Die geklaute Bockwurscht


Nun haben wir schon wieder Oktober. Mit diesem Monat begann bei uns die Zeit der Jahrmärkte.
Und auch die Schlußverkäufe lockten viele Menschen aus ihren vier Wänden in den Dörfern.
Daran erinnern diese Verse:


die geklaute Bockwurscht

Wieder einmal saß Oma, die Gute,
gelangweilt und müßig in ihrer Bude.
Doch das Alleinsein hat sie satt,
sie will gern mit der Bahn zur Stadt.
Sie fährt auch los nach dem Städtchen hin;
Der Ausverkauf steht ihr im Sinn.
Vor dem Betrieb ist ihr nicht bang,
sie wühlt und sucht oft stundenlang.

Im Kaufhof will sie dann was essen,
ihr knurrt der Magen wie besessen.
Sie drängelt nach dem Tresen hin,
kauft Erbsensuppe mit Bockwurscht drin.

Mit ihrer Suppe heiß und frisch,
setzt Oma sich an einen Tisch.
Doch fängt sie nicht gleich an zu essen,
da sie was Wichtiges hat vergessen:
Bockwurscht schmeckt erst richtig gut,
wenn man Senf drauf streichen tut.
Am Tresen stand ein Topf davon,
da holte sie sich 'ne Portion.

Als sie zurück kommt, sieht sie empört,
daß ein anderer ihre Suppe verzehrt.-
Ein Fremder, wer weiß, woher,
löffelt Oma's Teller leer,
ganz genüßlich in aller Ruh'
und Oma guckt ihm sinnend zu.

Denn sie meint als Dame von Welt;
Der arme Kerl hat bestimmt kein Geld
und großen Hunger schon seit Tagen,
aber ihr knurrt auch der Magen.
Sie rückt am Tisch noch näher ran
und peilt den Teller immer an.
Dann schwuppdiwupp, mit flinker Hand,
zieht sie die Bockwurscht sich an Land.

Den Mostrich hat sie ganz vergessen,
bloß ein-zwei-drei die Wurscht gegessen.
Dann schielt sie rüber nach dem Mann
und lacht ihn nett und freundlich an.
Auch er lacht Oma freundlich zu
und löffelt weiter ganz in Ruh'.

Als dann der Teller blitzeblank war,
holt er zwei Bier sogar.
Eines trinkt er, und das, was über,
schiebt er leis' zur Oma rüber.
Das fand die Oma ganz famos;
der andere grinst und zieht dann los.

Die Oma ist ganz platt,
fühlt sich aber längst nicht satt.
So wollte sie zum Tresen laufen
und sich eine neue Suppe kaufen.
Sie sucht ihr Kleingeld und merkt zum Schreck:
Ihre Handtasche mit allem Geld ist weg.

Bestürzt guckt sie sich um, da kann sie sehen
auf dem Nebentisch ihre Tasche stehen.
Ihre Erbsensuppe, die stand noch dort
und auch die Bockwurscht war nicht fort.

Da war die Oma ganz verwirrt:
Sie hat sich am Tisch geirrt
und den armen Kerl indessen
seine Bockwurscht weggefressen!

Und die Moral von der Geschicht':
Das, was man glaubt, das stimmt oft nicht.
Man muß auch anderen Menschen trauen
und ihnen nicht gleich die Bockwurscht klauen.



...So ist es nun mal in dieser Welt, oder nicht?

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Kommentare (10)

comeback Eine überaus lustige Geschichte, aber auch zum Nachdenken, da ja man nicht immer so vorschnell urteilen soll im Leben!
Alles Liebe für weiterhin von Annemarie!
CELINE-2010 ... eine herrliche Geschichte !!!
LG * CELINE-2010 *
indeed ist wirklich köstlich. Habe auch sehr gelacht. Begebenheiten dieser Art ist schon vielen passiert - lach.
Mit lieben Gruß
Ingrid
olebienkopp ja, das war meine Absicht. Danke für Deine netten Zeilen.
Mona91 Das mit der Bockwust ist ja Klasse, musste auch so lachen
über die Oma, hoffentlich geht es mir auch nicht mal so.
Hast Du noch mehr solche schönen Gedichte auf Lager, würde mich freuen
es muntert auf!

LG Mona91
Lollo

am vormittag so eine lustige geschichte zu lesen macht spass für den
ganzen tag.
hoffentlich hast du noch mehr so hübshe geschichten auf lager.
herzliche grüsse
kleiber Ich würde gern etwas schreibe.Aber mir laufen vom Lachen die Tränen über die Backen...Kann nur sagen ..schön..schön..schön...Danke für do eine Freude am frühen Morgen.Da sieht man es mal wieder..Irren ist Menschlich...

Liebe Grüße Margit..
Geborgenheit Ja , dass passiert uns allen
ab und zu, das wir uns irren, oder zu schnell
auf etwas schließen, weil wir uns die Zeit nicht nehmen,
um mal richtig was zu betrachten, oder
mehr an sich zu denken, als Verständnis für die Lage anderer
Vorsichtig bleiben muss man zwar, nicht jeder ist gut-
das ist klar- doch zu misstrauisch sein, ist auch nicht
fein- ja üben wir einfach jeden Tag mehr Verständnis
und Geduld für andere zu entwickeln.

Eine super tolle humorvolle Geschichte
dazu sie wunderbar zu lesen war.
Grüße von Andreah
ehemaliges Mitglied Weil ich die Mundart deines vorigen Gedichtes nicht ausmachen konnte,
ein bisschen schlesisch, ein bisschen bömisch,
habe ich erst einmal Zappenland gegooglet, nun kann ich dich einordnen.
Deine geklaute Bockwurscht ist zwar nicht neu,
doch als Gleichnis hervorragend gewählt.
Wie schnell fügt man jemand in Unwissenheit Unrecht zu
und glaubt sich selbt noch außerdem im Recht.
Wenn wir angeblich Geschädigten uns öfters mal wie der Bierspender verhielten,
ginge es auf unserer schönen Welt weit fröhlicher zu.
Lag das in deiner Absicht?

Lieben Grüß
Alwite
omasigi Lieber Olebienkopp,
das war nun fuer mich eine schoene Gut - Nacht - Geschichte.
Muss waehrend ic schreibe immer noch die Lachtrenen weg wischen.
gruessle
omasigi

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