DIE JUNGFRAUEN SIND DA !!!


Eine etwas andere Betrachtung über eine kulinarische Spezialität des Frühsommers.
Hallolala, war das ein Fest gestern. Ein wahrer Freudentag. Endlich durften wir die Jungfrauen sehen. Schön aufgereiht, schlank und rank, glänzend wie altes Silber, das blank poliert wurde. Die Leiber matt schimmernd mit einem leichten blauton in ihrem Glanze. Einige umschlangen sich mit ihren Leibern, einige hatten sich zusammengerollt. Ihr herrlicher Duft stieg in unsere Nasen und wir bereiteten ihnen einen schäumenden Empfang mit golden leuchtendem Becks Gerstensaft und klarem Köm aus dem Norden. Nun konnten sie zum Sprung in ihr Element ansetzen. Wir fragten sie ob sie matt seien ? Sie kamen von vom Norden Schottlands und gaben zur Antwort : „ YES „ Da wussten wir, es sind die echten Matjes. Die es nur in dieser Jahreszeit gibt, diese Köstlichkeit unter den kulinarischen Jahreszeiten. Einen Fettanteil von 15 bis 20 % ohne einen Ansatz von Milch oder Rogen. Es sind also noch echte Jungfrauen. Sie blieben im Netz der Fischer hängen. Die daraus entschlüpfen konnten wurden in der Weite des Meeres zu Heringen , die nach dem ablegen ihrer Eier, also dem Rogen, oder der männlichen Milch wieder den Weg antraten und ein zweites mal zu Jungfrau wurden. Ein Märchen welches für unsere Damen verlockend erscheinen muss. Unsere Jungfrauen aber trieben sich in grossen Schwärmen in der Nordsee herum, gerieten in der Frühlingswärme in riesige Planktonvorräte und konnten sich da ihren hohen Fettanteil anfuttern. Sie entgingen dem Netz nicht, sie landeten in der Hand von Fischwerkern, die ihrem Leben durch einen schnellen Schnitt ein Ende setzten. Diesen Schnitt erfand im Jahre 1395 ein Fischer Namens Beukelzoon und noch heute wird er so angewandt. Nach diesem Schnitt werden die Eingeweide entfernt, die Bauchspeicheldrüse jedoch drin gelassen, sie ist unerlässlich für die enzymatische Reifung in Verbindung mit Salz erhalten wir den frischen Matjes, der nun auch bald verzehrt werden sollte, weil er ohne Konservierungsstoffe bereitet wird. Seit 1395 hat sich einiges in der Zubereitung geändert, so wird der Matjes seit den 70er Jahren kurze Zeit Schockartig gefrostet, um die für den Menschen ungenießbaren Nematoden abzutöten. Früher haben wir sie ohne Wissen mitgegessen, und keiner ist daran gestorben. Friedrich der Große befahl seinen Soldaten : „ Hering und Kartoffeln soll er fressen, das hält Leib und Seele zusammen ! „ Und war zu jener Zeit nicht teuer. Im Gegensatz zu heute, für einen Matjes hab ich 1,60 € bezahlt. Aber lecker war er auf jeden Fall. Wie wärs mit einer Vorspeise zu Pfingsten ?
Damit wünsche ich allen hier ein frohes Pfingstfest mit einem Gutelaunegruß, Euer
Heiner.


Juxman(Juxman)



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Kommentare (1)

finchen ... bist Du gemein...ich weine förmlich, wenn ich dich dieses "Fräulein" artgerecht verschlingen sehe. Und jetzt habe ich Hunger, aber endlich hat es mal einer erklärt, warum das Mai-Matjes heißt.
Das haste gut gemacht, mein Lieber.............
Liebe Grüße vom Moni-Finchen

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