Der rechte Weg

"Dem Höhepunkt des Lebens war ich nahe, da mich ein dunkler Wald umfing und ich, verirrt, den rechten Weg nicht wieder fand"
(Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie", Erster Gesang)

Neulich, bei einer persönlichen, eher ländlichen Begebenheit: "Gehen Sie diesen Weg ein gutes Stück geradeaus, dann gabelt er sich, nehmen Sie den rechten, von dort aus sind es noch 5 Minuten."

Dante im Kopf, Ratgeber im Rücken, Ziel vor Augen - 5 Minuten - 10 Minuten - 15.... , Ziel offenbar woanders. Dabei hatte ich den rechten gewählt. Rechts und links, soweit es Raum und Örtlichkeiten betrifft - kein Problem. Politisch? Problematisch!
Konturen verschwimmen zusehends. Spricht da ein rechter Linker oder ein linker Rechter? Kann ich ihm trauen? Entlarvt bei der Verdoppelung dieser Richtungswörter, also ein rechter Rechter oder ein linker Linker, mich die Frage nach Vertrauen schon als Naivling? Wo ist die Mitte? Ist sie noch golden? Ich grüble: Hat je ein Linker gesagt: Wir sind auf dem rechten Weg? Müsste man Dante posthum raten, das Wörtchen "rechten" durch "richtigen" zu ersetzen? Er hat seinen Irrling in den "dunklen Wald" gelenkt. Da sind selbst Hänsel und Gretel noch einigermaßen klargekommen. Aber wohin haben die, denen die Lenkenden dieser Welt irre getraut haben, uns fehlgelenkt? Tun Schwarze, Rote, Gelbe, Grüne, Mittige, Vorstände, Aufsichträte, Produzenten, Konsumenten, Sparer, Verschwender und alle übrigen Täter das Richtige, um Irrungen und Wirrungen zu bewältigen?

Der rechte Weg - wie immer er aussieht: Er ist mit Fragen gepflastert.

Gepflastert? Da fällt mir ein: Kommen dann die, die ihre unschuldigen Schäfchen wieder ins Trockene bringen werden, vielleicht noch schneller voran? Und da der Weg dann der rechte ist, können sie auf ihm ja nichts Unrechtes tun. Oder wie?

Welling


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