Die Wandverkleidungen


Die Wandverkleidungen
Zwei Jahre war unser Haus schon alt, als meinem Mann die Wohnzimmertapete nicht mehr gefiel. Er wollte lieber die westliche Außenwand mit Klinkerriemchen verschönern. Das passte zwar zu dem eichenen Raumtrenner zum Esszimmer sowie zu dem

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rustikalen, schlossähnlichem Kaminofen – aber was sollte dann an die übrigen drei Wände?


Beim Verklinkern stellte er sehr schnell fest, dass der Fußboden nicht ganz so eben war, wie er vermutet hatte. Der Fliesenleger hatte dafür gesorgt, dass – sollte es uns einmal gelingen, versehentlich im Wohnzimmer Wasser zu verschütten – das Wasser zu einem leicht erreichbaren Mittelpunkt im Zimmer fließen würde, statt an den Raumwänden im Mauerwerk zu versickern.

Okay, da mussten dann ganz professionell aufs Feinste ausgerechnet Hilfsfäden gezogen werden, wie es die Maurer auch tun, die dafür sorgten, dass hier nun die Fugen zwar etwas unterschiedlich breit ausfielen, aber insgesamt der Klinkerwand das Aussehen verliehen, es sei alles ordentlich gerade gearbeitet.

Klar, das hatte ihm schon reichlich Frust verpasst, aber er hatte die Aufgabe bestens gelöst.

Währenddessen war ihm auch durch den Kopf gegangen, dass und wie er die übrigen Wände verschönern wollte: mit Rauputz! Das sollte zu der Klinkerwand und den Eichenbalken als Raumtrenner insgesamt einen rustikalen Touch ergeben.

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Er kaufte im Baumarkt ausreichend Grundmaterial für diese Arbeit, ignorierte aber die Werbung dazu, wo man den Interessenten riet, zuvor die Wände mit einem Haftgrund zu versehen. Warum – das wurde nicht erzählt. Auch mein Hinweis, vorsichtshalber doch diesen Haftgrund ebenfalls zu erwerben, wies er unwillig von sich. Was will meine Frau mir da aufschwatzen, die fällt doch nur auf Werbung herein!!

Nach zwei Tagen Arbeitspause ging er frisch ans Werk. Der nasse Rauputz ließ sich hervorragend auf die Wand auftragen – bis zu einer Höhe von anderthalb Metern! In einer kleinen Verschnaufpause überkam ihn das Entsetzen: der ganze sorgfältig aufgetragene „Matsch“ verabschiedete sich von seiner Wand und landete auf dem Fliesenboden!! Nach einer kurzen Erholungsphase von diesem Schock ging er zuversichtlich neu an die Arbeit. Aber auch der zweite Versuch war nicht von Erfolg gekrönt!

Wir – diesmal eher keine Helferlein – hatten uns vorsichtshalber ins Kinderzimmer verzogen, denn sein Zorn konnte manchmal recht heftig und ungerecht sein … Als ich auch noch vorschlug, vor dem dritten Versuch doch den Haftgrund noch zu holen, aufzutragen, rastete er vollends aus. Doch insgeheim fuhr ich einfach zum Baumarkt und holte diesen vermaledeiten Haftgrund.

Am folgenden Sonntag hatte er sich soweit wieder beruhigt, dass er einen neuen Versuch wagen wollte. Aber er war unschlüssig, denn er hatte ja keinen Haftgrund gekauft. Da ich den heimlich besorgt und im Keller vorrätig hielt, konnte ich ihm den dann anbieten, als er sich über das Für und Wider ausließ. Recht widerwillig und frustriert begann er einen Teil der Wand damit zu bekleistern. Anschließend erneut Rauputz drauf – und siehe da, auch nach zwei Metern Höhe rutschte kein Putz zurück auf den Boden!!

Dass er nun zufrieden und über seinen Erfolg glücklich war, durfte er sich ja nicht anmerken lassen. Aber an diesem Sonntag herrschte keine Krisenstimmung zuhause. Wir konnten uns so langsam wieder aus unserem „Versteck“ in seine Nähe wagen ...
 

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Kommentare (6)

Muscari

Ähnliche, aber harmlosere Erfahrungen habe ich auch schon mal gemacht.

Männer wollen einfach  IMMER  alles besser wissen. Von Frauen einen Rat anzunehmen, empfinden sie meist als unter ihrer Würde.
Es kommt aber vor, dass der weibliche Rat doch irgendwann stillschweigend in die Tat umgesetzt wird, aber ohne dass dies in irgendeiner Weise zugegeben wird.
Kluge Frauen nehmen dies meist wahr, ohne jedoch eine Bemerkung verlauten zu lassen. Stattdessen lachen sie sich heimlich ins Fäustchen.
Deine Haftgrund-Geschichte hat mich verständnisvoll schmunzeln lassen.
Andrea


 

nnamttor44

Solche, auch harmlosere Erfahrungen, liebe Andrea,

begleiteten mein Leben. Anfangs ließ er mich sogar wissen, ich solle doch mit ihm seinem Modelbau-Hobby frönen. Es war mein ursprünglicher Wunsch gewesen, Feinmechanikerin zu werden. Das war sein ursprünglicher Beruf. Damit hätte ich ein weiteres Gebiet zur steten Belehrung frei gegeben. Mir genügte es, viele Jahre einen Fahrlehrer an meiner Seite zu haben ...

Da war es meine gute Entscheidung, das abzulehnen. Wer weiß, was sich daraus noch entwickelt hätte.

Auch für Dich einen wissenden, schmunzelnden Gruß Zwinkern

Uschi

Syrdal


Blendendes Beispiel für feminine Weisheit...
...gibt unumwunden zu
mit haftgrundbefestigten Grüßen
Syrdal

nnamttor44

Mit dieser Einstellung, lieber Syrdal, bist Du - in meinen Augen - sicherlich eine rühmliche Ausnahme!!

Danke für's Lesen und Dein Zugeständnis ...

Uschi

Willy

Na ja - Mann sollte doch öfter auf seine Frau hören …
LG
W.

nnamttor44

Das, lieber Willy, ist aber eine der schwersten Übungen für viele Ehemänner ...!

LG Uschi


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