der Schattenmann......


ich stehe auf Beobachtungsposten und schaue nur, wer sich wie gibt oder seine Bewegungen sind.
Und schon steuere ich auf ihn zu und frage höflich, ob er mir sagen kann, wo der Fahrstuhl ist. In geschliffenen Deutsch mit leicht österreichischen Akzent begleitet er mich dorthin und fragte sogar, ob er meinen Rollstuhl schieben dürfe.
Mein inneres Schmunzeln ließ ich offen raus, strahlte ihn an und somit wurde ein kleines Freundschaftsband gebunden.
Und wo bitte, ist die Raucherecke? und das Eis war endgültig gebrochen.
Er schob mich durch das gesamte Gelände, zeigte mir alle Einrichtungen etc. und jetzt war ich daheim angekommen.
Der Saal zum "Essenfassen" wurde mir präsentiert - er kam von der Bundeswehr und war pensioniert.
Für mich war klar, ich brauche noch andere Leute um mich herum und somit fand ich eine kleine Gruppe, die sich angeregt unterhielten und ich stellte mich vor und dazu.
Meinen Schattenmann zog ich mit und somit erweiterte sich die Gruppe und zum Ende der Kur waren es zwanzig an der Zahl.
Es war wirklich eine lustige Truppe, jeder kannte das Schicksal des anderen- wie es so üblich ist- .
Männlein und Weiblein durcheinander gewürfelt, doch ohne nähere Beziehung. Das machte diese Unbefangenheit aus. Man lachte und machte seine Späße, gab blödsinnige Kommentare ab, die auch ins Ernsthafte rutschten - doch wir waren alle füreinander da.
Einer war dabei, ein junger Kerl, der hatte sein Fahrrad dabei und hat sich zur Aufgabe gemacht, jeden Tag in den Ort zu fahren um die gewünschten Kleinigkeiten zu besorgen, die es in dieser Kurklinik nur zu überteuerten Preisen gab.
Das wurde zu meinem Liebling - und mich nannte er Omi. Er fuhr mich im Rollstuhl mit Höchstgeschwindigkeit zu allen Anwendungsorten hin.
Manchmal habe ich geschrien, weil es mir schwindelig wurde und dann hat er rücksichtsvoll eine Vollbremsung gemacht. Oh, was haben wir manchmal gelacht.
Mein Schattenmann war in der Truppe integriert und somit fuhren wir im Kurpark spazieren, trafen andere Leute und fühlten uns eingebunden.
Ein anderer, der auch zu dieser Truppe gehörte - ich merkte es schon- suchte ständig meine Nähe. Ich stellte nur eine Frage: gefällt das deiner Frau, wenn du mit mir flirten willst. - Das Thema war auch erledigt, ich lernte seine Frau kennen und das war ein lecker Mädchen. Was sagte sie? passen sie mal auf meinen Mann auf, der kann manchmal übertreiben.
Bums, sie hatte recht - ständig stieg ich ihm auf die Füße und erinnerte ihn an seine Frau. Gute Freunde waren wir trotzdem, nächtelang gequatscht, das Innere nach außen gekehrt und sind heute noch freundschaftlich verbunden. Bzw. ich mit seiner Frau.
Die Oma hat Haare auf den Zähnen.......
und in Begleitung meines "Herzbuben", hatte keiner Gelegenheit mich anzutesten - man suchte meine Freundschaft, aber keine Spielerei.
Ich bin nicht dazu geeignet - ich weiß was ich will - ich lebe gerne allein mit mir und jeden Tag koste ich das aus.
Sonst würde ich jetzt nicht am PC sitzen.................

mit kurigen Grüßen
Euer Moni-Finchen



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Kommentare (1)

Traute ach die Kuren, ich hatte in meinem ganzen Leben eine, zu DDR Zeiten. Kurz vor Weihnachten, da hatten die die sie sonst immer bekamen anderes zu tun.
Es war eine Vorbeugungskur in einem Datschendorf,(Bungalowsiedlung) im Thüringer Wald an einer Talsperre.
Ich bin da mit Der Essigfeife(Pfeifenraucher) 200km gewandert.
Mit dem Schnurri (Bartträger) jeden Tanz getanzt. Wir flogen nur so über das Parkett.Wie die wirklich hießen, habe ich nicht gefragt.
Meine Datschenmitbewohnerin war fast 2 Meter groß und auch aus Chemnitz und wie ich damals, Raucherin. So war es alles in allem eine schöne Kur, zumal ich nicht krank war.
Deine fröhliche Kurgeschichte hat mir gefallen und mich inspiriert.
Warum sind die Menschen bloß nicht immer so? Frage ich mich,schade.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute

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