Die Stunde Null: 8. Mai 1945


Die Stunde Null: 8. Mai 1945

Der Begriff Stunde Null wurde auf den 8. Mai 1945 und den frühesten Abschnitt der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich angewandt. (Entnommen von Google)
 
Liebe ST-ler*innen, an diesem 8. Mai 2019 möchte ich hier im Blog ein Buch vorstellen, das ich bereits 2006 auf meiner damaligen Seniorenhomepage vorgestellt hatte. Es handelt von der Nachkriegszeit kurz nach Beendigung des Krieges, eben auch von der „Stunde Null“, dem frühesten Abschnitt der unmittelbaren Nachkriegszeit:

  
Deutschland 1945: Alltag zwischen Krieg und Frieden in Berichten, Dokumenten und Bildern. Luchterhand Verlag, 1984
Herausgegeben von: Klaus-Jörg Ruhl

 
Es ist erstaunlich, dass bis zum Jahre 1984 es keine Bücher über diese Zeit in Deutschland gab, und der Herausgeber Klaus-Jörg Ruhl  mit seinen sorgfältigen Recherchen damals eine Lücke geschlossen hat. Gerne stelle ich nun meinen damaligen Blog hier noch einmal vor. Denn ist es ein Stück Zeitgeschichte, in welches viele von uns Senioren doch persönlich eingebunden sind! 
 
Im Mai 2019
 
 
Buch und Inhalt:
 
 
"Alltag 1945 - das war Tod, Verzweiflung, aber auch Überlebenswille und Hoffnung. Der Tod kam durch die alliieren Bomber, und er war ständiger Begleiter der Frauen, Kinder und alten Menschen, die vor der roten Armee nach dem Westen flohen. Verzweiflung machte sich unter den Überlebenden breit: Es gab immer weniger zu essen und immer weniger Wohnraum. Bei aller Trostlosigkeit blieb der Wille zu überleben, und da war die Hoffnung, daß es vielleicht besser werden könnte. Davon konnte aber keine Rede sein: Das Leben wurde von Monat zu Monat schwerer, die Entbehrungen größer und die Maßnahmen der Sieger fühlbarer. " (Von der Rückseite des Buchdeckels)
 
 
Meine damaligen Gedanken zum Buch:

Das daneben abgebildete Buch habe ich aus der Stadtbücherei ausgeliehen, wo ich hin und wieder in den Bücherregalen stöbere und dann auch gute Bücher finde und entleihe.  

Der Herausgeber des Buches hat die Zeit 1945 und danach durch sorgfältiges  Sammeln und Veröffentlichen authentischer Berichte eingefangen. 

Beim Lesen erinnerte ich mich auch wieder an eigene Erlebnisse oder Geschehnisse aus dieser Zeit. Entgegen der Auffassung etwa des Entwicklungspsychologen Piaget, der darlegt, dass es eine so weite Zurückerinnerung an die frühe Kindheit nicht geben kann, kann ich mich - im Mai 1945 gerade 3 Jahre alt geworden - sehr gut an einige Einzelheiten dieser und sogar noch zurückliegender Monate, die wir in Zügen, Flüchtlingslagern und Notunterkünften verbrachten, erinnern, wobei immer einzelne "Szenen" zur Erinnerung gelangen und sich darüber hinaus die Orte und Unterkünfte, in denen wir etwas länger blieben, sehr gut einprägten, und zwar so, dass ich heute noch etwa Teile eines Hauses, einen Berg, eine Dorfstraße, eine Kirche, eine Stube (in Bayern)  zu erinnern vermag. Lange Zeit konnte der Geruch irgendwo neu errichteter Holzbauzäune sofort eine Erinnerung an ein Flüchtlingslager hervorzaubern, in dem es offenbar ebensolche neuen Holzbauzäune oder soeben errichtete Holzbauten gegeben haben muss.

In den Mittelpunkt meines Denkens trat jetzt auch meine Familie; mein Vater, meine Mutter, meine Geschwister und meine Großmutter. Wie wenig habe ich in der Vergangenheit bewusst bedacht, wie außerordentlich schwer das damalige Leben für uns alle gewesen war! - Wobei, verglichen mit den Erlebnissen anderer Deutscher, vor allem auch deutscher Frauen,  unserer Familie gewissermaßen Schonung widerfahren war. 

Wie ist ein Gedenken möglich bei gleichzeitiger Versöhnung mit einem unter Umständen grausamen eigenen Erleben? Dies treibt die Kriegsgeneration sicherlich oft bis heute um. 
Es braucht alles seine Zeit. Als das Buch vor über 20 Jahren herauskam, hätte ich bestimmt nicht daran gedacht, mich näher mit dieser Zeit aus persönlicher Sicht zu beschäftigen. Es gab, vor allem auch beruflich, so viel völlig anderes zu denken und tun. Nun ist für mich die Zeit gekommen, mich mit der Kriegsvergangenheit gedanklich zu beschäftigen. Hierfür ist das Buch von Klaus-Jörg Ruhl eine gute Möglichkeit. 

Im Januar 2006
 
 
Über den Autor:
 
Klaus-Jörg Ruhl, der Herausgeber des Buches, 1945 in Meiningen/Thüringen geboren, ist Historiker und Publizist. 

Folgende Veröffentlichungen des Autors sind in dem vorliegenden Buch aufgeführt:

"Die Besatzer und die Deutschen. Amerikanische Zone 1945-1948"; "Brauner Alltag. 1933-1939 in Deutschland"; "Neubeginn und Restauration 1945 - 1949".


In Internet-Antiquariaten  konnte ich noch folgende Bücher von Klaus-Jörg Ruhl finden:   
                                                     

Der spanische Bürgerkrieg Eine Bibliographie Band 1: Die politische Geschichte des Krieges Literatur bericht u. Bibliographie Band 2: Der militärische Konflikt Band 22 + 26 Schriften der Bibliothek für Zeitgeschiche. 2 Bände Bernard & Graefe Verlag, 1982

Unsere verlorenen Jahre. Frauenalltag in Kriegs- und Nachkriegszeit 1939-1949 in Berichten, Dokumenten und Bildern  Luchterhand Verlag, 1985

Deutschland 1945: Alltag zwischen Krieg und Frieden in Berichten, Dokumenten und Bildern Luchterhand Verlag, 1984 (dabei handelt es sich um das hier vorgestellte Buch, d.V.)

Augsburg in alten und neuen Reisebeschreibungen
Droste Verlag, 1992
 
Kassel in alten und neuen Reisebeschreibungen
Mit 20 Abbildungen. Droste Verlag, 1991
 
Klaus-Jörg Ruhl, Laura Ibarra Garcia
Kleine Geschichte Mexikos. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart   Beck, 2000
 
 
 
Mehr zum Inhalt:
 
Das Buch ist inhaltlich außerordentlich vielfältig angelegt, so dass hier auf ein weiteres Eingehen der einzelnen Inhalte verzichtet werden muss.
 

Im Vorwort wird hervorgehoben, dass dieses Buch von 1984 den ersten (!) Versuch darstellt, auf folgende Fragen eine Antwort zu geben: "Wie war das damals, in der Endphase des Krieges, und dann in den ersten Monaten der Besatzungszeit. Wie erlebten die Deutschen den Alltag zwischen Krieg und Frieden? Vor welchen Problemen standen sie? Wie konnten sie so lange den Krieg ertragen? Was tat die Führung, um sie immer wieder zu motivieren? Was dachten die Deutschen, als die Feinde einmarschierten? Wie richteten sie ihr Leben in der neuen Zeit ein? Welche Sorgen und Nöte hatten sie unter den Besatzern?" (Aus dem Vorwort, S. 8 und 9 des Buches)

Die vielfältigen historischen Dokumente sind unter einem jeweiligen Hauptgedanken gesammelt und dargestellt. Diese bilden zugleich die Kapitel des Buches, in welchem sich auch 36 Abbildungen befinden. Der Herausgeber hat das Buch seinem Doktorvater, Andreas Hillgruber, zum 60. Geburtstag gewidmet. 
 
Inhalt

Vorwort

Warum stellt sich niemand auf die Straße und schreit genug, genug? (Deutschland Januar-März 1945)

Wir brauchen uns nichts mehr vorzumachen, der Krieg ist verloren! (Deutschland März-Mai 1945)

Nichts als Not, Kummer und schwere Entbehrungen"1945

Anmerkungen, Quellen- und Rechtennachweis
Erläuterungen zu den Abbildungen und Bildnachweis.

 
Dieses außerordentlich kenntnisreiche und eindringliche  Buch ist heute, im Mai 2019, bei booklooker für 95 Cent erhältlich!

 
Ich grüße Sie und wünsche einen schönen 8. Mai 2019

Angeli44Rose

 
Bild oben: Buchumschlag des vorgestellten Buches


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