Donnerstag 11.1.


Wir sitzen im Hotel des Restaurants beim Frühstück und fragen den Ober nach der Bestellung ob man ein Taxi mieten kann um nach Shkoder zu fahren. Einiges interessantes anzusehen. Der Ober schüttelt zweifelnd den Kopf. Wir sehen dann, dass zwei junge Frauen schnell den Raum verlassen und frühstücken weiter. Auf einmal steht eine der jüngeren Frauen an unserem Tisch  und bietet uns einen privaten Taxifahrer für den Tag zu einer Sightseeing Tour an. Sie würde mitkommen und das wäre kostenlos. Der Taxifahrer würde ca 20 Euro den Tag kosten. Wir bitten um eine kurze Zeit, damit wir uns fertig machen können für die Fahrt.

Dann geht es los. Der Fahrer fragt nach dem Ziel, die junge Frau übersetzt und wir fahren los nach Shkoder. Es gibt dort eine Burg, die zuerst angesteuert wird. Ein sehr ausgeglichener und umsichtiger Fahrer. Wir kommen zur Burg, bezahlen den Eintritt für vier Personen. Der Blick weit über die Stadt, die ganze Gegend ist atemberaubend. Alte Gemäuer mit grossen Steinen die Wege ausgelegt. Tafeln die einiges auf englisch erklären. In dieser Burg ist  ein Museum untergebracht. Hier werden Stücke aus der Geschichte ausgestellt. Von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Alte Münzen, Steinfragmente mit Verzierungen, Äxte und alles unter Glas ohne größere Sicherheitsmassnahmen. Geschnitzte Stühle, ein schwerer Tisch mit einer herrlichen Mosaikplatte. Es sieht fast so aus, wie die Tischrunde von Artus. Von der Decke hängt ein grosser runder eiserner Kandelaber. Eine schöne Figur in Stein gemeißelt oder  gegossen, die plastisch auf einer grossen Platte zu sehen ist. Die Bilder an den Wänden und die dazugehörigen kleinen Plakate erzählen von der wechselhaften Geschichte. In der Burg wird auch ein kleines Kaffee betrieben und wir setzen uns in einen Raum von dem wir einen grossartigen Ausblick haben. Trotz Regen ist  so viel zu sehen, dass man nicht weiss, was man zuerst anschauen möchte. In einem Nebenraum ein arabischer Tisch mit niedrigen Sitzmöglichkeiten und einer Wasserpfeife. Dicke Kissen auf den Bänken, die einfach um die Wand laufen.

Es regnet leicht, als wir die Burg wieder verlassen. Von oben sieht man zwei Flüsse, die sich bei Shkoder vereinen. Ein grosser Teil der angrenzenden Auen sind überflutet. Wir sehen einen Deich der das Wasser von den Häusern abhält. Als wir das Auto in der Stadt verlassen, werden wir von einem Muezzin “begrüßt" der seine Melodie von Turm erklingen lässt. Der Orient hat uns begrüßt. Ein Markt, wie man ihn selten sieht. Obst, Gemüse alle möglichen Daten werden haufenweise angeboten. Ich mach heute Fotos und dann holt der Fahrer eine uns unbekannte Frucht, die wir probieren sollen. Ein anderer Markt, bei welchem nur die Einheimischen einkaufen. Man kommt sich wie in einem orientalischen Basar vor. Stand an Stand mit allem, was das Herz begehrt. Kleidung, Schminksachen, Schmuck im Übermass. Die junge Frau die uns begleitet ist so hilfsbereit und nett, dass wir beschliessen ihr bei einem Schmuckhändler eine Kleinigkeit zu kaufen. Sie sträubt sich, aber wir lassen nicht nach und sie entschließt sich für ein Armband. Wir werden vom Taxifahrer auf einen Kaffee eingeladen.

Ein einheimisches Kaffee - wir sitzen in einer Art Wintergarten im ersten Stock eines Gebäudes und schauen auf eine Fussgängerzone. Dies soll der schönste Teil Shkoders  sein. Wir unterhalten uns im Wagen nicht nur über  Kultur, Ausbildungen, Arbeit sondern alles mögliche und wir fragen auch nach einem Petshop (Fressnapf) wegen Katzenstreu oder ähnlichem. Gibt es hier aber nicht. Auf die fragenden Blicke erklären wir, dass wir Einstreu oder auch Sägemehl für die Trockentoilette benötigen. Und das auf Englisch!!!! als das nicht begriffen wird, schlage ich in meinem Übersetzungsprogramm nach was Holzspäne, Sägemehl auf Albanisch heisst.  Während der Rückfahrt erfahren wir, dass die junge Frau erst sehr kurzfristig in dem neu erbauten Hotel angestellt ist und dass wir Testpersonen sind. Testpersonen um festzustellen , ob man solche Sightseeing Touren anbieten kann, wie lange verschiedene Besichtigungen dauern und dergleichen mehr.
Auf einmal hält der Fahrer vor einer Schreinerei, wir steigen aus und folgen ihm. Er  fragt den Eigentümer etwas - wir deuten auf einen Stoß  Sägespäne und nach einem kurzen Wortwechsel und viel lachen holt der Fahrer eine grosse Plastiktüte. Diese wird halb mit Sägespäne gefüllt. Wir lassen uns von diesem Schreinereibesitzer die Telefonnummer geben, da wir über die fertig gestellten Stücke - Türen, Stühle, Bettgestelle begeistert sind. Ein Gesprächspartner für Uwe wegen dem Tinyhouseaufbau. Zurück  beim Hotel und dem Caravan gehen wir ins Hotel. Der Fahrer verlangte 20 € aber er hat sich aus unserer Sicht sehr viel mehr verdient. Und das geben wir ihm. Auch die junge Frau erhält einen kleinen  Obulus, den sie nicht annehmen will. Im Gegenzug lädt uns der Fahrer ein, eine Pizza mit ihm im Hotelrestaurant zu essen. Vorher zeigt er uns aber noch die grosse Hotelküche, die angrenzenden Räume, die bereits für eine Hochzeit dekoriert sind. Alles in elegantem weiss. Wunderschön anzusehen. Die Frau unseres Taxifahrers arbeitet auch in dem Hotel und wird uns vorgestellt. Der Restaurantbesitzer kommt dazu und auch mit ihm haben wir interessante Gespräche über die verschiedenen Kulturen. Offensichtlich ist er als Gastarbeiter in Italien über viele Jahre zu Geld bekommen und baut sich für seine Familie hier eine Existenz auf. Wir entscheiden uns dann für ein Stück Schokoladenkuchen und anschliessend für ein Stück Pizza. Ich lege mein Handy mit dem Aufladekabel auf den Tisch und der Ober nimmt es ohne ein weiteres Wort und hängt es an die Steckdose. Mein Tablet wird ebenfalls bei einer Steckdose im Restaurant aufgeladen. Und während sich der Fahrer nochmals unter vielen Dankesbezeugungen verabschiedet, nimmt Uwe eine Auszeit.

Ich bestelle mir einen trockenen roten Wein, schreibe das Tagebuch und sehe, wie sich das helle Tageslicht langsam verabschiedet. Auf diesem Platz am Hotel kann man ganz beruhigt im Caravan schlafen. Es gibt einen privaten  Wachdienst auch in der Nacht. Die Einfahrt wird mit einem Tor verschlossen. Einen besseren Platz hätten wir niemals finden können. Und als wir unsere künftige Fahrtroute erläutern, werden wir über die besseren Möglichkeiten aufgeklärt. Die Angestellten interessieren sich sehr für unsere bereits gefahrene Route und fragen, warum wir nicht länger bleiben wollen. Albanien wäre doch auch schön. Alles in allem ein wunderschöner Tag trotz ständigem leichten Regen.
 


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