Dass Jugendliche undeutlich sprechen, dass manche Menschen auf der Straße, wenn man zufällig etwas mitbekommt, undeutlich und einfach nicht schön sprechen – das könnte man noch verstehen. Natürlich ist hier nicht die Rede über Sprachstörungen. Auch nicht über Situationen, wo jemand einen Dialekt spricht, ein besonderes Milieu vertritt, oder Fremdsprachler ist.

Da sprechen aber heutzutage auch viele Schauspieler oder Journalisten oft undeutlich, und so – nachlässig. Wenn man sich mal etwas im Fernsehen oder im Internet ansehen will, egal in welcher Sprache, wird man oft einfach frustriert. Sei es etwa erwartet, dass sie so „wie die Straße” murmeln? Wieso? An der Technologie liegt es gewiss nicht; der Ton ist ja gut (und das Bild – sogar zu gut. Die Camera registriert mehr Details, als das menschliche Auge wahrnehmen kann; für die sich gerade auf dem Bildschirm präsentierenden Personen ist es oft ungünstig).

Eine Ursache dessen, warum man nun so hässlich spricht, könnte es wohl sein, dass man heutzutage – allgemein – wenig liest und schreibt. Früher hieß es einfach: Lesen und Schreiben gut können ist Pflicht, sowie auch schönes Sprechen! Nun mag man keine Pflichten mehr; dieses Wort selbst wurde zu einem Synonym von „Unrecht”. So, und wenn beim Reden im Gehirn keine „geschriebene Abbildung” vom gesprochenen Wort ensteht, wird es auch ungefähr ausgesprochen. Nur vom (schlechten) Hören ja bekannt. Scheint möglich zu sein.
 


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Kommentare (2)

Manfred36


Dass man heutzutage – allgemein – wenig liest und schreibt, kann ich nicht so sehr als Ursache erkennen. Die durchweg genutzte IT verweist ja auf das geschriebene Wort. Es ist die legere Handhabung der Sprache, die ja früher besonders in den Milieus zu beobachten war und heute in den verschiedenen Gesellschaftsgruppen als Loslösung von von Vorschriften und Zwängen empfunden wird. Und man will ja „in“ sein, und drum macht man mit. Wenn ich meine Enkel mit Gleichaltrigen reden höre, verstehe ich oft kaum ein Wort; mit mir sprechen sie indes ein fast hasenreines Hochdeutsch, das ihnen aber ebenso gut zu Munde steht.
In einem hast du Recht: Unser episodisches Gefühlsgedächtnis konkretisiert mit exakten Begriffen auch exakte Bilder, die unsere Vernunft greifen kann.
Selbst immer einen Notizzettel greifbar haben, ist nicht nur Sache des Mild Cognitive Impairments.

 

Christine62laechel

@Manfred36  

Ja, lieber Manfred, Kindern und Jugendlichen würde ich es schon erlauben, sich eine eigene Sprache zu bedienen - solange nicht erwachsen geworden...

   Und sonst bräuchte die Welt wohl noch mehrere Gretas T., die sagen würden: Was habt ihr mit den Sprachen gemacht? Mit dem Kulturerbe? Mit der Edukation? Dies wären meiner Meinung nach Bereiche, wo Demokratie nichts zu suchen hat. Bereiche, wo man nicht alles nur vereinfachen sollte, sondern es immer besser, effektiver machen. Da wären Experten nötig, und nicht ein vox populi. Wer sich nicht wirklich bilden will, muss es auch nicht. Wer nicht schön sprechen will, möge sich um einen Job im Fernsehen doch nicht bewerben. Und wenn ich mal lese, dass die schönsten Museen der Welt jeden Tag vom ausgespuckten Kaugummi gereinigt werden müssen, könnte ich beißen. Was suchen die Leute da, ein Selfie sich zu machen, und die schönen Objekte dreckig zu machen? Keine Kinder ja die meisten.

   Da wird man einfach nervös. :)

Mit besten Grüßen
Christine


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