Des toten Dichters Sonett

Autor: ehemaliges Mitglied

Des toten Dichters Sonett

Mein Tag beginnt mit strengen Geistesblitzen,
denn ich möcht‘ dichten singend ein Sonett,
doch laufen kann ich nicht auf dem Parkett,
denn schöne Lieder sind in Baumes Spitzen.

Sie sind zu hoch, ich kann sie nicht erreichen,
die Sprossenleiter fehlt, die Kunst zu schwer,
nur tiefe Dunkelheit, mein Geist ist leer,
des Dichters Freude und Genuss, sie weichen.

Erleichterung schwingt meine lahmen Flügel,
und fliege hoch zum ersten schönen Ast.
Doch weiter geht des Dichters Reise nicht,

denn krachend senkt sich nun der Zweig, er bricht;
der Dichter fällt, verliert die bittr‘e Schlacht,
denn Freiheit fehlte seiner Flügelschwingen.

©Karin Steinberg-Berge 14.08.2004

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Kommentare (23)

ehemaliges Mitglied ja lillii, es ist auf jeden Fall eine Bereicherung, wenn wir die Möglichkeit hier bekommen, uns zu äußern, unsere verschiedenen Meinungen mitzuteilen...
LG Karin
ehemaliges Mitglied Liebe Uschi du musst dich keineswegs entschuldigen, denn ich habe dich schon richtig verstanden. Ich empfinde Kritik, Gerangel, Diskussion, Meinungsunterschied, als positiv. Es wäre doch langweilig wenn wir alle der gleichen Meinung wären, oder es nicht sagen, wenn wir anderer Meinung sind. Also "rangeln" wir ruhig weiter...
LG Karin
uschipohl Hallo Mitmenschen,

es tut mir leid, dass ich mich undeutlich ausgedrückt hatte, so dass ihr meinen Kommentar anscheinend falsch verstehen mußtet, das Wort Gerangel war keineswegs bös gemeint.

Gerangel: Menschen kämpfen, in harmloser Weise, um etwas

schönen Tag noch
herzliche Grüße
uschi
lillii Dein letzter Kommentar zeigt, dass Du ein sehr toleranter Mensch bist, der andere Meinungen und Sichtweisen akzeptiert, das ist leider nicht immer die Regel.
Ich stimme mit Dir in fast allem überein,
für mich war das Lesen hier ebenfalls eine Bereicherung und ein Austausch von Meinungen ohne Gerangel.

einen lieben Gruß lillii
ehemaliges Mitglied Erst einmal an euch all ein ganz großes DANKESCHÖN !!!

Ich empfinde das hier von uns allen Geschriebene nicht als Gerangel, sondern als eine Bereicherung, denn es zeigt uns, wie vielfältig und interessant wir Menschen sind.

Mensch sein heißt: Billionen von verschiedenen Gesichtern zu haben (für mich ein großes Wunder), und Mensch sein heißt auch, unterschiedliche Meinungen und Gefühle zu haben (für mich etwas sehr Kostbares).

Deswegen noch einmal an alle: HÖREN WIR JA NICHT AUF UNSER DENKEN IN WORTE ZU FASSEN, DENN ES IST EINE BEREICHERUNG !!!

Euch allen einen lieben Gruß
Karin
ehemaliges Mitglied dass das Wörtchen "Sonett" bleiben sollte, warum auch nicht?

Und für mich ist diese Schreiberei hier kein "Gerangel", sondern eine anregende Diskussion.

Ich lese doch immer wieder, dass jeder schreiben kann und darf, was er empfindet. Passt es aber nicht ins heißgeliebte "Entweder-Oder", dann wird man lästig.

Deshalb werden es der Schreibenden immer weniger, kein Wunder.
Alle, die noch geschmeidig denken können, lassen es bleiben.

Schade!
Clematis
ausserdem hab ich die "Dichterin" Karin angeschrieben, sie kennt mich.
uschipohl Hallo Karin,

mir gefällt es, dass Lyrisch-Ich sich in deinem Werk selbst auf die Schippe nimmt.

Man könnte natürlich ganz einfach das Wörtchen Sonett aus dem Titel nehmen und schon wäre das ganze Gerangel um die Form beendet .
An Sonetten versuche ich mich erst gar nicht, die sind nicht so mein Ding

herzliche Grüße
uschi
immergruen fließen wie rieselnder Sand und sich Worte fügen zu einem Konvolut aus Emotionen und Überlegungen, wenn man nicht mehr feilen muss, weil es aus der eigenen Sicht nichts zu verbessern gibt, dann kann man zufrieden die Feder beiseite legen und seinen Namen darunter schreiben.
So tue ich es und ich denke, es geht Dir nicht anders, liebe Karin.
das immergruen
ehemaliges Mitglied ..es gefällt mir, was du schreibst. Punkt.
ehemaliges Mitglied und dieses hier entstand spontan am Strand, ohne es gewollt in eine Form zu pressen:

Fühlende Zukunft

Mein Herz fließt über
denn stilles Glück wohnt in mir
sandige Schritte erahnend
Blicke weit über das Meer.

Träumend umgeben von Bergen
erreicht meine Sinne ein Hauch
salzig duftende Weite
verheißungsvoll um mich kreist.

Mein Herz fließt über
denn stilles Glück wohnt in mir
Sand rieselt durch meine Hände
Gedanken schweben frei übers Meer.

© Karin Steinberg-Berge 03.04.2015



Lieben Gruß an alle
Karin (die, obwohl sie im Mai 80 Jahre alt wird, gerne noch vogelfrei fliegt und dichtet)
ehemaliges Mitglied Doch meistens ist es so, dass ein Gedicht spontan durch irgend einer Kleinigkeit entsteht.

Das folgende Gedicht ist entstanden, als ich vom Strand kam, meine Schuhe in der Garderobe auszog und feststellte, dass ich in meiner jetzigen neuen Umgebung wieder mit dem Sand in Einklang leben werde, und zwar so, wie in meiner Jugend auf Gran Canaria. Und noch in der Garderobe, mit Sand an den Füßen, in den Schuhen und Socken, auf dem Boden, entstanden in meinem Kopf folgende Sätze:

Lebens – Sand

Sand: Anfang
tägliche Begleitung
überall wahrnehmbar
geduldig akzeptiert

Sand: Ende
wieder tägliche Begleitung
überall wahrnehmbar
jetzt freudig begrüßt

Karin Steinberg-Berge
Usedom/Seebad Ahlbeck 11.10.2015
ehemaliges Mitglied Auch ich habe mich (allerdings nicht so intensiv wie elbwolf) mit den verschiedenen Formen eines Gedichtes befasst und manchmal, also "sowohl als auch", Gedichte in einer bestimmten Form geschrieben.
Zum Beispiel:

Nebelschwaden ziehen lautlos

Nebelschwaden ziehen lautlos
sanft durch diesen, jenen Baum,
sprachlos stehe ich und schaue,
ja, zu atmen wag' ich kaum.

Nichts gibt es auf dieser Erde,
was der Mensch geschaffen hat,
das ein wenig sich könnt messen
mit Natur und ihrer Pracht.

Keine Schlösser sind so schöne
auch kein Bild, die Poesie.
Mensch, in deiner Gier, halte inne,
bleibe steh'n, betrachte sie.

Hüte sie und habe Ehrfurcht,
denn der Nebel wandert leis'.
Irgendwann musst du sonst fragen:
"Wo bin ich mit meinem Fleiß?"

Wo ist meine Zeit geblieben,
bin ich jetzt in diesem Baum?
Was könnt ich denn hinterlassen,
ist mein Leben gar nur Schaum?

Nein, ich werde mich bemühen,
diese Blume dort zu sein,
und dies Blatt auf jenem Baume,
und der Halm an jenem Teich.

Meine Seele ist im Nebel,
wand're glücklich jetzt mit ihm,
die Natur, sie soll ja leben,
soll nach mir doch noch besteh'n.

© Karin Steinberg-Berge – Juli 1991
ehemaliges Mitglied
sowohl-als auch


richtig... manche empfinden eine Form als Veredelung... manche empfinden es als Einengung... und manche wechseln zwischen einer vorgegebenen Form und der Freiheit so zu schreiben wie sie es momentan fühlen...

Lieben Gruß
Karin
ehemaliges Mitglied ... natürlich von Gedichten, solchen und ... so genannten. Videografieren bringe ich nicht, habe auch keine Zeit mehr dafür - schade natürlich.
elbwolf
ehemaliges Mitglied @Omasigi, nun ja...

Was ich in diesem Forum nicht verstehe:
jeder spricht immer nur im entweder-oder.
Ich hab ja viele Gedichte in verschiedenen Formen, vom Haiku bis zum Elfchen, geschrieben. Kann man nicht einmal wenigstens sowohl-als auch annehmen?
Mein ganzes langes Leben muss ich Kompromisse eingehen,immer die Dinge von verschiedenen Seiten anpacken.
Hier geht es immer nur: gefällt mir, gut - gefällt mir nicht - nicht gut.
Es gibt sogar User, die auf Kommentare von mir zu ihren Gedichten nicht mehr antworten, wahrscheinlich weil ich eine zeitlang mit Elbwolf an den Sonetten gebastelt habe.

Was ist das für eine unausgereifte Haltung? Entweder-oder.
Der User war sicherlich noch nicht auf meinem Blog und hat die vielen anderen Sachen angeschaut.

@Elbwolf:
Ja, ich hatte ein gutes Verstehen mit mygeneration38, sie macht hübsche Videos. Als es ein wenig abgekühlt wurde, habe ich ihr eine PN geschickt und den Sachverhalt erklärt.
Es ist wieder gut zwischen uns, sie ist eine kluge Frau.
Eben auch: sowohl-als auch.

So, jetzt reicht es mir.
Clematis
ehemaliges Mitglied ... hättest wirklich mal bei @Mygen~38 einen Vortrag über "Form und Inhalt" geschrieben? Clown Grog würde sagen: "Nit möööchlich!" So was Grundsätzliches habe ja nicht einmal ich gewagt - da hat vor 1+1/2 Jahren schon ein geringfügiger "Verbesserungsvorschlag" ausgereicht, um mich in Acht und Bann und auf die Sperrliste zu setzen!

Aber gerade heute habe ich die Genugtuung gehabt, einen Kommentar zu erhalten, der komplett auf fachlicher (lyrischer + kulturgeschichtlicher) Basis steht. Manche Mühlen brauchen furchtbar viel Zeit, aber gänzlich hoffnungslos ist das Warten eben doch nicht!
Heute las ich, dass meine Verse, "im Daktylus geschrieben", für mein Thema gerade das Richtige wären!
Vor über einem Jahr schrieb mir ein User, dass es ihm NUR auf den Inhalt ankäme und ihm all dies mit Jambus, Daktylus und Trochäus völlig egal wäre.
Was ist an dieser (originalgetreuen!) Aufzählung wirklich frappierend? Nun jeder, der mit diesen drei Versfüßen auch nur ein einziges Mal bewusst umgegangen wäre, hätte sie in der Reihenfolge "Jambus, Trochäus, Daktylus" aufgezählt - jeder! Also zog ich grinsend meinen Schluss, dass es an dieser Stelle wirklich hoffnungslos wäre - und das war es auch.
Grinsen tue ich über diesen "Zwischenfall" allerdings bis heute - elbwolf grüßt!
PS:
Ich halte es für einen grundsätzlichen und leider auch schwerwiegenden Irrtum, dass einen das Halten an eine lyrische Form in seinem Gedankenflug einengen würde.
Im Übrigen gilt die gleiche Maxime, wie für jeglichen Text: "Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen".
omasigi eine Form kann veredeln ist richtig
aber eine Form kann auch einengen.

Gegen Einengung bin ich mein ganzes Leben schon.

Man spuert in jedem Fall ob ein Gedicht aus dem Herzen kommt oder ob es eine Konstruktion ist.

Liebe Vogelfrei und liebes immergruen
dichtet weiter so wie es euch in den Sinn kommt.

Ich lese eure Gedichte gerne auch wenn sie im strengen dichterischen Sinne aus der Form fallen.

Wuensche euch allen noch einen gemuetlichen Sonntag.
omasigi
ehemaliges Mitglied immer, wenn ich lese, dass es nur auf den Inhalt eines Gedichtes ankommt, stockt mein Atem, etwas will sagen: Nein! Wir Menschen bestehen aus Rhythmus und Musik, weshalb soll Sprache nicht eine Form haben?

Ich habe hier schon (ich glaube bei mygeneration38) einen eifrigen Vortrag zu "Form und Inhalt" geschrieben. Mach ich natürlich nicht mehr.
Nun liegt es jedem frei, zu schreiben wie er will und kann. Macht ja sowieso jeder. Gut.

Ich habe mein "Sonett auf ein Sonett" (mit heftiger Hilfe von Elbwolf) in mein Gedichteforum gestellt, in dem ich seit 2006 schreibe. Darauf kam eine - ach, mir so sympathische Bemerkung. "Beim Sonett hat man sich in die Form zu geben, das fällt oftmals schwer, doch durch die Form wird der Inhalt veredelt.
Gefällt mir sehr gut - fast eine kleine Einführung in die Freude der Sonett-Dichtung."

Also, es gibt auch die andere Seite. Freude an der Form, die den Inhalt veredelt.

Liebe Karin, ich wollte zu diesem Thema nichts mehr schreiben, doch wir sind schon lange befreundet, deshalb diese Zeilen. NICHT für mich, sondern der Form zuliebe.

Dein Gedicht gefällt mir, so wie es ist.

lieben Gruss
Ingeborg
die gerne ab und zu die Form liebt.
ehemaliges Mitglied hallo und DANKE - da bin ich froh, dass ich hier nicht mit meinen formfreien Gedichten alleine bin... ein Gedicht, oder Gedanken und Gefühle, Erlebnisse, und noch vieles mehr, benötigen freien Raum um schwingen zu können
Einen lieben Gruß
Karin
ehemaliges Mitglied
Auf einen neuen Anlauf Deinerseits hoffend


Danke für die Einladung, aber ich passe nicht in die streng angelegten Formen eines Gedichtes... da bekomme ich Platzangst...

Karin (die gerne ihre Gefühle und Wörter fliegen lässt)
immergruen Ein Sonett ist nicht nur eine klassische Versform sondern der Wortbedeutung nach etwas, das klingen (sonare) sollte.
Ich finde, Dein Gedicht, nennen wir es mal nicht Sonett, sondern vielleicht "Des toten Dichters klangvolles Lied" hat einen sehr gedankenvollen Inhalt und es gefällt mir sehr.
Ich habe mich schon viele Male gefragt, warum man der Form so viel Raum abverlangt, wenn der Inhalt darunter leidet. Ich muss ein Gedicht mögen, gern lesen und von seinem Inhalt angesprochen werden. Dann ist es für mich gut.
Analysieren dürfen die Germanisten und Sprachwissenschaftler.
Ich bin eine, die mit dem Herzen schreibt, so wie viele andere hier auch.
In diesem Sinne danke ich Dir für Dein "Sonett", das aus berufenem Mund keiner klassischen Form angehörend, eingestuft wurde.
Liebe Grüße vom immergruen
ehemaliges Mitglied ... was ich andernfalls über PN bestimmt auch gemacht hätte.
Was Du hier vorlegst, ist leider kein "Sonett deutsch", es erinnert mehr an ein Shakespearisches, ist es aber auch nicht.
Die Quartette haben im deutschen Sonett mit nur 2 Reimsilben auszukommen. Die Terzette sind nicht nach einer der 6 zulässigen Varianten gereimt.
Um etwas gegen @Damenwahl's ... ich sage mal: Ulk ... zu setzen, habe ich gerade mein "versØbild-35: Für wen Sonette Gift sind – zur gefl. Beachtung!" gepostet - dort stehen ganz am Ende die Links auf alle Teile meiner ST-Serie über das "Sonette-Schreiben". Sieh sie Dir doch bitte durch und dann schreibe "Der lebenden Dichterin Sonett" - es wäre sehr schön, hier eine weitere Poetessa zu haben, die korrekte Sonette schreibt - sehr schön wäre das!
Weißt Du, ein Sonett ist entweder ohne Fehl und Tadel, oder es ist kein Sonett! Da gibts nichts dran zu rütteln!
Auf einen neuen Anlauf Deinerseits hoffend - elbwolf
ehemaliges Mitglied mein Sonett habe ich aus meinem Archiv herausgeholt und hier eingestellt, weil ich durch das Sonett von "damenwahl" angeregt, verführt, wurde...
LG Karin (absolut? vogelfrei)

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