das ist ein großer, leuchtendblauer großer See inmittten eines Kiefernwaldes, fast neben der Autobahn in Richtung Berlin, in Höhe von Dessau. Genauer gesagt, am Außenort von Dessau-Mildensee.
Ein Strandbad vom Feinsten mit ganz feinem hellen Sand und alles was dazu gehört. Das war schon immer so, mal mehr und mal weniger verwahrlost. Als Kind fuhr meine Mutter mit mir dort öfters hin. In D.-Mildensee lebte Verwandschaft und somit war es eine Reise per Fahrrad wert. Mein Fahrrad war etwas merkwürdig. Der Rahmen war ein Damenrad, an dem der Sattel mittels Zwingen an der Sattelstange nach unten verlegt worden ist und die Pedalen Holzklötzchen aufgesetzt bekamen, damit ich dieses Gerät überhaupt benutzen konnte. Das Vorderrad war auch größer, als das Hinterrad und so hing ich zwischen diesem Metallgestell und war stolzer Besitzer eines eigenen Fahrrads. Bevor ich schreiben konnte, konnte ich radfahren und das mit "eigenem" Rad. Aber, es herrschte großes Verbot evtl. zur "Kleinen Adria" zu fahren. Schwimmenlernen war angesagt, kein Problem. Ich mogelte mich in die Städtische Schwimmhalle und tat dem Bademeister alles nach, was er anderen beibrachte. Bis er mich dabei erwischte. Um mir eine Lektion zu erteilen, scheuchte er mich auf das 3-Meter-Brett und forderte mich zum Sprung auf. Ich blieb stehen und weigerte mich, daß war mir denn doch nicht geheuer.
Der ließ nicht locker, kam auf mich zu, gab mir einen Schups und ich flog runter. Er soll sogar hinterher gesprungen sein, erzählte man mir. Jedenfalls kam ich an die Oberfläche und schwamm um mein Leben. Und ich schwamm und bekam ohne angemeldet zu sein, mein Freischwimmerzeugnis. Mit stolz geschwellter Brust kam ich nach Hause und zeigte meiner Mutter diese Trophäe und was macht sie? Sie knallt mir eine und verdonnerte mich zu Stubenarrest. Das habe ich nun überhaupt nicht verstanden und ging bei meinem Opa petzen. Oje,
das war nicht gut. Opa schimpfte seine Tochter und Oma jammerte mal wieder....oh nee, oh nee, was machste aber auch für Sachen, setzte sich auf ihren Stuhl und drehte Däumchen. Dieses Drama verebbte langsam und ich durfte auch wieder raus und auch zum Schwimmen.
Hurrah, die kleine Adria war auf einmal sehr nah.
Mein Opa war sehr stolz auf mich und somit zählten andere Meinungen für mich nicht mehr.
Meine Mutter äußerte sich nie mehr über meine Eigenmächtigkeit nachdem Opa stolz erklärte:
mein Frosch, Du bist ein echter Herrmann!
Und die Adria winkte und ich durfte!

Finchen

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Kommentare (6)

finchen vermutlich schon...............aber dort war es ein Hallenbad.
Mit dem Bademeister hatte ich nie Probleme, der hat mich zwar gesehen, aber ich war dezent in meiner eigenen Ecke. Ich habe für mich geübt, nur auf dem Brett wollte er mich nicht haben. Naja, vermutlich hatte er mich im Visier, sonst hätte er mich auch nicht runtergeschmissen und wäre nicht hinterher gesprungen - seiner Sache war er doch nicht so sicher. Aber Schwimmprüfung als Lob empfangen und nun konnten mir auch die gefürchteten Schlingpflanzen in unseren Seen nichts mehr antun.
Gruß Moni-Finchen, das Seepferdchen
finchen Na, das war auch noch so'n Ding bei meir. Ich habe mir selbst eins gebaut.
Hilfe, schon wieder ein Anstoß auf noch eine Geschichte. Ja, das waren Zeiten !!
Dagegen ist das Heute richtig langweilig.
Gruß Moni-Finchen
stefanie Jetzt ist mir auch wieder eingefallen wie ich schwimmen lernte.Wir hatten zum Glück
einen mittelgroßen Fluß,der sich durchs Tal schlängelte mit"Damenbad,Herrenbad und Kinderbad."Ich wollte unbedingt schwimmen lernen und auch ins Damenbad. Ich band große Schilfblätter vom Ufer mit einer"Kordel" zusammen und machte Schwimmbewegungen,kam auch vorwärts,aber als zur tiefsten Stelle unter der Brücke kam,war die Kordel
aufgeweicht und die Schilfblätter schwammen unter mir weg.
Ich weiß noch,daß ich dachte:Entweder gehst du unter-oder du lernst schwimmen. Und ich schwamm um mein Leben und kam ans Ufer.Und am nächsten Tag ins Damenbad.
Liebe Grüße stefanie
indeed kleine Geschichte von einem kleinem selbstbewussten und unerschrockenen Mädchen. Aber der Bademeister hat doch überreagiert, es sei denn, er hatte schon länger bemerkt, dass du gute Fortschritte im Schwimmen gemacht hast. Ein Bauchklatscher (hätte es ja werden können) tut aus 3m Höhe ganz schön weh, wenn es denn einer geworden wäre. Dann weiß man erst, wie hart die Wasseroberfläche sein kann.
Du und dein Fahrrad, ich habe beim lesen dich damit fahren gesehen. Damals war man einfach glücklich, eines zu haben. Mein erstes Fahrrad habe ich mir selber gekauft, da war ich aber schon 26 Jahre alt. Als Kind wollte ich unbedingt diese Hudora-Rollschuhe haben. Habe nie eigene besessen, bin aber trotzdem gelaufen, weil ich liebe Freunde hatte, von denen ich ausleihen durfte.
So werden Erinnerungen wach.
Ein lieber Gruß an dich von
Ingrid
anjeli daher also kommt der Ausspruch "Ins kalte Wasser werfen".
Ja, so ähnlich habe ich auch schwimmen gelernt. Ohne viel Federlesens einfach ins Wasser geworfen.

Ich hatte ein tolles Fahrrad, rot war es und ich durfte es mir selbst aussuchen. Aber,
ich bin ja auch etwas jünger als finchen und traute. Da waren die Zeiten schon etwas
besser.
Ich kann mich erinnern, dass meine Oma gar nicht Rad fahren konnte.

Eine schöne Geschichte zum Schmunzeln und um in der Erinnerungskiste zu kramen.

anjeli
Traute welche Erinnerungen uns im Alter glücklicherweise heimsuchen.Das hast du gut gemacht, ich war auch ein bisschen mehr wagemutig als der Rest der Familie. Sei stolz darauf.
Mit dem Fahrrad in den Zeiten! Da hab ich auch ein Rad vom Stiefopa gebaut, bekommen. Es war ein Herrenrad und ich musste im Stehen fahren, das Bein unter der Stange durch.
die Bereifung war irgend son, Hartgummi, wie Gartenschlauch ohne Durchfluss.
Aber Opa war mir auch der Liebste.
Ganz lieben Dank für den Anstoß zu der Erinnerung.

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