....in Danzig Anfang '43, wurde mein Cousin geboren und auch seine Eltern lebten dort und ein kleiner Hund, ein Scotch-Terrier namens Zissi. Man brach zur Flucht auf mit Kind und Kegel und traf zuerst bei uns bzw. Großeltern ein und wollte aber weiter nach Westen. Und Zissi blieb bei den Großeltern. Und bei mir, was sehr wichtig erschien. Zissi, selbst noch klein und unerfahren, durchstöberte sein neues Gebiet und fand die Betten sehr gut zum Verstecken. Unsere zwei Seelen hatten sich gefunden, Omi wetterte und Opa sah genüßlich zu, wenn wir beiden um die Wette tobten. Das alte Sofa in der Küche, welches Opa's Ruheplatz nach der Arbeit war, wurde zweckentfremdet und gehörte fortan Zissi und mir. Opa saß auf dem Küchenstuhl, legte seine beiden Fäuste aufeinander und die Stirn darauf und "schlief" sein Nickerchen. Ich fummelte ihm währendessen kleine Schleifchen in sein kurzes welliges Haar und Zissi sah gespannt vom Sofa aus zu. Kaum war ich wieder auf dem Sofa, schon hopste sie auf den Küchentisch und versuchte die Bändchen aus dem Haar zu ziehen. Opa "merkte" natürlich erst nichts, aber dann rutschten ihm die Hände weg und seine Stirn fiel mit einem Rums auf die Tischplatte und Zissi war weg - ich auch. Ab unters Sofa, da hatten wir uns sofort verstanden. Omi schimpfte und keifte, bis Opa dann den Kopf erhob und mit mächtiger Stimme seine Frau zur Ordnung rief. Dann war sie still und wir krochen wieder raus und Opa fing an zu lachen, aber schallend laut. Zissi in seinem schwarzen Fell sah aus wie eine graue Maus. Omi riß die Augen auf und versuchte den Hund zu putzen, was aber nicht gelang. Der war gleich wieder unter dem Sofa und Opa stand da, wie der Kaiser persönlich und erklärte seiner Frau, daß wohl der Hausputz unter dem Sofa auch mal gegeben war. Und dieser Satz: "oder soll ich sie auch noch unter die Betten schicken", der hat sich gehalten, bis in alle Ewigkeit.
Das Wort "Zissi" hat sie bis an ihr Lebensende nicht verkraftet. Und "Zissi, Wollmäuse fangen"
das war dann schon die oberste Gemeinheit.
Komischerweise konnte sie überhaupt nicht mit Tieren umgehen, obwohl sie in ihrer Familie damit aufgewachsen war. Dort gab es Hunde, Hühner und Katzen - ich kenne ja meine Urgroßmutter noch und dort war immer ein großer Hund.
Aber das Ende der Geschichte - Zissi bekam die Staupe und mußte eingeschläfert werden. Ein arger Verlust, aber anderes war wichtiger in dieser Zeit - wo steckt Elschen mit ihrer Familie.
Es ging alles glücklich aus.............

Gruß Finchen

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Kommentare (2)

finchen Ja, trotz allen Übels waren es die kleinen Dinge und Erlebnisse, die uns erfreuten. Eine schöne Kindheit hatten wir bestimmt nicht, aber auch das liegt im Auge des Betrachters. Das äußere Umfeld war nicht schön, aber in mir drin, war es schön. Und Zissi, die Wollmausfängerin, brachte nochmehr Schwung in den Laden. Es war schlimm, als es sie nicht mehr gab, aber als die großen Bombenangriffe begannen, war selbst ich froh, daß sie das nicht erleben brauchte.
Herzlichst
Moni-Finchen
Traute Das war wieder mal eine kleine nette Geschichte aus einer schweren Zeit.So hat die Familie es fertig gebracht mit Humor durch den Tag zu kommen.
An kostspielige Beschäftigungen wie heute Eltern und Kinder haben,war nicht zu denken. Aber man kam sich näher als Heute.
Mir hat die Erzählung sehr gut gefallen.
Spannend wie unsere Leben verschieden abliefen, zur gleichen Zeit.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute

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