die Zukunft ist ein Kind der Gegenwart


die Zukunft ist ein Kind der Gegenwart

Während meines Rehaaufenthaltes holte mich Uwe jeden Tag von der Klinik ab und wir unternahmen so einiges unter anderem auch folgendes:

Sonntag und keine Anwendungen in der Rehaklinik. Am Nachmittag holte Uwe mich ab und wir fuhren nach Einbeck.
Einbeck – bekannt über das Bier – aber hier gibt es noch mehr. Der PS-Speicher war ehemals ein grosser Getreidespeicher der mit viel Geld, Mühe und Liebe zu einem Museum um- und ausgebaut wurde.

Mit dem Fahrstuhl wurden wir in das oberste Stockwerk gebracht. Schon dieser Fahrstuhl ist etwas ganz besonderes. Mit ihm wurden die Exponate transportiert und ich konnte nicht glauben, dass ich mit dem Rollstuhl auch ein Exponat darstellte.
Die Anzeige für die einzelnen Stockwerke sind mit einer Zeitleiste gekennzeichnet. Es ist ein bisschen so wie in dem Film „Die Zeitmaschine“. Man fährt hier gewissermassen in die Vergangenheit und nicht in die Zukunft.
Dieses Transportmittel ist so gross und gemütlich mit 2 Sesseln, einem kleinen Tisch sowie einem Motorrad in einem gläsernen Schaukasten ausgestattet, dass man meint hinter der nächsten Tür kommt der eigentliche Fahrstuhl.
Die Führung begann:
Zuerst wird das Laufrad, dann das Hochrad gezeigt und erklärt, warum das vordere Rad immer grösser wurde. Denn bereits damals liebte der Mensch schon die Schnelligkeit.
An der Nabe des Vorderrades war das Tretlager montiert. Die größten Räder hatten einen Durchmesser von 2 m. Rechnet man die Oberkörperhaltung dazu kommt man auf ca. 3 m Abstand zum Boden. Eine enorme Höhe.

Die Tretkurbel war der Motor und es dauerte bis 1864 bis sich das Laufrad zur Urform des heutigen Fahrrads entwickelte.

Das Hochrad gilt als schnell, aber es ist schwierig zu fahren und seine Benutzung ist gefährlich. Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich das Fahrrad zum ersten Volksfahrzeug.

Die ersten motorisierten Fahrzeuge werden von Carl Benz und Gottlieb Daimler entwickelt. Benz baut das motorisierte Dreirad zu einem leichten Aujtomobil weiter.
Beide gelten als Väter des Automobilbaues. 1886 meldet Bentz das erste Benzinautomobil der Welt, ein motorisiertes Dreirad beim Reichspatentamt als „Benz Patent Motorwagen No. 1“ an und erntete viel Spott.
Die erste 104 km lange Fernfahrt legt seine Frau Bertha in knapp 13 Stunden zurück.

1886 baut Daimler in eine ursprünglich für seine Frau vorgesehene Kutsche den von Maybach entwickelten Motor ein.
Die Benz „Victoria“ kommt 1893 auf den Markt.
Das De Dion-Bouton-Dreirad wurde von 1897 bis 1904 gebaut und war leichter, einfacher zu fahren und unterhaltsgünstiger als jedes Automobil.
Auch der Katalog des Einbecker Versandhauses Stukenbrock von 1901 hatte das motorisierte Dreirad im Angebot…

Die Weiterentwicklung war nicht aufzuhalten, das Motorrad wurde fahrtauglich, denn die Hersteller kamen aus dem Fahrradbau und brachten reichliche Erfahrungen mit ein.
Zu den Pionierländern gehörten neben Deutschland auch Frankreich, Italien, England und die USA. Verschiedene Verbesserungen machten das Motorrad zu Beginn des 20. Jahrhunderts alltagstauglicher. So findet der Motor seinen festen Platz am Rahmen über dem Tretlager und das Vorderrad erhält eine Federung.
Die amerikanische Firma Indian ist bis zum 1. Weltkrieg der grösste Motorradhersteller. Indian sorgt mit Dreiganggetrieben, elektrischen Anlassern und elektrischer Beleichtung für Fortschritt in der Motorradtechnik.
Damals kostete ein kg. Brot 0,29 M – 1 Liter Vollmilch 0,20 M und 5 kg Kartoffeln ca. 0,45 M.
Der Wochenlohn eines Facharbeiters betrug ca. 36,92 M und ein Fahrrad kostete zu dieser Zeit 60,00 M. Ein Motorrad „Wanderer 1,5 PS“ kostete 744,00 M.

17 Millionen Tote, jahrelange Materialschlachten und Grabenkämpfe – der erste Weltkrieg gilt als Urkathastrophe des 20. Jahrhunderts. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen des verlorenen Krieges und die eigene soziale Not verbittern viele Menschen.
An ein Auto war nicht zu denken – auch Motorräder sind für viele unerschwinglich. Die Düsseldorfer Leichtmotorradmarke Snob machte bis Mitte der 1920er Jahre den Leichtmaschinen von DKW am meisten Konkurrenz.
Der erste Weltkrieg neigt sich dem Ende zu als das PAX-Zweirad entsteht. Ein rotierender Sternmotor im Hinterrad dient als Antrieb. Der Dreizylinder-Gegen-Umlaufmotor ist eine Kuriosität. Vom Pax-Zweirad wird nur ein einziges Exemplar gebaut. Das in diesem Museum ausgestellte Exemplar übersteht die Wirren des 20. Jahrhunderts und ist eine absolute Rarität.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die deutsche Motorradindustrie weltweit führend. In der Anschaffung und im Unterhalt unschlagbar kostengünstig wurden Mofas und nicht der vom Staat propagierte Volkswagen das wahre Volksfahrzeug. Die jährlichen Zulassungen stiegen von 1933 bis 1939 von knapp 8000 auf über 140.000. Der Automobilbau entwickelte sich weiter.1938 wurde das VW-Werk und die neu gegründete Stadt – heute Wolfsburg – gebaut. Unter dem Motto „5 Mark die Woche musst Du sparen, willst Du im eigenen Wagen fahren“ konnte man Sparverträge für einen Wagen abschliessen. Doch über 335.000 Sparer wurden bitter enttäuscht, denn diese Einlagen wanderten in den Bau des VW-Werkes das ab 1940 ausschliesslich Militärfahrzeuge herstellte.

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs bestimmten Fahrräder wieder das Strassenbild. Auch die Motorradproduktion ging zurück. Nach dem Krieg wurde in einem Keller eines Hauses ein Motorrad gefunden, welches der Besitzer heimlich dort in einem Hohlraum einmauerte um sein gutes Stück behalten zu können. Erst die Nachfahren fanden dieses Motorrad durch Zufall.
Nach dem Krieg waren Nutzfahrzeuge gefragt. Für einige Zeit waren Automobile mit Holzgasgeneratoren in Gebrauch.

Die BMW Isetta kam von 1955 bis 1962 auf den Markt und hier wurden in einem Raum passend dazu Möbel der damaligen Zeit gezeigt unter dem Slogan „Schöner Wohnen, erspartes schonen“. Die leichten Tische die klein auf drei Beinen da standen – die passenden leichten Stühle, Plastikbezogene Sitze und Rückenlehnen, Blumenständer die ebenfalls auf dünnen Beinen die Halterungen für Blumentöpfe und allerlei andere Dekorationen auf angebrachten Tabletts zeigten.
In den 60-er Jahren wird das Motorradfahren zu einer Randsportart – wer es sich leisten kann, steigt auf das Automobil um. Campermobile werden Statussymbole und in der DDR ,müssen Käufer auf einen verhältnismässig teuren Neuwagen bis zu 10 Jahre warten. 1968 kommt auf 5 Bundesbürger bereits ein PKW. Und hier ist dann auch ein Schwimmfähiger PKW ausgestellt.
Mit dem Beginn des Massentourismus Ende der 50-er Jahre steigt die Zahl der Wohnwagenzulassungen.
An einer Wand sind die ganzen Sicherheitsdetails aufgelistet, die bei einem Motorrad aus dieser Zeit unabdingbar waren.
Der Borgward Isabella gebaut von 1957 bis 1959 zu einem Preis von 9.950,-- DM ist ausgestellt . Diese Mittelklasselimousine besetzte eine Marktnische, die später von BMW ausgefüllt wird.

Eine Tanksäule war ebenfalls aufgebaut – Shell Gasoline – es gab nur eine Benzinsorte Super. Im nächsten Abschnitt sah man einen Roller für Erwachsene – ähnlich den Segways – kleine Autos für eine oder zwei Personen, die ohne Kofferraum konstruiert waren. Daneben dann grosse schwere „Staatskarossen“
Von der Vielzahl der Motorräder und der Autos könnte ich noch sehr viel schreiben, aber ich befürchte dass diese Beschreibung hier schon viel zu viel ist.
 


Anzeige

Kommentare (1)

Manfred36

Ich habe mal einen Blog darüber geschrieben:

Meine erste Maschine:


Sie wurde in meinem Geburtsjahr 1936 gebaut (oben), Zweitakt, Handschaltung, 200 cm³ Hubraum, der Rücksitz, wie der Vordersitz beschaffen, hoch über dem Hinterrad mit hohem Metall-Haltegriff. Mein Vater konnte sie kaum nutzen; er musste 1939 in den Krieg und kam erst 10 Jahre danach wieder zurück. Mein Bruder (15) und ich (9 )bauten die Maschine vollkommen auseinander und versteckten die Teile unter dem Heu.
Als später die Luft rein war, wurde sie mit Hilfe eines benachbarten Mechanikerlehrlings wieder zusammengebaut.
Als ich mit 15 meinen Führerschein machte, fragte mich der Fahrlehrer vor der praktischen Prüfung „Kannst du auch fahren?“. Die Mädchen fuhren gerne mit, saßen aber hoch und weit hinter mir (im Bild leider demontiert), kein Koala-Effekt möglich. Beim TÜV wurde dieser Rücksitz schließlich beanstandet (hoher Haltebügel = hervorstehendes Teil). Ich montierte ihn ab und schaffte es später, den Haltebügel ganz wegzulassen und den Sitz näher an mich heranzurücken: die Mädchen konnten mir „die Hand auf die Schulter“ legen wie in der Polonese Blankenese, sahen aber immer noch über meinen Kopf weg.

 


Anzeige