Drei Tage Lausitz

Am Samstag waren wir mit unseren Freunden von Feierabend.de in Grünberg in Polen. Ein Besuch zu einem Weinfest.

1.Tag „Berlin – Niesky“
Und am Sonntag fuhren wir Beiden schon wieder los. Mit dem Auto zogen wir nach Süden. Das erste Ziel war einfach nur erst einmal die Grenze nach Polen bei Muskau an der Lausitzer Neiße zum Tanken. Das lohnt sich schon bei einem Kurs von 1Euro = 4 Sloty, wenn in der Mark der Liter 1,42 Euro kostet, hinter der Grenze nur 1,21 Euro.

Die Neiße führte noch ganz schön Wasser. An den niedrig liegenden Häusern konnte man vom letzten Hochasser noch Ränder am Mauerwerk sehen. Überall sah man zusammengeschobenes, vom Wasser mitgeschleiftes Geröll. Den Besuch des Parks ließen wir dieses Mal aus, hat doch das Wasser dort auch reichlich Schaden angerichtet.

Am Nachmittag erreichten wir unser Tagesziel, hatten zuvor Cottbus schwach tangiert (auch dort war das Wasser gewaltig gewesen), wir landeten an Spatzens Geburtshaus in Niesky. Dort konnte das Wasser nicht so hoch hinauf. Am Abend wurde mit der Familie bei Wein und Krapfen gefeiert. Da wir ja nicht zur Arbeit, die Familie aber recht früh aus den Federn mussten, war auch bald „Sendeschluß“.

Und es regnete. Das Regenwasser gluckerte die Dachrinne entlang.

2.Tag „Niesky - Oybin“
Der Montag begrüßte uns trübsinnig. Wir packten unsere Reisesachen zusammen und los ging es nach Süden in die Oberlausitz. Immer wieder Regenschauer. Wir ließen uns nicht davon beeindrucken. Wir umfuhren Görlitz – das sollte uns dieses Mal keine Zeit kosten.

So kamen wir in Ostritz an der Neiße an. Ein Wiedersehen. Oh hatte hier das Wasser gewütet. Der Bahnhof liegt am Polnischen Ufer, die Brücke ist gesperrt, hatte da die Neiße sich ganz kräftig über das Hindernis mokiert. Man erzählte uns, dass die Neiße auf Polnischer Seite ganze Teile der Bahnstrecke weggerissen und verdreht hat. Die tief liegenden Gebäude des Ortes zeigten gut zwei Meter hohe Wasserspuren im Verputz. Überall war Treibgut und notwendiger Weise ausgesonderter Hausrat zusammengetragen. Man war dabei die Kanalisation wieder zu reinigen.

Weiter ging es zum Kloster Marienthal, das auch vom Hochwasser mitgenommen war. Und dabei hatte man die Renovierungsarbeiten gerade abgeschlossen. Hier war man sehr eifrig und intensiv mit der Beseitigung der frischen Schäden beschäftigt.

Marienthal ist eine Station auf der Via Sacra. Auf ihr fuhren wir weiter nach Süden, landeten in Zittau. Das Wetter meinte es gar nicht gut mit uns. Wir passten nicht unter einen Schirm, also wurde ein zweiter gekauft. Wir hielten uns nicht lange im Stadtkern auf, fuhren hinab zum Bahnhof. Dort stellten wir das Auto ab und gingen hinüber zum Bahnhof der Zittauer Schmalspurbahn. Der Regen hatte nachgelassen.

Ein Zug schleppte uns so mit 15 bis 25 km/h hinein ins Zittauer Gebirge. Eine Freude auch bei Regen, draußen auf der Plattform zu stehen und das Gezockele des Zuges zu erleben, zuzusehen wie der ausgestoßene Wasserdampf der schnaufenden Dampflok sich in den Baumwipfeln verfing.

In Bertsdorf angekommen, konnten Fahrgäste nach Johnsdorf in den auf dem Nebengleis bereitstehenden Zug umsteigen, unser Zug setzte sich ganz, ganz kurz nach dem Anrollen des Johnsdorfers auch in Bewegung. Während der Johnsdorfer nach rechts abbog, schnaufte unsere Lok nach links am Stellwerk vorbei mit unserem Zug davon. Es ging stärker bergan. Die Strecke schlängelte sich hin bis zum Kurort Oybin. Wunderschön, so mit mäßigem Tempo durch die Landschaft zu rollen.

Und dann ging dem Zug das Gleis aus, wir durften in Oybin aussteigen. Zuerst fragten wir nach einer Bleibe, wollten wir doch nicht wieder zurück nach Zittau. Und rüber nach Johnsdorf, wo dem anderen Zug das Gleis ausgeht, wollten wir nicht. Dazu war es trotz möglicher Regenfälle und in Wolken eingetauchter Berge zu schön. Wir bekamen eine nette, private Bleibe, und er Vermieter holte uns mit seinem Auto vom Bahnhof ab.

Des Reisegepäcks entledigt pilgerten wir hinunter zum Ortskern. Unsere Kameras fanden auch hier keine Ruhepause. Wir ließen uns vom „Oybiner Gebirgsexpress“ (Traktor mit Personenwagen-Anhänger) durch den Wald hinauf zu den Felsen fahren. Viel höher sind wir dann auch nicht mehr geklettert, und reichten die Blicke hinab ins Tal. Auch da oben am Tor zur Burg und Klosterruine wies uns ein kleines Schild darauf hin, dass wir uns auf der Via Sacra befanden.

Nach einem Essen (musste doch endlich mal wie ein Mittagessen fungieren) hat uns die so schön unter den Felsen ruhende Kirche zu sich hinauf eingeladen. Kannst du dir vorstellen, wie ein Gottesdienst verläuft, wenn du zum Altar hinunter und über die Köpfe der vor dir sitzenden Gläubigen schauen kannst?

Danach sind wir gemütlich durch den Park im Tal bergauf zu unserer Bleibe spaziert. Wir und unsere Schirme blieben einigermaßen trocken.

3.Tag „Oybin - Niesky“
Am nächsten Morgen empfing uns ein freundlich gedeckter Frühstückstisch. Nach dem Abschiednehmen von der Hausfrau brachte uns der Vermieter zur Bushaltestelle. Noch einmal Blicke rundum. Das Wetter wusste noch nicht, wie es sich uns zeigen wollte. Der Bus brachte uns mit vielen Hin- und Herfahrten nach Zittau zurück. Wir hatten es eilig, zum Auto zurückzukehren, es stand doch da alleine auf dem Bahnhofsgelände.

Aber die Sorge war unnötig: nichts passiert, das Auto gesund und unversehrt aufgeweckt. Es durfte uns damit auch in die Altstadt bringen. Nur war nun das Wetter sehr ungehalten: Regen.

Nach einigen Schritten hin und her fuhren wir zur Kirche zum Heiligen Kreuz. Der Kirchhof empfing uns mit vielen alten Grabmäler, Grabsteinen und Gruften.
Das Besondere aber solltest du besuchen:
das im Chor der Kirche aufgestellte „Große Zittauer Fastentuch“ (1472 gestiftet). Wir wollten es schon vor zwei Jahren besuchen, dieses Mal waren wir da. Und wieder begegnen wir der Via Sacra, die hier in Zittau ihren Mittelpunkt hat. Als wir weiterfahren wollten, setzte wieder kräftiger Regen ein.
Uns blieb noch Johnsdorf offen. Also ging es über Olbersdorf und Bertsdorf (das kannten wir doch von Bahn und Bus her) wieder südwärts. Zu schade, dass es dauernd regnete. Zum Knipsen konnte man nicht aussteigen, so musste man im Wettstreit mit dem Scheibenwischer versuchen, einige der schmucken „Umgebindehäuser“ einzufangen.

In Johnsdorf bogen wir rechts ab zum Schmetterlingshaus. Das Haus hatte unter dem Hochwasser schwer gelitten. So schlängelten sich im Erdgeschoss Schläuche zu Trocknergeräten. Man bat um Verständnis. Aber die kreisrunde, überdachte Arena bot ein Biosphärenreservat, in dem sich ein Aquarium befand und eine große Halle, in der viele vielfarbige Schmetterlinge herum tänzelten.

Anfangs war es ganz still in der Halle, bis schließlich eine Schulklasse aus Polen oder der Tschechei herein kam und es nun recht lebhaft zuging. Man konnte erleben, wie einige Schüler und Schülerinnen von den Schmetterlingen Besuch bekamen, andere recht scheu den kleinen Lebewesen auswichen. Nach einem Pott Kaffee setzten wir im Regen unsere Reise fort.

Schon wegen der Umgebindehäuser sind wir hinüber nach Waltersdorf und dann nach Großschönau gefahren. Dort ging es ins Tschechische nach Varnsdorf und bald danach ohne Halt zurück nach Deutschland, nach Seifhennersdorf. In Neugersdorf suchten wir nach der Spreequelle, fuhren die Spreestraße entlang, fanden ein Einkaufzentrum „Zur Spreequelle“, aber die wirkliche Quelle lag weiter ab bei einem Teich – wir gaben die Suche auf – es regnete zu sehr, kein einladendes Fotolicht.

Wir wollten zurück nach Niesky, hatte es doch so kaum Wert, irgendetwas Interessantes aufzusuchen. Zum Beispiel wäre doch auch Herrnhut zu besuchen interessant gewesen. Wir nahmen also Kurs auf Löbau. In und um Löbau hatte das Wasser auch gewütet. Wir kamen durch Umleitungen vom ordentlichen Weg ab. Uns half (weil wir kein GPS mitführten) nur die schon in Zittau beschaffte 1:50.000-Karte auf den Weg nach Nordost.
Da gab es doch auf dem Weg noch ein weißes Schloss: in Krobnitz! Also von der B6 abzweigen, nach Zoblitz, Gosswitz passieren, bei Schöps die Straße Weissenberg – Reichenbach überqueren, durch Meuselwitz vorbei an der Gruft von Roon kommst du zum weißen Schloss von Krobnitz.

Wir machten zwischen zwei Regenpausen ein paar Aufnahmen. Und weiter ging’s. Wir unterquerten die A4 und hatten nun nur noch 15 km bis nach Niesky. Noch einen Einkauf für die kommenden Tage und dann ins Trockene. In Ermangelung eines Computers ließen wir unsere Foto-Ausbeute auf den Diplays der Cameras Revue passieren. Alt sind wir an dem Abend nicht mehr geworden.

4.Tag „Niesky - Berlin“
Die Wettervorhersage bot nichts an, was uns zum Verbleib in Niesky hätte verleiten können. Wir sammelten unsere Siebensachen ein und gondelten los in Richtung Berlin, also nach Hause. Wir verließen in Rietschen die Bundesstraße 115, lenkten nach Boxberg in der Oberlausitz, fuhren durch das riesige Truppenübungsgelände hin zum Findlingspark Nochten im Abbaugebiet der Braunkohle.

Was uns da erwartete da neben dem Braunkohle-Kraftwerk Boxberg war einmalig. Das Kraftwerk dampfte aus seinen Kondenser-Türmen in den plötzlich aufgerissenen Wolkenhimmel, die Sonne fand Platz am blauen Himmel. Dieser Findlingspark daneben zeigte neben verschiedenen nordischen Nadelgehölzen auch eine Vielfalt von Heidekraut und Karstpflanzen zwischen Felsbrocken und kleinen Steinen alles, was beim Abbau der Braunkohle zu Tage gefördert wurde. Man hat einen Berg aufgeschüttet und da herum lauter „Inseln“ mit Bewuchs gebildet. Auch einen Teich gibt es auf dem Gelände, da waren zwei Frauen damit beschäftigt, die Wasserpflanzen abzumähen. Woanders war ein älterer Herr damit beschäftigt, Abflussrinnen aus Quadersteinen zu pflastern.

Wir bestiegen den Berg „Feldzeichen“ – wenn man das ohne Gruppenhast tut, kommt man nicht aus der Puste. Wunderschöne Kontraste bildeten sich.

Die Kamera holte die Bergbaugeräte aus der Ferne herbei, auch die anderen Kraftwerke, die mit Braunkohle gefüttert werden, konnte man an ihren Kondenser-Fahnen erkennen. Irgendwann – eine Kamera hatte keine Batterie-Ladung mehr und die mitgeführten Reserve-Batterien waren auch schon verbraucht – und auch wurde es wirklich Zeit an die Heimfahrt zu denken – hieß es Abschied nehmen.

Schnell noch vorbei in Hornow bei Felicitas Schokoladenfabrik.
Und noch fix zur Spremberg-Talsperre – im Wald „endlich“ auch noch Pilze eingesammelt.
Rüber nach Weißwasser, bei Muskau wieder zum Tanken nach Polen.
Wieder zur B115. Rauf auf die Autobahn und nix wie heim.

Die Bild- und Film-Ausbeute ist trotz oder mit dem hässlichen Wetter enorm. Und schon träumen wir von einer weiteren, intensiven Fahrt durch Lausitz und Zittauer Gebirge – ruhig ohne besondere Planung – eine preiswerte Bleibe finden wir doch immer, wenn wir uns rechtzeitig vor Ort drum kümmern.
ortwin

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Kommentare (2)

ortwin Wir hetzen nicht von A nach B. Nein, ein vages Fernziel, und dann lassen wir die PS laufen. Wir werden gebremst, wenn ein Stau, eine Umleitung, ein Hindernis da quer steht. Und da wird geschaut, was man da noch erheischen kann. So gegen 15 bis 17 Uhr laufen wir die örtliche Info an, lassen uns eine Bleibe anbieten. Dann werden am Ziel die Rösser ausgespannt und das restliche Tageslicht zum Einfangen der Schönheiten vor Ort genutzt.
Nie gab es Probleme dabei. Die Zeit zu kurz? Uns hat es immer gereicht.
Zu Hause wurde dann das Mitgebrachte aufbereitet. Wir sind glücklich. Glücklich auch über die GigaBytes an Bildern - wir können Kalender stricken. Wir erleben zu Hause alles noch einmal, mit allen Kleinigkeiten.
Und wenn wir dann die Reisekosten abrechnen: wir sind erstaunt, mit wie wenig wir doch ausgekommen sind, das opulente Mal und die Fahrtkosten eingschlossen.
Drei bis vier Tage!

ortwin
omasigi eure Reise.
Jeden Tag ein anderes Ziel. Ich frage mich, geht das? Braucht man wirklich keine
kleine Erholungspause?
1996 waren wir ebenfalls in diesem Gebiet aber nicht mit den
Sieben Meilen Stiefeln.

Deine Beschreibung hat wieder einiges bei mir in Erinnerung gebracht.
gruessle
omasigi

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