Der "Herr Osterhase" - oder meine Lachtränen

Im Jahre 2001 verließ ich Frankreich nach langen Jahren und trat eine Stelle in einem großen deutschen Museum an.

Viele interessante Menschen sind mir in dieser Zeit begegnet und an einige Begegnungen denke ich gern zurück, an Heiner Geißler, mit dem ich mehrmals einen kleinen Plausch gehalten habe, aber natürlich nie über Politik. Ein sehr bekannter deutscher Schauspieler, der mit Frau und Sohn kam, aber auf keinen Fall erkannt und angesprochen werden wollte. Ich übernahm rasch die Turmbegehung für einen Kollegen, erzählte etwas über die Geschichte und die Gegend, redete mit seiner Frau über unsere gemeinsame Heimat, das Ruhrgebiet, während er sehr bescheiden im Hintergrund blieb. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler war sehr sympathisch und kam besonders gut bei den jungen Leuten an. Als feststand, dass Frau Merkel kommen würde, habe ich Urlaub beantragt und fuhr für eine Woche nach Paris.

Ich war erst seit einigen Monaten dort tätig, als ein sehr großes Fest geplant war, es sollten u. a. stündlich kostenlose Führungen stattfinden. Somit durften keine privaten Führungen für diesen Tag angenommen werden, die in den meisten Fällen telefonisch oder per Mail angefragt wurden.
Aber irgendwann stand ein Paar vor meiner Kollegin, man wünschte vier Führungen für ihre große Hochzeitsgesellschaft, genau für jenen Tag. Meine Kollegin erklärte, dass es leider nicht möglich sei. Der Herr legte seine Visitenkarte auf ihren Schreibtisch, er arbeite für das Fernsehen und es sei ganz bestimmt möglich, diese vier Führungen zu bekommen. Meine Kollegin erklärte, sie müsse darüber mit unserer Geschäftsführerin sprechen. Sie würde ihn später anrufen.
Ich spielte etwas mit den Buchstaben des Namen dieses Herrn, verschieben, austauschen. Daraus wurde Herr Osterhase. Unser Herr Osterhase, der vier Führungen wollte, genau an dem Tag, an dem bei uns die Hölle los sein würde
Natürlich konnte unsere Geschäftsführerin diesen Wunsch nur akzeptieren. Wir hatten keine andere Wahl. Also nahm meine Kollegin den Telefonhörer und ich hörte sie sehr deutlich sagen: „Ja, Herr Osterhase....“. Ich stopfte mir blitzschnell meine Hand in den Mund, biss mir auf die Finger und rutschte vom Stuhl auf den Boden. Gegen einen Schrank gelehnt liefen dicke Lachtränen über mein Gesicht.

Auch heute noch lese oder höre ich gelegentlich von diesem Herrn. Und dann ist da wieder die Stimme meiner Kollegin: „Ja, natürlich ist es möglich, Herr Osterhase..."