Drei Länder


Dienstag 30.1.

Drei Länder

Heute morgen haben wir ausgeschlafen, nachdem wir gestern noch lange über den Karten sassen. Wir rechneten mit Gas, Gasflaschen, Verbrauch und mit Elektrizität, diskutieren auch über meine gesundheitlichen Einschränkungen. Das Sacralgelenk machte mir sehr zu schaffen - einen Teil der Schmerztabletten habe ich schon verbraucht. Der letzte Stand war, dass wir nach Dubrovnik fahren, die Fahrräder abholen, Gasflaschen füllen und direkt nach Hause fahren.

Das Frühstück nahmen wir im Gardenland Resort ein und hier passierte das nächste Malheur. Ich biss in ein kleines Brötchen, es knirschte und ich hatte nicht nur eine obere Prothese im Mund sondern zwei Teile in der Hand. Kleber habe ich natürlich nicht dabei, warum auch ich habe schliesslich Implantate. So ein Mist!!

Wir unterhielten uns mit dem Ober und erfuhren wieder einiges über Ausbildung und Kosten sowie über Korruption. Der Ober hatte auf Lehramt studiert bestand auch das erste Staatsexamen  wurde dann von seinem Professor kurz vor dem zweiten Staatsexamen nicht zugelassen, da er ihm die geforderte Summe nicht bezahlen konnte. Also arbeitet er jetzt als Ober. Saida erzählte mir ähnliches. Sie studierte aber um dann einen Ausbildungsplatz zu bekommen muss man viel Geld bezahlen. Sie machte dann ein weiteres Studium, anschliessend ein kurzes Praktikum und arbeitet jetzt erst seit kurzer Zeit. Korruption soll laut Aufklebern und Schildern an den Grenzstationen bekämpft werden, aber das Gegenteil ist der Fall.

Gegen halb zehn Uhr verabschiedeten wir uns und der Besitzer des Gardenland Resort warnte uns noch vor den schlechten Strassen, wünschte eine gesunde Heimkehr und gute Fahrt. Er gab uns Tipps für bessere Wege - aber Uwe kennt sich ja dort schon aus.

Dann legte Uwe los….Buschat liegt südlich von Shkoder. Albanien zieht sich noch bis zur Grenze ziemlich hin bevor sich Montenegro und danach Bosnien/Herzegowina anschliesst.
Durres war die nächste grosse Stadt. In Albanien werden Distanzen anders gemessen. Eine Entfernung von, sagen wir 500 km, ist in Deutschland schnell überwunden. In Albanien rechnet man mit einem Durchschnitt von 30 km pro Stunde - mehr geht nicht aufgrund der Strassen und Wege. Nicht nur Schlaglöcher, unbefestigte Seitenstreifen, auch die diversen Verkehrsteilnehmer spielen eine nicht unerhebliche Rolle.
Bei einer Baustelle machten wir halt, weil Uwe eine Idee für seinen eigenen Balkon hat. Er möchte die Balkonbrüstung mit weissen Gipssäulen griechischer Art bauen. Uwe sprach mit dem Meister, doch leider konnte er seine Idee nicht umsetzen. Er müsste sich die Form und die Verschalung selber bauen um das Gitter in Einzelteilen zu giessen.

Wir nahmen diesmal die bessere Hauptverbindungsstrasse. Die Grenzabfertigung von Albanien nach Montenegro ein Geduldsspiel. Schon sehr lange vor der Grenzabfertigung standen rechts und links der Strasse Lastwagen an Lastwagen, sodass in der Mitte der Strasse kaum ein Durchkommen für nur ein Auto war. Erst als wir näher an die Grenze kamen sahen wir den Grund dieser Behinderung. Der ganze Grenzübergang eine Baustelle - es war nur eine einzige Fahrspur geöffnet. Und auch diese war nicht geteert, die Autos mussten auf festgestampfte Erde ausweichen. Ein Beamter winkte Uwe so weit an den Rand, dass er nicht mehr weiter fahren konnte, da hier eine höhere Steinbegrenzung ein weiteres Ausweichen unmöglich machte. Uwe musste erst etwas zurücksetzen, als es weiterging. Dazu stieg ich aber aus um ihm anzuzeigen ob noch Platz genug für den Caravan ist. Der nachfolgende Lastwagenfahrer sah mich aussteigen und dann begriff er,dass sein Autospiegel in Gefahr sein könnte und klappte ihn ein.

Schritttempo bis zum Schlagbaum immer dann, wenn wieder ein Wagen abgefertigt war.
Endlich Montenegro. Wir hatten uns eine Pause verdient. Mittagessen war angesagt und anschliessend kauften wir in einem grossen Supermarkt ein. Nach dem verlassen des Supermarktes wurde Uwe von einem jungen Familienvater vor dem Caravan angesprochen. “Willkommen in Montenegro", woher wir kämen, wohin wir wollten, warum wir nicht länger in seinem schönen Land bleiben. Man stelle sich nur vor wir würden fremde Autofahrer auf einem Supermarktparkplatz willkommen heissen!

Feigen die ich kaufen wollte gab es nicht mehr, aber jetzt hatte ich Zahnkleber, ein Problem gelöst. Also weiter. Podgoritza die Hauptstadt und weiter nach Niksic. Die Strassen, die vielen Kurven und die ungenauen Karten vom ADAC ich hatte ständig beides im Blick.
Ich schaute mir die weitere Strecke im Navi an und sah, dass wir ein Stück durch Bosnien/Herzegowina fahren mussten. Gleich war bei mir wieder die Befürchtung was wir machen sollen, wenn uns diesmal wieder die Durchfahrt verweigert wird. Die fehlende Greencard für den Caravan wäre mit Sicherheit wieder eine Begründung. Und ob das Büro für den Kauf eines Permits noch offen wäre stand ebenso in den Sternen.

Die Strasse zog sich hin, dann auf einmal ohne Vorankündigung die nächste Grenzstation. Montenegro Ausreise kein Problem. Bosnien/Herzegowina Einreise: Uwe steigt aus, gibt dem Beamten die Papiere. Der fragt nach der Greencard für den Caravan. Uwe zuckt verneinend mit den Schultern, der zweite Beamte sagt etwas und deutet seinem Kollegen an, dass er den Stempel in den Pass machen soll. Uwe bekommt die Papiere zurück, wir können weiter fahren. Als Uwe im Auto sitzt meint er:” ich könnte dem Grenzer eine Orange schenken so habe ich mich gefreut, dass wir fahren durften!” und ich habe die ganze Zeit gebetet.

Bosnien - ärmliche Häuser, heruntergekommen. Nichts ist im Aufbau in diesem Gebiet. Vieles verkommt, sieht trostlos aus. Und immer noch fährt Uwe weiter, obwohl es schon später Nachmittag ist.
 


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