten: „Nee, ick dachte, du hast die.“ Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als noch einmal zum Auto zurückzugehen, um die Waffe zu holen. Unterwegs blieben sie erstaunt stehen, denn auf halbem Weg zwischen Bank und Auto lag die Pistole im Sand. Einer von ihnen musste sie dort verloren haben. Der kleinere der beiden Bankräuber bückte sich und hob sie auf. Begleitet von Flüchen und gegenseitigen Beschuldigungen setzten sie ihren Weg zur Bank fort. Sie betraten den kleinen Schalterraum, in dem sich nur wenige Menschen aufhielten. Der bewaffnete Räuber bedrohte die beiden Bankangestellten mit der Pistole und verlangte die Herausgabe des gesamten vorhandenen Geldes, während der andere einen großen Seesack aufhielt, in den die Beute hineinsollte. Sie bemerkten nicht, wie sich hinter ihren Rücken die noch vorhandenen Bankkunden aus dem Staub machten, um nicht etwa als Geisel genommen zu werden.
Die Bankangestellten schienen angewiesen worden zu sein, im Falle eines Überfalls nichts zu riskieren, sondern das Geld ohne Widerstand herauszugeben. Allerdings entsprach die Höhe des gegenwärtigen Barbestands nicht annähernd den Wünschen der ungebetenen Kunden. Das erbeutete Geld bedeckte kaum den Grund des Behältnisses und man musste schon sehr genau hinsehen, um es am dunklen Boden des Sackes überhaupt wahrzunehmen. Mit dieser kleinen Beute wollten sich die beiden Bankräuber jedoch nicht zufriedengeben, sodass es zu einer verbalen Auseinandersetzung kam.
„Det kann doch nich allet sin! Det könnta uns doch nich erzähln! Los raus mit die Kohle, ooch die aus'n Tresor. Dalli, dalli!“
Die beiden Angestellten der Sparkasse schüttelten bedauernd die Köpfe.
„Wir haben hier keinen Tresor. Wir sind doch nur eine kleine Außenstelle. Das Geld in der Kasse ist das einzige, was wir Ihnen geben können.“
Nun hatten die beiden Räuber aber wirklich genug von dieser Taktik. Der Waffenträger erhob die Pistole, richtete sie zur Decke und drückte ab, aber außer einem Klick war nichts zu hören. Der verhinderte Schütze schaute seinen Partner wütend an. „Haste die Wumme etwa nich jeladen, du Vollfosten?“
Der andere Räuber schüttelte den Kopf.
„Nee, ick dachte, det hast du jemacht.“
In Anbetracht der unerwarteten Schwierigkeiten sahen die beiden Vermummten nun keine andere Möglichkeit mehr, als den geordneten Rückzug anzutreten, wobei der Waffenträger weiterhin den Pistolenlauf auf die Bankmitarbeiter richtete, ohne diese jedoch noch sonderlich einzuschüchtern. Einer von ihnen drückte ganz offensichtlich den Alarmknopf und die beiden Verbrecher waren froh, dass sie noch rechtzeitig aus dem Schalterraum herausgekommen waren, denn jetzt waren alle Türen verschlossen. Sie rannten so schnell sie konnten zum Auto und wollten einsteigen, aber da gab es das nächste Problem.
„Hast du den Schlüssel?“
„Nee, ick dachte du!“
Ein Blick durchs Autofenster zeigte ihnen, dass der Schlüssel im Zündschloss steckte. Ein eingebauter Sicherheitsmechanismus hatte aber dafür gesorgt, dass sich die Autotüren von außen nicht mehr öffnen ließen und so waren sie ausgesperrt. Sie überlegten einen Moment vergeblich, wie sie auch ohne Schlüssel in das Auto einsteigen könnten. Dann hörten sie die Sirene eines Polizeiwagens und versuchten zu Fuß zu fliehen. Weit kamen sie jedoch nicht, denn inzwischen hatte ein Streifenwagen der Polizei den Tatort erreicht. Es war ein Leichtes für die beiden Polizisten, die Flüchtigen einzuholen und festzunehmen. Zusammen mit ihrer dürftigen Beute wurden die beiden grandiosen Versager in das Polizeiauto verfrachtet, dann ging es ab zum Polizeirevier. Der SUV wurde später auf einen Abschleppwagen gehievt und kam zur Untersuchung in die Kriminaltechnik.
Die beiden Delinquenten diskutierten während der gesamten Fahrt den soeben schiefgegangenen Überfall. Die Polizisten mussten sich bis zum Erreichen des Polizeireviers lautstarke Dialoge anhören.
„Du Flachzange, du bist doch zu blöd, 'n Loch in den Schnee zu pissen!“
„Halt die Schnauze, du Vollidiot! Wejen sonne wie dir ham wa den Kriech valorn!“
„Und welche wie dir hätten se damals an de Wand jestellt, wejen Sabotage!“


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Kommentare (1)

ahle-koelsche-jung

Dumm gelaufen!
Erinnert mich etwas an die Filme "die Olsen-Bande". 
Es war was zum Schmunzeln und hat sich gut gelesen.

VG Wolfgang


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