der Schwarzrock.....


seines Zeichens ein Keiler... ein Wildschwein eben und ein männliches dazu.
Jedes Jahr war es mit den Briten so beschlossen, daß man mit Papa Förster, der auch Jäger war, das Revier zu überprüfen und Überschuß zur Jagd frei zugegeben war. An diesen besagten Tagen unterzogen wir uns einer strengen Disziplin. Der Schulweg wurde streng verlängert, wir mußten über die Asphalt-Straße und nicht mehr quer über die Weiden. Es half nichts, wir hatten selber Angst, daß einer dort am Drücker hing und uns mit einem Wildschwein verwechselte. Wir liefen auch brav diese 5 Kilometer und waren froh, wenn wir wieder zu Hause waren. Nach draußen konnten wir nicht gehen, solange nicht alle versammelt im Hof standen und ihre Beute vor den Füßen lag. Das sahen wir uns vom Fenster aus an. Bis das Hallali erklang und wir endlich wieder nach draußen durften. Es war so Sitte, daß der Jäger vom Jagdrevier ein erlegtes Wild für sich behielt. Aber soweit habe ich nicht geschaut. Für uns zählte nur - wir haben wieder zu essen. Mein Onkel als Treiber, bekam einen Hasen, den Rehbock beanspruchte der Anführer der Truppe und "Pappa" Förster wollte den Keiler. Und so blieb es dann.
Am nächsten Morgen, noch vor der Schule, ging ich mit einem Wassereimer zur Waschküche um Wasser zu holen. Ich klinkte die Tür auf und was sah ich...einen Keiler auf der Seite liegend. Die Tür flog zu, der Eimer flog weg und ich schrie wie verrückt. "Papa" hörte mich und kam angerannt, nahm mich auf den Arm und erklärte das. Der Keiler ist tot, der tut dir nichts mehr und trotzdem holte ich kein Wasser mehr. Er pumpte den Eimer voll und ging mit mir in die Wohnung und erklärte das auch. Als wir mittags aus der Schule kamen, war der Keiler vrschwunden, das Waschhaus war leer. Doch hinten auf dem Hof, an dem großen Maschendrahtzaun, da hing er, mit aufgeschlitzten Bauch und blutete so langsam vor sich hin. Die Hühner pickten in der Erde, der Kater wuselte um ihn rum und er hing dort und konnte sich nicht mehr wehren. Armer Henry, inzwischen hatte er schon einen Namen, einer von den Soldaten, den man ständig rief, hieß so.
Henry verschwand dann auch mal wieder und irgendwann wurde zum großen Wildschwein-Schmaus geladen. Verwandte, Bekannte und auch vom Militär kamen sofort und freuten sich sehr. "Mutti" Förster war als Köchin bekannt und wenn es was zu Essen gab, dann kam jeder gerannt. Das große Eßzimmer wurde eingedeckt, ein Traum schon für's Auge und dann noch der Braten.............hmmmm.
Teile von Henry lagen nun auf den Tellern, mit Knödeln und Rotkohl und gedünsteten Birnen, ein Traum, den man nicht berühren wollte.
Der Hunger war größer und so fraß ich Henry auf, der hatte mich ganz furchtbar erschreckt und nun war er weg.
Das war mein erster Wildschbraten, und nie habe ich es wieder gegessen, nur die Erinnerung daran, lassen mich ins Schwärmen geraten.
mit guten Appetit
Moni-Finchen

Anzeige

Kommentare (3)

Traute Wieder ein Stückchen Geschichte aus der Nachkriegszeit. Richtig dass Du ihn gegessen hast. Die Wildschweine richteten in Hagenow auch große Schäden an. Nach dem Krieg hatten die sich so vermehrt. Da haben die Bauern in Redefin Fallgruben gebaut und getarnt und mit Forken als Waffen... Na den Rest kannst du sicher denken. Aber die Bauern mussten Soll Ablieferungen zur VEAB bringen und wehe, es gab keine Gnade. Es war der Kampf um das Überleben. In Hagenow erzählte man die Russen würden mit abgesägtem Gewehr auf Wildschweinjagt gehen?
Wir hatten ein riesiges Borstenfell im Kinderzimmer.
Schön Deine Zeitgeschichte. Die Russen ließen es nicht zu, das einer Waffen hatte. Die Bauern trauten sich auch nicht welche aus ihren Verstecken zu holen.
Ganz liebe Grüße und danke für den Erinnerungsanstoß,
Traute
nixe44 mir liefen mal Frischlinge über den Weg und da hättest Du mich mal sehen sollen.
So schnell bin ich noch nie um mein Leben gerannt, denn wo Frischlinge sind, ist die
Bache nicht mehr weit.
Sie sieht jede Begegnung mit dem Mensch, als ein Angriff auf ihre Frischlinge an.

Wildschweinbraten mit gedünsteten Birnen und Preiselbeeren, oh welch ein Schmaus.
Das ganze noch abgerundet mit einem Klecks Sahne, mir läuft gleich das Wasser im Mund zusammen.

Liebe Moni-finchen,
Du hast mich an Deinem Kindheitserlebnis teilnehmen lassen. Ich danke dafür.
LG Monika
henryk Impressionen-Sommer 2010 im Deutschland(henryk)

...Henryk

Anzeige