der erste Liebesbrief...............

...nein kein Brief, es war ein Zettel, der durch die Schulbank-Reihen ging und mich erreichte.
Darauf stand in ungelenker Schrift: ich liebe Dir. U.M.
Ich schaute zu ihm hin und strahlte auch nach außen - ja, der gefiel mir gut. Mit dem wollte ich gehen, das war mein Typ.
Wir waren 9 Jahre alt und man mußte sich langsam orientieren. Meine Freundin Karin war mit dem Bernd "zusammen" - auch nicht schlecht, doch Uli gefiel mir besser.
Ganz langsam wuchs eine eigene Clique zusammen, manchmal mit ausgetauschten "Festbeziehungen", doch alle zusammen waren wir ein tolles Team und es wurde "demokratisch" abgestimmt, wer zu wem zu gehören hatte.
Komischerweise hat sich auch nach Jahren dieser feste Kern der Truppe nie aufgelöst.
Mit 13 Jahren wurde ich durch den Tod meiner Mutter nach Westdeutschland umgezogen - doch wir schrieben uns noch immer.
Als ich wieder in die DDR einreisen durfte, waren 7 Jahre vergangen. Meine Großcousine kannte diese Truppe und gab mein Ankunftsdatum bekannt.
Und sowas hatte ich noch nie erlebt - auf einmal stand die Hälfte der Schulklasse auf dem Bahnhof und jubelte mir zu...................
Ich kämpfte nicht nur mit den Tränen, ich kämpfte um Fassung und lag in allen Armen drin.
Damals sah man noch an den Klamotten, daß man aus dem Westen kam. Orangefarbenes Kleid mit Ausschnitt und darunter großer Petticoat und lindgrüne Stöckelschuhe. Ein Pin-up-Traum mit langen Haaren, aus dem häßlichen Entlein war ein Schwan geworden.
Und er, meine große Kinderliebe, hatte sich auch zu einem stattlichen "Mann" entwickelt und ich fand ihn noch immer traumhaft schön und liebenswert.
14 Tage haben wir miteinander verbracht- seine Mutter, unsere Klassenlehrerin mehrfach besucht................es war ein Wiederkommen für mich, daß ich nicht ausdrücken kann.
Die Zeit verrann - ich mußte wieder zurück und mein Herz war krank.
Das muß ein Traum gewesen sein - nein - der Stempel im Paß, der war echt.
Es vergingen wieder tausende von Tagen - inzwischen waren wir beide verheiratet und hatten Kinder und dennoch trafen wir uns wieder. Und diese Innigkeit war sofort wieder da, nur anders - nicht so unbedarft.
Jetzt im Alter, telefonieren wir noch immer und sind dicke Freunde geblieben.
Ein treues Paar...................
ein Lebenlang

Das Moni-Finchen