Das ist heut ein schöner Tag, sonnig, warm, regenfrei.
Wir beschließen, draußen im Garten die Sonnenstunden zu genießen.
Es ist 11 Uhr.
Die Gartentür quietscht wie gewöhnlich, etwas schrill, wie es eben Gartentüren manchmal tun.
Aber das stört die Spatzen nicht.
Genüßlich zanken sie sich um die besten Trauben von der Boscop/Glory-Rebe. Auch die Wespen scheinen schon voll im Gange zu sein.
Kurz vor dem Fischteich kommt uns - zum ersten Mal - unser neuer Schlafgast entgegen, ein Kater.
Stolz pfotet er an uns vorbei. Keinen Blick hat er für uns übrig.
"Hallo Du", versuchen wir das stattliche Tier aufzuhalten. Nichts zu machen.
Der Kater strebt Richtung Blumenbeet dem Ausgang zu.
Unser Garten wurde also von ihm als neuestes Revier in Besitz genommen.
Stattlich und selbstbewußt sein Benehmen, wie des Pfarrers Katze damals in der Kirche.

Im Zappenland hat sich die wahre Geschichte zugetragen, in unserem Nachbarort.
Auf einen Fels ist sie gebaut die Kirche und der Pfarrer hatte eine Katze.


Des Pfarrers Katze
Der Pfarrer hält die schönste Predigt,
gar manche schliefen dennoch ein,
da kam auf einmal in die Kirche
des Pfarrers Katze auch herein.

Sie ging ganz langsam durch die Kirche,
und vorne setzte sie sich hin,
sie schaut hinauf zu ihrem Pfarrer,
aufmerksam hört sie auf ihn.

Da blicken alle auf die Katze,
die Schläfer weckt man auch noch auf,
damit sie sehen wie die Katze
zu ihren Pfarrer schaut hinauf.

"Ihr wundert Euch", sprach jetzt der Pfarrer,
"daß meine Katze kommt hierher,
und daß sie aufpaßt auf die Predigt,
das wundert Euch vielleicht noch mehr.
Sie kommt herein, ich will's Euch sagen
und findet hier auch ihren Platz.
Weil sie gehört, daß ihr Pfarrer
hält hier die Predigt für die Katz".


Nach diesem Ereignis fanden viele Bewohner des Nachbarortes und auch aus unserem Dorf wieder den Weg in ihre Kirche auf dem Fels.
Der Pfarrer dankte seinem Herrn und die Besucher der Kirche ihrem Pfarrer mit reichlich gefülltem Klinglbeitl.
So geschehen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhundert.


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Kommentare (8)

olebienkopp ..so nenn'ich ihn mal omasigi, muß schon seine Schäfchen kennen, war er doch auch mal jung.
Im dem gleichen Volk aufgewachsen, schaut er eben seinen Landsleuten aufs Maul und nutzt die gegebene Chance hervorragend zum Wohl aller aus. Eben ein guter Pfarrer.
Zu der Zeit, als das Zappenland in Böhmen noch zum großen Österreich gehörte, wurden alle Gemeinden angewiesen, die Chronik zu führen. Eine feine Sache, finde ich.
























olebienkopp ..Erinnerumgen nehmen mit unserem Alter einen immer größeren Platz ein, vielleicht nur bei mir?
Es war ein allgemeiner Anlaß, eben der Wildkater in der Kleingartenanlage. Und dann ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los, das Suchen begann...
Danke für Deine netten Zeilen.
olebienkopp ...nu brauch sich der Herr Pfarrer über keine Predigtverdrossenheit seiner Kirchengemeinde mehr Gedanken machen, einfach genial gelöst.
Traute Einfach umwerfend wie die Schäfchen von der Katze gelockt werden und nun der Pfarrer nicht mehr für die Katz predigt.
Liebe Grüße,
Traute
ehemaliges Mitglied machen sich manchmal so selbstständig, daß man ihnen nicht widerstehen kann.
Diese uns beispielhaft zu schildern war nett von dir.
Mit Dank,
Alwite
indeed Ich habe diese Geschichte mit einem Schmunzeln sehr gern gelesen.
Mit lieben Gruß
Ingrid
omasigi der Herr Pfarrer wusste die Gunst der Stunde zu nutzen.
Sicher zum Segen der Gemeinde.
Lieber Olebienkopp,
um noch mehr solche Geschichten zu lesen, muesste man einfach
mehr in den alten Kirchenbuechern lesen. Dort wird so manches
versteckt sein.

Ich danke Dir, dass Du uns dieses Geschichte mit dem dazu gehoerigen
Gedicht aus gegrabe hast.
gruessle

Sigrid
selena und ein gut gestaltetes Gedicht,
freut sich einfach über Deinen Artikel - so wie ich jetzt.

Dank Dir,
Olebienkopp.

Liebe Grüße von selena

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