Die Pension zur Taube (10.4.2022) Bild: Regentropfen (2021)


Die Pension zur Taube (10.4.2022) Bild: Regentropfen (2021)

Die Pension „Zur Taube“                                                                                                10.4.2022

Eines Tages war Stefano in der Arbeit, als die Polizei bei Nadja klingelte. Der Polizist kam mit Post aus dem Ghetto mit einem unbekannten Absender. Er brachte Nadja die Todesanzeige von Nadjas Mutter mit. Nadja wusste gar nicht, dass Leni in einem Altersheim gewesen war, bevor sie starb. Nadja war so geschockt, dass sie nicht mal weinen konnte. Sie bedankte sich artig bei dem Polizisten und setzte sich langsam hin. Als er wieder gegangen war, begannen die Hände von Nadja sehr unruhig zu zittern und sie fing haltlos an zu weinen. So fanden sie Mittags die 5 Kinder und Stefano vor, als sie aus der Schule und der Arbeit kamen.

Sie fragten sie, warum sie weine, sie zeigte ihnen nur stumm die Todesanzeige von ihrer Mutter Leni. Das verstanden alle und sie versuchten sie zu trösten. Stefano nahm sie in seine starken Arme und küsste sie. Da hörte sie auf zu weinen und sagte: „Habt ihr Lust, mit mir zu Mutters Grab zu fahren?“ Stefano fand das eine gute Idee und auch die Kinder waren vergnügt und freuten sich auf die Reise.

Am nächsten Morgen nahm Stefano Urlaub und sie fuhren los. Erst fuhren sie zu der Fähre, denn Mutter Leni hatte ihre alten Jahre im Seniorenheim Rosalie im Ghetto verbracht, nachdem der Grenzsoldat Pedro in Italien verstorben war. Sie fuhren mit der Fähre über den Fluss zu dem Seniorenheim Rosalie ins Ghetto. Dort angekommen, stiegen sie aus und liefen hinein, die Treppe hoch zum Pförtner.

An der Pforte öffnete ihnen ein Pförtner und fragte nach ihrem Begehr. Nadja sagte:  „Wir sind gekommen, weil Leni Hansen gestorben ist, die hier gewohnt hatte, und wir sind die nächsten Verwandten, die von ihr übrig geblieben sind.“ Der Pförtner sagte: „Schön, dass Sie kommen. Leni Hansen, ihre Mutter und Oma, ist in dem 5000 Seelen-Ort bei der katholischen Kirche begraben worden. Ich werde Sie dort hinbringen.“

Als sie dann endlich vor dem Grab von Leni standen, begann Nadja wieder mit den Armen an zu zittern und haltlos zu weinen. Stefano legte den Arm um sie und drückte sie. Auch die 5 Kinder schnieften traurig in ihre Taschentücher hinein, nur Stefano und der Pförtner weinten nicht.

 Plötzlich sagte der Pförtner: „Im Ort hat es eine kleine Pension, die von der Schwester von Pedro geführt werde. Pedro Lemero war der Grenzsoldat, der Leni aufgenommen hatte nach ihrem Gefängnisaufenthalt, weil Peter tot war. Wollen Sie nicht zu ihr gehen?“ Nadja schaute ihn dankbar an. Stefano ließ sie los und so setzte sich die kleine Schar gleich darauf in Bewegung. Als sie bei der Pension „Zur Taube“ ankamen, winkte ihnen der Pförtner zu und machte sich auf den Heimweg. Sie klingelten und eine kleine Frau mit schneeweißer Kittelschürze öffnete ihnen. Nadja fragte sie: „Kennen Sie eine Leni Hansen und einen Grenzsoldaten Pedro?“ Die Frau nickte und sprach: „Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr?“ Nadja sagte: „Wir sind die letzten Verwandten von Leni Hansen und kommen aus Italien.“ Sie zeigte ihr die Todesanzeige von Leni. Da wusste die alte Frau Bescheid und nahm Nadja herzlich in ihre mütterlichen Arme. Nadja wusste, dass sie in ihr eine neue Freundin gefunden hatte und so blieben sie dort bei ihr. Nadja und Stefano wurden auch Arbeiter in der kleinen Pension, die Kinder gingen dort zur Schule. Stefano kündigte seine Arbeit als Gärtner in Italien und blieb mit seiner Familie im Ghetto in der Pension. Die alte Frau hieß Amalia. Jeden Tag brachten Nadja und Amalia frische Blumen zu Pedros und Lenis Grab.

Als 10 Jahre vergangen waren, starb Amalia und wurde bei Leni und Pedro beigesetzt. Stefano und Nadja übernahmen die Pension „Zur Taube“ und wurden gute Wirtsleute, mit denen der ganze Ort sehr zufrieden war.

(Heidi Grünwedl)


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Kommentare (4)

Heidi Grünwedl

@Erika Wendzinski 

danke, für dein Herzchen...zu meinem Blog Artikel...

Lg. Heidi

Heidi Grünwedl

@manfred36   danke für dein Herzchen zu meinem Blog Artikel.

Lg. Heidi

Syrdal


Menschen brauchen einander, sie brauchen die enge Herzensbindung, auch über den Tod hinaus…
...weiß und kennt aus eigenem Erleben
Syrdal

Heidi Grünwedl

@Syrdal  gut, dass dich meine Geschichte persönlich anspricht. Das ist sehr wertvoll für mich. und danke für eure Herzchen...

@syrdal
@chris33

Lg. Heidi


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