Der Duft der Erinnerungen


Da steht sie wieder greifbar vor mir, die Kinderzeit in Wald und Feld, Jahreszeiten, die wir mit jeder Pore lebten und genossen. Sommer wie Winter, Frühling und Herbst, mit der Fülle an Überraschungen, die sich im Wechsel bieten.
Erinnerungen überfluten mich bei den Gerüchen und Geräuschen der Natur, sie berühren mich und wenn ich die Augen schließe, dann ist alles greifbar nahe.
Die Erde, die Wiesen kann ich dann wieder unter den nackten Füßen spüren, Bäume erklettern, Zäune nicht als Hindernisse sehen, Höhlen erforschen, von denen es so viele gab, ohne an die Warnungen zu denken, dass es Bombentrichter sein könnten.
Wir brachen Zweige, schnitzten uns Pfeile daraus und wenn unsere Mutter einen guten Tag hatte, bekamen wir auch eine dünne Schnur, um uns einen Bogen zu bauen. Wir schossen auf selbstgemalte Ziele, die wir an die Bäume nagelten und niemals wurde dadurch ein Spielgefährte verletzt.
Gräser und Blätter sammelten wir, klebten Kollagen, malten Steine an, lernten auf langen Spaziergängen von den Eltern, trotz ihrer sonstigen Härte, Namen und Nutzen der Pflanzen, die Rufe der Vögel zu unterscheiden. Bildung war ihnen wichtig.

In den Ferien an der Eder, welch freie, leichte Zeit der Erlebnisse am und im Wasser.
Ich lernte dort reiten, angeln und mit der Hand Fische fangen, wir sprangen am Wehr von alten, knorrigen Bäumen in die Tiefe und genossen in heißen Sommern die kühlend über uns zusammen schlagenden Fluten.

Wir fanden in den Wiesen hier und da Windeier, gingen in die Himbeeren und Brombeeren, hüteten die Ziege, und tranken frische Ziegenmilch, die uns von den Melkenden gerne gegeben wurde.

Erdachte Geschichten verliehen den Tagen einen märchenhaften Hauch und wir erlebten mit Wunsch-Namen stürmische Zeiten mit Drachen und wilden Tieren, Weidetiere, die uns geduldig gewähren ließen.

Ein wenig von dem Erleben trage ich durch das Heute in das Morgen, kann es durch gemeinsame Spaziergänge, Erlebnisse und Erzählungen an Kinder und Enkel weiter geben, und so bleibt die Erinnerung, Erinnerung an eine Zeit, umweht mit dem Duft der Gefühle des Kindes.



FvB 2006



Aus meinem Buch >Halt die Zeit an<

Der Blick aus den Fenstern meiner Kusine zeigt mir immer noch den Ederblick, wie ich ihn in Erinnerung behalte


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Kommentare (3)

christl1953 Ich denke daß wir erst älter werden müssen,um die Erinnerungen so lebhaft zu spüren.Wahrscheinlich liegt es an der Ruhe,die uns im Alter umgibt.Keine Hektik-kein Müssen !
da jhat man zeit zum Träumen und vergangenes aus dem Hut zu zaubern.Ist das nicht auch ein großes Glück für uns Alte ?
Und wenn man dabei noch fit im Kopf bleibt,ist das besonders schön.
Traute schön, das es das Erinnern gibt. Während der ersten Kinderjahre gab es nur das Jetzt.
Es ist, als hätte die Natur ein Einsehen und zum Trost des Alters, mit seinen kleinen Begleiterscheinungen, die Erinnerung gegeben.
Je älter wir werden um so tiefer kehren unsere Gedanken in diese Erinnerungen zurück.
Schön und tröstend für uns.
Viel Erfolg mit dem Buch, bei Jung und Alt,
wünscht Traute, mit freundlichen Grüßen
tilli wie gerne würde ich die Zeit anhalten in der ich glücklich war.
Kindheit, ja die war ja im Krieg, da war die Angst da. Aber die erste Liebe, die 55 Jahre dauerte, ja diese Erinnerungen, die sind immer wach.

Dein Blog hat mir die erinnerungen gebracht.
Danke und grüße Tilli

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