der Hühnerdieb und Eierklau...


...ein brisantes Thema in Zeiten der DDR.
Sagste was, dann biste auf der Liste, sagste nichts, biste der Depp.
Das muß privat geregelt werden - nur keine Polizei.
Bloß nicht, denn wenn man noch eine Bäckerei besaß, dann fand sich immer ein Pünktchen, daß sich zu Ungusten verwenden ließ.
Die volkseigene Industrie waren doch durch diese "noch privaten" Läden schon gefährdet.
Naja, lassen wir das - Abhilfe mußte geschaffen werden.
In Schichten legten wir uns auf die Lauer - ein Schlafprogramm wurde aufgestellt.
"Wir" waren 5 Personen im Haus: der Meister, Mutter, der Gesselle, das Hausmädchen und ich.
Der Meister durfte am längsten schlafen, denn der stand sowieso um 3 Uhr auf. Der weckte mich, wenn er in die Backstube ging.
Doch zwischendrin war Maria und Dieter dran - die Angestellten, die im Hause wohnten.
Meine Mutter hatte eine schlechte Nacht gehabt und stand zu einer ungewohnten Zeit mal auf.
Dieter war mit Wache dran, der Geselle, der dann auf der Schnelle kurz im Hühnerstall untertauchte.
Ein Geschrei und Gegaggere im Hühnerstall - Mutter stürmte zurück und weckte alle auf.
Ich war am nähesten dran - lief raus und versperrte das Hühnerhaus von Außen.
Wie von Sinnen sprang ich auf dem Hof herum: der Dieb ist gefangen!!
Ganz kleinlaut kam Dieter raus: Meester nee, ich hab nichts gemacht, ich hörte nur ein Geräusch, als wenn Bretter knackten.
Mißtrauisch wurde er beäugt -
Nach Besichtigung des Hühnerstalls fehlte wirklich ein Huhn, ob Eier, war nicht festzustellen.
Doch eine Latte, genau wo die Hühner ihren Sitzplatz hatten, die war nur angedrückt.
Das wird auch das Knirschen des Holzes gewesen sein.
Es tat uns allen furchtbar weh, daß man ihn verdächtigt hatte.
Doch die Jagd war noch nicht zu Ende......jede Nacht das gleiche Theater. Wann waren wir eigentlich mal ausgeschlafen?
Mutter sprach ein Machtwort: Alle in die Betten - jetzt ist Schluß.
Moni, hol mir den Liegestuhl und die Decken - ich schlafe heute bei den Hühnern. Und Punkt.
Der Meister schüttelte den Kopf - Maria und Dieter gingen in ihre Zimmer rauf und ich stand auf dem Treppenabsatz ungläubig rum.
"nun komm, geh auch ins Bett, ich passe schon auf....so sagte er zu mir.
Scheinheilig ging ich zu Bett - doch mein Fenster war der Spionageplatz. Mit Kopf und Armen hing ich auf dem Fensterbrett und schlief wohl ein.
Doch plötzlich Geschrei aus dem Hühnerstall - Mutter schrie um Hilfe und sie hatte eine Hand und einen halben Arm in ihren Fängen.
Der Meister und der Geselle gleich zum Nachbarn über'n Zaun und schon hatten sie ihn - den Dieb.
Die Überraschung war recht groß - es war ein Verwandter aus der Nebenstraße, der seine Hühnerschar auf illegale Weise vermehrte.
Aus, Maus - die Verwandtschaft gab es fortan nicht mehr.
"Üb immer Treu und Redlichkeit" erklang das Glockenspiel vom Rathaus-Turm herunter...........
mit redlichen Grüßen
euer Moni-finchen







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Kommentare (5)

finchen Du, die Kohlenklaus gab es bei uns auch.
Besonders bei Omi in der Stadt. Bei uns, mit Bäckerei, waren ganz besondere Vorkehrungen getroffen.
Doch in der Stadt waren Gemälde an den Wänden, schwarzer Mann mit einem Sack auf dem Rücken, der Kohlenklau geht um. In der Nachbarschaft wohnte ein gewisser "KOKEL", woher der wohl seinen Namen hatte?
mit kokeligen Grüßen
Dein Moni-finchen
nixe44 also finchen, einem Hühnerdieb bin ich nicht begegnet, doch der Kohlenklau(so nannten wir ihn) wohnte nur paar Häuser weiter... der hatte seinen Spitznamen weg...

er wurde damals auf dem Güterbahnhof beim Kohlenklau erwischt... Kohlen war das schwarze Gold und Jeder konnte
sich glücklich schätzen, wenn er eine warme Wohnung hatte.

Mit nachdenklichen Grüßen
Monika
finchen Ja Trautchen, Alltag ist so etwas geworden für uns....
und Sigrid kann man nur sagen, ob PY oder DDR - oder BRD,
die Hühnerdiebe sind nicht ausgestorben.
liebe Grüße und Danke Euch beiden
Euer Moni-Finchen
omasigi Liebes Finchen,
welch wertvoller Schatz so ein Huhn war das man im eigen Stall hatte.
Da muss ich auch eine Geschichte beitragen. Immer wenn mein Mann und ich zusammen wegfuhren, legten unsere Hühne nicht ein einziges Ei. In PY sind die Wege weit und wenn die Familie zusammen wegging war ja grosser Einkauf angesagt und man kam erst wieder gegen Abend nach hause. Einmal fuhr ich mit einem Bekannten früher zurück. Plötzlich kam hoch zu Ross unser Gaucho auf den Hof und ritt schnurstrags Richtung Stall. Ich rief ihn an und er kehrte zurück, behauptete er hätte meinen Mann hinterm Stall vermutet und wollte mit ihm etwas besprechen.
Von da an legten unsere Hühner auch wenn wir nicht zuhause waren.
Muss schon sagen liebes Finchen, Deine Mutter war schon recht mutig sich in der Nacht den Dieb auf zu lauern.
grüssle
Sigrid
Traute So waren die Zeiten, ich kann es bezeugen.
Wegen einem Huhn die ganze Familie auf Trab! Ja und das war auch richtig, denn damals hatte ein Huhn das Eier legen kann einen großen Wert.
Ihr seid nicht zur Polizei, richtig, aber Gericht wurde gehalten, privat.
Bei uns hat mal eine Frau aus dem Haus von uns ein Huhn gestohlen. Von der erzählten alle die könne hexen. Mein Vater und die Stiefmutter sahen die gerupften Federn auf ihrem Abfallhaufen im Garten und sagten nichts. Sie hatte als mein großer Stiefbruder klein war und der Stiefmutter vom Arm rutschte und sie ihn nur an einem Bein zu fassen kriegte, das Tag und Nacht brüllende Kind"eingerenkt".
Das war dann wohl die Wiedergutmachung, denke ich heute?
So kanns kommen und so haben wir es erlebt, liebes Finchen,stimmts?
Mit fedrigen Grüßen,
Traute

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