die Maikäferplage....


...es muß so 1951/52 gewesen sein - ein herrlicher Sommer bahnte sich schon im Frühjahr an.
Aus allen Ritzen und Furchen krabbelten Maikäfer hervor.
Manche brauchte man im Garten nur aufzusammeln und diese kamen sofort in den Hühnerstall. Die Hühner waren ganz verrrückt danach.
Okay Mädels, ich gehe Futtersammeln, versprach ich ihnen.
Morgens gegen 5 Uhr zog ich mit einem selbstgebauten Karton mit Schlaufe dran, an den Waldesrand. Ich suchte nach dem idealen Baum,
den ich möglichst schütteln konnte.
Längs des Rübenackers standen die Objekte der Begierde - ich begann mit der Inspektion. Ja, ein lohnendes Objekt.
Ich schüttelte wie verrückt und sie plumpsten ganz einfach auf den Boden. Sie waren noch klamm von der nächtlichen Temperatur und schon waren sie in meinem Schächtelchen drin.
Mit fetter Beute kehrte ich heim - mit Begeisterung wurde ich von den Hennen empfangen - von meiner Mutter nicht.
"Gib sie nur nicht alle auf einmal", warnte mich der Bäckermeister,
"sonst schmecken die Eier nach Maikäfer und das verdirbt mir den Kuchen".
"Geh ins Bad und wasch Dich gründlich", warf meine Mutter ein.
Na gut, wohin damit, während ich in der Schule war.
Der Meister meinte, ich sollte sie unten in die Waschküche stellen und den Deckel mit einem dicken Stein beschweren.
Gesagt, getan, auch die Tür vorsichtshalber zugemacht, alles noch erledigt und zur Schule getrabt.
Als ich mittags nach Hause kam, tobte das Chaos im Haus.
Die Haustür stand offen und alle schrieen durcheinander.
"Hier sind noch welche, hierher schnell, nun gib mir mal den Fliegenpatscher - nimms Geschirrhandtuch! -
Ganz vorsichtig schlich ich rein, verschaffte mir einen Überblick, was nicht nötig war.
Die Maikäfer schwirrten im ganzen Haus herum.
Mein Gewissen machte mir zu schaffen - wie konnte das passieren - ich habe doch den Stein richtig draufgelegt.
Maria und Dieter, unsere Angestellten, stritten wie die Bürstenbinder. "Du warst in der Waschküche" beschuldigte Maria den Gesellen Dieter. "Nein, Du hast Wäsche runtergebracht" verteidigte sich Dieter.
Als sie mich sahen, gingen sie gemeinsam auf mich los - jetzt schritt aber der Meister ein. "Schluß jetzt".
Ganz zaghaft versuchte ich zu fragen, wer hat eigentlich die Tür aufgemacht?
Dieter schaute mich ganz verblüfft an, denn ich wußte, daß er öfters im Keller verschwand um sich eine "Kleinigkeit" aus dem Saure-Gurkenfaß zu holen.
Der mußte mich gesehen haben, als ich mit dem Kartönchen im Keller verschwunden bin und auch noch die Tür hinter mir geschlossen habe.
Vermutlich dachte er, daß ich dort etwas versteckte, was keiner wissen sollte.
Nach langem Reden gestand er dann - -
Und die Hühner kamen nach langer Jagd doch noch zu ihrem Käferschmaus.
Doch ab und an schnurrte noch ein Sumsemann um den Lampenschirm herum und Henne Ilse bekam sie zur Belohnung, weil sie ein ganz zahmes Hühnchen war und auf ihren Namen hörte.
mit summenden Grüßen
euer Moni-Finchen

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Kommentare (3)

finchen ...auch ich kenne die Juni-Käfer, auch das zur Genüge.
Doch bei uns waren sie nur ganz "selten" zu sehen, doch die Hühner freuten sich auch. Überhaupt alles, was sich an Krabbeltieren bewegte, das bekamen meine Hühner.
Der Bäckermeister, der später mein Stiefvater wurde, war immer stolz auf mich, daß ich mich so um die Hühner kümmerte.
Lieben Dank für Deinen Refrain - es tut richtig gut, wenn jemand die Kindheit nachvollziehen kann.
Mit ganz lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
Drachenmutter Ich kann immer nur staunen, wenn über Maikäferplagen geschrieben wird. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen einzigen Maikäfer gesehen, außer auf Bildern. Dabei hätte ich, als Maienmaid, so gerne wenigstens einen einzigen einmal gesehen.

LG,
woelfin
Traute Ja Maikäfer flieg brauchte da keiner mehr zu singen, sie flogen
Wir hatten welche in die Schule mitgenommen und ließen sie aus einer Zeitungstüte krabbeln, die ein Ritzchen zur Flucht hatte.
Um das Jahr 51 hatten wir in Hagenow eine Junikäferplage, solche Massen, dass wir sie mit den Besen von der Hausgiebelwand fegten, eimerweise, unglaublich.
Die Junikäfer sind wie Maikäfer nur bisschen kleiner und nicht so blank, eher wie ein bisschen bestäubt.
Wir nahmen sie als Schweinefutter.
Schön das Du mich immer wieder an Verschüttetes erinnerst. Es war unsere Zeit und der Beweis ist das es so war, wie Du erzählst, ich kann mich an die Situationen erinnern.
Mit nostalgischen Erinnerungsgrüßen,
Traute

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