Die Straßen lang man geht, und selten
denkt daran, was kann da geschehen
hinter den geschlossenen Fenstern;
was könnte man da drinnen sehen?

Wenn heimlos, kann man sich vorstellen,
wie warm und sauber da die Räume;
wenn einsam, gerne sich gesellen
würde, der davon kann nur träumen.

Und an der andren Seit’ der Scheibe
ein Schatten - oder will zuschauen,
der muss zu Hause g’rade bleiben,
bunt machen seine Tage grauen...?


okno.jpg

(Bild aus dem Internet)


Anzeige

Kommentare (10)

ladybird

Liebe Christine62 Laechel,
ist es mit den Fenstern nicht ähnlich wie mit den Häusern? Wenn man durch eine Siedlung geht und sich einzelne Häuser betrachtet...
doch eine Redewendung bringt mich schnell in die Realität zurück:
"Unter jedem Dach ist ein Ach".....und so wird es mit den Fenstern ebenso sein?
Da hattest Du eine gute Idee..
meint mit Gruß
ladybird

Christine62laechel

@ladybird  


Liebe Ladybird,

den Spruch habe ich mal sogar in der Version „Unter jedem Dach ist ein Krach” gehört. :) So weit geht es natürlich nicht immer, doch…

Was mich aber dazu drängt, an die geheimnisvollen Fenster zu denken, wäre keinesfalls die Neugier; es ist ein Idealisierungsbedarf, sozusagen. Eine Vorstellung, dass sich hinter den Fenstern interessante Geschichten abspielen. Interessant – im besten Sinne des Wortes. Und mit Anteil von interessanten Menschen. Die, so die letzte Strophe, uns Passanten ebenso interessant finden können. Und auch – im besten Sinne des Wortes: Interessant.

Mit herzlichen Grüßen
Christine

 

Manfred36

@ladybird
Manche spüren den "Achs.." mit Bedacht nach, besonders Frauen.

ladybird

@Manfred36  

Lieber Manfred,
das möchte ich gerne erklärt haben, ich sitze wohl auf der Leitung....

mit Gruß
ladybird

Syrdal


So unterschiedlich wie die Menschen sind,
so unterschiedlich sie sich fühlen,
so unterschiedlich ihr Herz sie grad stimmt,
so unterschiedlich ist ihr Grübeln.
So unterschiedlich ist‘s hinter Fenstern,
so unterschiedlich könnt‘s sein sollen.
…….
Niemand weiß was dort geschieht,
weil man nicht durch die Fenster späht.
 

Christine62laechel

@Syrdal  

Natürlich späht man nicht. :) Ich meinte die Fenster vor allem als den Ausdruck dessen, was auch Manfred in seinem Kommentar sagt: Dass man manchmal Lust bekommt, jemand anderer zu werden. In der Hoffnung, da wird man etwa glücklicher. Doch das Sprichwort besagt: Das Gras auf der anderen Seite des Hügels scheint nur grüner zu sein...

Mit Grüßen
Christine

 

Roxanna

Vielleicht, liebe Christine legt der Mensch immer in seine Gedanken die Sehnsucht hinein, die er gerade hat. Das vermutet er hinter den Fenstern der anderen Menschen und wie sehr kann man sich da aber auch täuschen. Besonders interessant ist es am Abend, wenn die Fenster erleuchtet und die Vorhänge nicht zugegezogen sind.

Ich denke da gerade an Eichendorffs Gedicht

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt .......

Der Mensch und seine Träume und Sehnsüchte 😉.

Herzliche Grüße
Brigitte

Christine62laechel

@Roxanna  

In dem schönen Gedicht, liebe Brigitte, hat ja Joseph von Eichendorff die Zeit dargestellt, wo man eigentlich sehr glücklich sein sollte - ist es aber nicht immer. Alles sieht zwar festlich aus, doch was in den "fromm geschmückten" Stuben auch wirklich vorgehen kann...
   Diese Vorstellung erinnert auch an das bekannte Andersens Märchen; das arme Mädchen mit den Schwefelhölzern, wie sich diese das Glück der Menschen in ihren hell beleuchteten Wohnungen vorstellte. Da muss man sich schon freuen, sich hinter eigenen Fensterscheiben wohl fühlen zu können. :)

Mit lieben Grüßen
Christine

Manfred36


Auch ich sinniere am Morgen,
was hinter den Fenstern geschieht.
Die Freuden und auch die Sorgen,
Wenn Sommertag heiter erblüht.

Ich würde so gerne schlüpfen
immer neu in Andre hinein.
Die Maske Privatheit ganz lüpfen,
ein fremdes Ich mal gern sein.

Doch seh ich im Durchblick nur Gesten,
nur Schatten agieren und geh'n.
Es ist vielleicht so auch am Besten,
könnt Vieles dabei nicht versteh'n.
 

Christine62laechel

@Manfred36  

Das kenne ich auch gut: Ein fremdes Ich mal sein... Und das kann man doch, auch ohne in Andere hineinzuschlüpfen. :) Doch die Fenster, die bleiben faszinierend.


Anzeige