Ich habe neulich irgendwo gelesen, dass man damit rechnen müsse, einsam zu werden, wenn man der, oder die Beste, mal wird. Da in einer Frauenzeitschrift gelesen (nicht in einer ganz blöden, trotzdem), nahm ich diese Meinung nicht ganz ernst. Ich nehme an, der Verfasser dieses Satzes, es war nämlich ein Mann, ist noch jung, und hatte bislang nur selten eine Gelegenheit gehabt, als ein Bester eben zu gelten.
 
   Einsam? Nicht ganz doch, es wäre wohl aber verständlich, dass sich jemand, der in einem oder in mehreren Bereichen außerordentlich gut ist, unter ähnlich denkenden am besten fühlt. Im Vergleich mit ihm kommen andere Menschen weniger interessant vor. Wer würde schon gerne die ganze Zeit zum Beispiel nur mit Kindern reden? Egal wie lieb und nett, und nicht dumm ja sie seien, da fehlt doch bald ein Gesprächsstoff, und die Art und Weise, wie sie denken und reden, kann einfach lästig werden.
 
   Es ist natürlich gut, wenn ein „Bester“ oder eine „Beste“ über die Fähigkeit verfügt, auch mit Leuten zu sprechen, und gute Kontakte zu haben, die sich in seinem Fach gar nicht auskennen, und/oder wenig Interesse daran vorzeigen. Es gibt aber auch solche "Besten", die es ganz ernst meinen: Wenn ich nur allein bin, habe ich endlich mal eine Gelegenheit, das Gespräch mit einer echt intelligenten Person zu genießen… Eingebildet? Wenn ernst gemeint, schon. Die Besten haben aber oft ein sympathisches Humorgefühl; wenn man es verstehen kann, ist man auch schon - nicht schlecht. :)
 


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Kommentare (13)

WurzelFluegel

Wer ist der Beste und woran wird das festgemacht? Wer beurteilt das und wozu ist so eine Beurteilung nützlich? Und eine, für mich noch interessantere Frage: Wie ist dieser Mensch denn zu dem geworden, der er ist?
Wie viele andere Menschen, haben ihm ihre Unterstützung, ihr Wissen weitergegeben, wie viele ihre Erfahrungen mit ihm geteilt? 

Außergewöhnlich hochbegabte Menschen haben es manchmal schwer, besonders während ihrer Kindheit, weil unser Schulsystem viel zu starre Vorgaben hat, was zu lernen ist und sich hochbegabte Kinder dann langweilen. Gib ihnen eine knifflige Aufgabe und sie werden dir dankbar sein. Bring sie früh auf die Idee, ihre Begabung dazu zu nutzen anderen weiter zu helfen, sie werden sich weniger einsam fühlen.

Den Besten gibt es meiner Meinung nach nur, wenn man bei Menschen den Fokus auf eine, oder ein paar wenige Fähigkeiten oder Facetten seines Lebens beschränkt und viele seiner Persönlichkeitsaspekte ausblendet. Ich persönlich würde mich mit so einer eingeschränkten Sicht auf meine Persönlichkeit nicht wohl fühlen. Irgendwie ist es fast logische Konsequenz, dass sich so ein Mensch in gewisser Weise einsam und unverstanden fühlt.

Liebe Grüße
WurzelFluegel

Christine62laechel

@WurzelFluegel  

Liebe WurzelFluegel,

ja, man kann natürlich "nur so" die eine oder andere Person als eine/n Besten bezeichnen. Doch man tut es im Alltag immer wieder: Ich glaube, X ist der beste Sänger. Für mich ist die Y die beste Ärztin an unserer Poliklinik. Der Z ist ja der beste Lehrer an der Schule, die von  meiner Enkelin besucht wird. Und so weiter. :)

   Diese Menschen haben es echt schwer, da hast du absolut Recht. Und als Kinder werden sie oft ausgelacht, verspottet, getadelt. Selbst Lehrer mögen solche Kinder oder Jugendliche oft nicht, denn sie ahnen - diese junge Person weiß wohl mehr, als ich selbst... Dieser junge Mensch ist wohl viel begabter, als ich selbst...

   Zum Glück (siehe den Kommentar von Rosi65) fühlen sich die meisten "Besten" mit ihrer Einsamkeit nicht schlecht. Wenn the best, können sie auch damit gut umgehen. :)

Mit herzlichen Grüßen
Christine

indeed

@WurzelFluegel  

Gehe mit dir total konform. Hast es gut auf den Nenner gebracht.
Ganz liebe Grüße von
indeed

Rosi65

Liebe Christine,

In einer Studien- Kurzfassung von Evolutionspsychologen, habe ich gerade gelesen, dass intelligente Menschen es vermeiden zu viel Zeit in der Gesellschaft zu verbringen.
Es behindert sie in der Verfolgung ihrer Ziele. Aber deshalb fühlen sie sich nicht einsam.
Sie brauchen nur nicht so viele soziale Kontakte um glücklich und zufrieden zu sein.

https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article153471249/Intelligente-sind-mit-weniger-Freunden-besser-dran.html

Viele Grüße
  Rosi65

Christine62laechel

@Rosi65  

Danke, liebe Rosi, für die Bestätigung meiner These, wenn ich es so nennen dürfte. Und dass sie weniger soziale Kontakte brauchen, das bedeutet ja noch lange nicht, dass intelligente Menschen andere Menschen herablassen behandeln wollten, nicht wahr?

Den Artikel lese ich gerne gleich, danke für den Link.

Mit lieben Grüßen
Christine

werderanerin

Ich finde es schon mal gut, wenn ich mit Menschen spreche, die ein gewisses Niveau haben und dies auch vermitteln.
Dabei wäre es mir egal, ob Derjenige "hochbegabt" oder sonst etwas ist.
Ich persönlich mag aber kein aufgesetztes Wissen und Prahlerei. Es gibt ja leider sehr viele, die nur auf "den Putz hauen", schaut man aber mal genauer hin, ist gar nicht da, absolut nichts !

Es muss immer auch ein gewisser "Draht" zueinander da sein und da ist es für mich völlig egal, ob Kind, Jugendlicher
oder Erwachsener...

Wichtig ist mir eine gute, niveauvolle Kommunikation, liebe Christine und ob "Beste oder Bester" ist eh sehr subjektiv und sagt gar nichts über wirkliches Wissen aus !

Kristine

Christine62laechel

@werderanerin  

Siehst du, liebe Kristine, da haben wir das gleiche Wort herbeigerufen: Niveau. Und ich glaube, das Wort "Beste" müsste man auch nicht fürchten. Es gibt wirklich Menschen, die eben besser sind, als die anderen, als die meisten, als ihre Mitmenschen, und so. Dank ihnen kann man wirklich mal beschliessen: Da will ich auch doch besser werden! :)

Mit herzlichen Grüßen
Christine

Manfred36


Du schreibst u.a. „Wer würde schon gerne die ganze Zeit zum Beispiel nur mit Kindern reden? Egal wie lieb und nett, und nicht dumm ja sie seien, da fehlt doch bald ein Gesprächsstoff, und die Art und Weise, wie sie denken und reden, kann einfach lästig werden“. Ich bin kein Pädagoge, aber ich glaube, ich könnte immer mit aufgeschlossenen Kindern reden. Besonders hoher „Wissensgrad“ hat mich noch nie bei Jemand beeindruckt. Manche Menschen haben sich kein besonderes theoretisches Wissen zugelegt, andere „aufgesetztes“ Wissen, das sie nur für ihr narzisstisches Selbstverständnis benutzen. Es gibt auch einen unterschwelligen Narzissmus, der Banales zur Selbstwert-Untermauerung hochstilisiert. Und es gibt den renommiersüchtigen Angeber, der mit seinem „Sozialprestige“ ausgeglichenen Gedankenaustausch erstickt.
Ob man einen offenen Gegenüber antrifft, das merkt man bald. Man darf sich aber niemals als der „Bessere“ oder der „Beste“ vorkommen. Die „Qualitäten“ eines Menschen kann man nur beurteilen, wenn man ihn gut kennt oder sich ihm vorurteilslos und bedingungslos öffnet.
Ich war nie in meinem Leben der Beste.
Meine Vor-Kommentatorinnen sehen das – wie ich sie verstehe – auch so.
Ein anderes Gebiet ist der sportliche Wettbewerb, wo ja auch die Besten offiziell belohnt werden. Diese Belohnung beschränkt sich auf ihre spezifischen Leistungen und ist auch gut zu heißen (was ein Mensch alles leisten kann). Aber zur Idol-Bildung darf auch das nicht führen.

Wenn ich dich falsch verstanden habe, hau mir's einfach um die Ohren.

Mit herzlichem Gruß
Manfred



 

Christine62laechel

@Manfred36  

Oh Manfred, was für ein Vorschlag, um die Ohren zu hauen... :) 
In meinem Eintrag ist nur meine persönliche Meinung zu finden, und keine kategorische ja. Mein Beispiel mit den Kindern ist wohl verständlich, wo ich lange Jahre mit Kindern gearbeitet habe, und es gibt da für mich kaum eine Überraschung mehr möglich. Du siehst dafür deine Enkelkinder nicht jeden Tag, und sie sind ja auch wirklich ganz liebe junge Menschen, da muss einfach deine Meinung dazu anders sein. :)

   Die Narzissten gibt es natürlich wirklich, doch wenn sie sonst mehr Vorteile aufweisen (sind klug, interessant, amüsant, reizvoll, und was auch immer sonst), als Nachteile (eingebildet eben!) - na dann: Es leben die Narzissten! Man kann von ihnen viel lernen. :)

Mit herzlichen Grüßen
Christine

 

indeed

Nun, liebe Christine,

Unterhaltung ist ja nicht unbedingt auf das Fachgebiet seines Gegenüber reduziert. Es gibt sehr viele andere Themen, über die man durchaus in Augenhöhe diskutieren oder auch nur kommunizieren kann. 
Intelligenz ist auch nicht unbedingt auf ein Fachgebiet beschränkt und Fachwissen kann sich jeder mit einer durchschnittlichen Intelligenz, so er die Schulung durchlaufen konnte (das ist auch oftmals finanziell abhängig, auch heute noch) aneignen. Es gibt darin eine Menge noch zu füllende  Freiräume.
Allerdings gebe ich auch zu, dass es sehr schwer ist, dieses komplexe Thema mit so wenigen Worten wie in deinem Blog geschrieben umfassend klar heraus zu stellen, so dass die gewollte Aussage auch beim Leser rüber kommt.. 

So sage ich dir meinen Dank für den Denkanstoß und schicke ein  paar Sonnenstrahlen aus dem Norden zu dir.

indeed

Christine62laechel

@indeed  

Liebe Indeed,

da hast du natürlich Recht. Wobei es sich hier nicht nur um ein Fachgebiet handelt, sondern um vieles mehr. Die Art und Weise zum Beispiel, wie man darüber spricht. Heutzutage meidet man das Wort "Niveau", doch die Erscheinung existiert ja: Wenn man mit Menschen zu tun hat, die ein ähnliches Niveau vertreten, fühlt man sich gut, sicher. Mir gefällt es, mehr noch, wenn ich unter Menschen bin, die mehr als ich wissen, können, und dadurch eine Inspiration für meine Weierentwicklung sein können. Ich bin auch gerne gut (oder sogar - besser, am besten, wenn ich es gerade schaffen kann). :)

Mit herzlichen Grüßen
Christine

 

ehemaliges Mitglied

Liebe Christine, 

habe jetzt schon überlegen müssen, was du damit sagen willst.

Du willst also damit sagen, dass sich ein Mensch, der sich mit gewissen Themen sehr gut auskennt, sich nicht gerne mit einem, nach seiner Meinung nach, dümmeren Mensch, unterhalten möchte?
Es gibt sicher vieler solcher, aber das sind meiner Meinung nach eingebildete Menschen,  die andere nach ihrem Wissen, aber nicht nach ihrer Intelligenz beurteilen.

Solche Menschen sollten tatsächlich besser alleine bleiben oder sich mit Gleichdenkenden langweilen. 



 

Christine62laechel

@Gitte1709  

Liebe Brigitte,

na ja, ob es uns gefällt, oder auch nicht, unterscheiden sich die Menschen voneinander. Und es muss nicht immer so sein, dass der oder die Beste eine sehr gut ausgebildete Person ist. Es kann zum Beispiel auch ein bester Reiter sein, der es sich nicht vorstellen kann, wie man nicht reiten kann! Wie man die Pferdearten nicht voneinander unterscheiden kann! Und mit jemand, der die letzten Ergebnisse eines letzten Derby nicht kennt, wird er/sie womöglich gar nicht reden wollen. Oder ein ausgezeichneter Tischler, der böse wird, wenn es sich im Gespräch erweist, dass da jemand nicht weiß, aus welchem Holz man Schränke machen kann, und aus welchem - Treppen. Kein Grund, um sich unkomfortabel zu fühlen. Es kann einfach so sein. In beiden Beispielen verdienen die "Besten" unser Respekt ja, glaube ich. Und sonst - Humorgefühl behalten, die Menschen sind ja keine Engel. :)

Mit lieben Grüßen
Christine


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